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24.05.2013 Magere Aussichten für den Einzelhandel auf dem Land

Der Konzentrationsprozess im Einzelhandel wird sich fortsetzen, die geringen Umsatzsteigerungen der Branche - hauptsächlich getragen von großen Verkaufs-flächen in Citylage - reichen für kleinere Marktteilnehmer oft nicht aus: Viele mussten in den vergangenen Monaten ihr Geschäft aufgeben. Aber: Wer im Konzentrationsprozess flexibel und ideenreich agiert, kann als kleiner und mittelständischer Unternehmer erfolgreich Marktnischen besetzen, die von den großen Filialkonzernen nicht abgedeckt werden.

Das ist ein Ergebnis der jüngsten Studie, die das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) für die HSH Nordbank erstellte. Im Rahmen ihrer Mittelstandsinitiative Unter-nehmer Positionen Nord (UP°) hat die HSH Nordbank das HWWI beauftragt, mehrere Studien zu veröffentlichen. Unter dem Titel "Einzelhandel im Wandel" erklärt die federführende Wissenschaftlerin Dörte Nitt-Drießelmann: "Während die Verbraucher steigende Anteile am Konsum für das Wohnen - einschließlich Strom, Wasser und Gas - verwenden, reduziert sich der Anteil für den Einzelhandel seit Anfang der 90er Jahre stetig."

Bei Möbeln, Haushaltswaren, Bekleidung und Schuhen zeigten sich "Sättigungstendenzen" - die Haushalte seien ausreichend mit diesen Produkten ausgestattet. Zudem steige das Durchschnittsalter der potenziellen Käuferschar. Als Folge der demografischen Entwicklung sei bundesweit von nur gering steigenden, beziehungsweise stagnierenden Einkommen auszugehen.
Hinzu käme als weitere Belastung für den Einzelhandel der wachsende Marktanteil, den die Internetanbieter sich in den verschiedensten Bereichen hinzu erobern. Diesen Vertriebsweg müssten die Einzelhändler mit dem klassischen, stationären Angebotsmodell unbedingt ebenfalls anbieten, bzw. ausbauen, rät Nitt-Drießelmann.

Eine Sonderstellung im Einzelhandel bekleideten die Lebensmittelanbieter, weil diese auch künftig überwiegend wohnortnah gefragt seien. Bei anderen Warengruppen hingegen sei bereits heute ein starker Trend erkennbar, der laut der HWWI-Studie Bestand haben dürfte: Der Einzelhandel - insbesondere Filialisten und Franchisenehmer - dränge sowohl verstärkt in die 1A-City-Lagen, als auch in wachsende Regionen und Städte.

Während das Konzept der Einkaufscenter auf der grünen Wiese nicht mehr zünde und sich stattdessen Leerstände und Substanzverfall an diesen Gebäuden zeigten, sähen die Perspektiven für die zentrumsnahen Handelszonen besser aus. Aufgrund hoher Synergie- und Verbundeffekte könne man hier für den Einzelhandel ebenso wie für Shoppingcenter die besseren Zukunftsperspektiven in Aussicht stellen. Sie bedienten auch ein wachsendes Interesse der Verbraucher nach emotionalen Einkaufserlebnissen.

Hamburg zieht viele Kunden aus dem Umland an

Exemplarisch wird in der Studie am Beispiel Hamburg aufgelistet, wie die Attraktivität von Innenstädten in Metropolen steigen kann. Während der Umsatz im Einzelhandel in den Jahren 1992 bis 2003 lediglich stagnierte, stieg er bis 2010 um 400 Millionen Euro an. Die Hansestadt ziehe zunehmend Kunden aus dem Umland und Touristen an, die den Einzel-handel belebten. Während 1992 noch 11,6 Prozent der Kaufkraft von außen zuflossen, waren es 18 Jahre später bereits 15,4 Prozent. Ähnlich wie Berlin - und im Gegensatz zu München - sei Hamburg polyzentrisch strukturiert, halte also neben der City eine Vielzahl von attraktiven Bezirks- und Stadtteilzentren bereit.

55 Prozent der Betriebe in der Hamburger City sind inhabergeführt, nur wenige könnten aber die Aufwendungen für erstklassige Lagen erbringen. Sie sind überwiegend in 1B- und den 2A/2B-Lagen zu finden, während sich an den Top-Plätzen zunehmend Filialbetriebe, Franchiseunternehmen sowie Flagshipstores der Großunternehmen ausbreiteten. Die inhabergeführten Adresse profitierten jedoch auch an den weniger teuren Lagen von der Sogwirkung, die Malls und Center ausübten.

Andreas Becker, Leiter des Firmenkundengeschäfts der HSH Nordbank, kennt viele Themen, die in der HWWI-Studie beleuchtet werden, aus der Praxis: "Der Einzelhandelsunter-nehmer muss momentan mit Widrigkeiten zurechtkommen, die es vor der Finanzkrise nicht, oder zumindest nicht in der Schärfe gab. Als Bank, die auf langjährige Partnerschaften mit den Kunden setzt, bleiben wir gerade in fordernden Zeiten der kompetente Berater - nicht nur in Finanzierungsfragen sondern auch mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung auf unserem stärksten Markt, dem Norden Deutschlands."



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