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17.06.2013 Braucht Bochum noch ein Shopping-Center?

Bochum gilt mit rund 375.000 Einwohnern als Zentrum des mittleren Ruhrgebiets. Trotz der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation mit der bevorstehenden Schließung des Opel-Werkes in Bochum-Langendreer bietet die Stadt durch ihre zentrale Lage eine Menge Entwicklungspotenzial. Denn der seit Jahren anhaltende Strukturwandel in Bochum zeigt Wirkung. Insbesondere der Dienstleistungssektor hat sich positiv entwickelt. Rund 60% aller Bochumer Beschäftigten sind heute in diesem Bereich tätig. Dabei sind es vor allem die Technologiebereiche, die sich durch überproportionales Wachstum auszeichnen. Insbesondere im Segment der Biomedizintechnik hat Bochum eine führende Rolle für das Ruhrgebiet übernommen. Insgesamt sechs Hochschulen befinden sich in Bochum, darunter auch die Ruhruniversität, die mit mehr als 30.000 Studierenden als eine der größten Universitäten Deutschlands gilt.

BEDEUTUNG DER STADT ALS EINZELHANDELS-STANDORT

Im Einzelhandelssektor dagegen rangiert Bochum noch nicht im oberen Bereich und ordnet sich klar hinter Dortmund und Essen ein. „In der außerordentlichen Konkurrenzsituation im Ruhrgebiet kann sich Bochum gegen Essen und Dortmund nicht wirklich durchsetzen“, konstatiert der Einzelhandelsex¬perte Jürgen Kreutz, Geschäftsführer der auf die Vermittlung von Einzelhandelsimmobilien in Toplagen spezialisierten Makler- und Beratungs¬unternehmens COMFORT. Im Jahr 2011 wurden auf der Verkaufsfläche in der Bochumer City rund 370 Millionen EUR umgesetzt. Der Umsatzanteil der Innenstadt am Gesamtumsatz der Stadt liegt mit gut 17 Prozent weit unter dem Durchschnitt gleich großer Städte. Ein Umstand, der speziell auf den außerhalb der Innenstadt liegenden Ruhr-Park, mit rund 126.000 Quadratme¬tern Verkaufsfläche eines der größten Einkaufszentren Deutschlands, zurückzuführen ist.

Kortumstraße

• Top Teilstück der Fußgängerzone liegt zwischen Südring und Bongardstraße.
• Kortumstraße jenseits des Südrings Richtung Bermuda3Eck mit regionaler und stark gastronomisch geprägter Nutzung.
• Kortumstraße zwischen Bongardstraße und Brückstraße ist geprägt von den beiden Shoppingcentern City-Point und Drehscheibe.
• niveauorientierte Händler in der Seitenlage Huestraße (Kortum-Karree) mit den Mietern Tommy Hilfiger, G-Star, Brax, Liza & Yves, Marc Cain.
• Aktueller Mietpreis liegt bei 77 EUR/m² .

Als Top-1A-Lage in Bochum ist nach COMFORT-Angaben die Kortumstraße zwischen Südring und der Bongardstraße anzusehen. Hier sind Mieten von 77 EUR/m² für Verkaufsflächen mit einer Größe von 80 bis 120 m² an der Tagesordnung. Für Flächen mit 300 bis 500 m² werden Mieten von 32 EUR/m² gezahlt. Die Mieten sind nach COMFORT-Erhebungen in der Vergangenheit relativ stabil geblieben.

Die Nachfrage nach Ladenlokalen an der Kortumstraße ist vom Südring bis zur Brückstraße nach wie vor konstant. Während die großen Textilanbieter auch weiterhin fast ausschließlich den Bereich zwischen City-Point/Drehscheibe und dem Husemannplatz nachfragen, rücken die Bereiche zwischen Brückstraße und Bongardstraße sowie zwischen Husemannstraße und Südring zunehmend in den Fokus der preisaggressiveren Einzelhandelsfilialisten.

Die Teilstücke zwischen Huestraße und Südring bzw. zwischen Bongardstraße und Brückstraße sind hinsichtlich ihrer Lagequalität schwächer einzustufen. Jenseits des Südrings zieht das sogenannte Bermuda3eck mit seinen mehr als 60 gastronomischen Betrieben jährlich mehr als drei Millionen Gäste an – im Sommer bis zu 30.000 pro Tag. Für den Einzelhandel bleibt es dennoch weiterhin eine B-Lage.

Die Huestraße selbst hat durch die Projektentwicklung Kortum-Karree der Häusser-Bau massiv profitiert. Mit attraktiven Mietern wie Stadtparfümerie Pieper, Tommy Hilfiger, G-Star, Brax, Gaastra, Liza & Yves oder Marc Cain in einem aufwändig gestalteten Gebäude mit hochwertiger Anmutung konnte die ursprüngliche Funktion der Huestraße als „Bochumer Niveaumeile“ wiederbelebt werden. Zum Verweilen vor bzw. nach dem Einkauf lädt unter anderem das neue Vapiano-Restaurant mit ca. 600 m² am Husemannplatz ein.

Für das Innenstadtareal inklusive dem heutigen Justizzentrum und Telekom-Block hat die Bochumer Stadtverwaltung ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das bis zu 20.000 m² neue Einzelhandelsflächen vorsieht. Potenzielle Entwickler sind die Unternehmen ECE bzw. CLS, die in diesem Innenstadtgebiet bereits einige Grundstücke besitzen. Eingedenk des Widerstandes gegen das Projekt ranken sich jedoch noch immer viele Fragen um die angedachte Centerentwicklung. Noch ist unklar, in welcher Größe es wann eröffnen wird. Dieser Umstand beeinträchtigt aktuell aber nicht die Nachfragesituation.
Geschäftshäuser in besten Lagen erzielen bei marktgerechten Mietkonditionen aktuell Kaufpreise bis zum 17-fachen der Jahresnettomiete. Die Anfangsrendite liegt bei etwa 5,9 Prozent.

FAZIT UND PERSPEKTIVE
Braucht Bochum noch ein weiteres Center?

Braucht Bochum noch ein Center? „Nein“, sagt Jürgen Kreutz, „denn eine positive Wirkung auf die traditionelle 1A-Lage der Stadt dürfte hiervon wohl eher nicht ausgehen.“
Die Bochumer Innenstadt ist zwar mit allen Nebenlagen rund um die Kortumstraße etwas zerklüftet, weist aber fast alle wesentlichen Branchen und Mieter auf.
Ein neues Center würde und müsste einen Großteil der Centermieter aus Bestandsflächen der Innenstadt akquirieren und somit nur eine Verlagerung bzw. Zentralisierung erwirken.

Stattdessen sollte die Kommune lieber über eine Förderung und Optimierung von innerstädtischem Parkraum, noch aktiverem Stadtmarketing oder sogar über die Initiierung eines Business Improvement District (BID) auf der Kortumstraße nachdenken, meint der Einzelhandels- und Immobilienexperte Kreutz.


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