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12.07.2013 Es ist noch kein Masterplan vom Himmel gefallen

Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für einen Masterplan Industrie für Essen bereits seit einiger Zeit auf Hochtouren: Zahlreiche Gespräche wurden geführt, der Dialog zwischen Wirtschaft und Verwaltung sowie Politik intensiviert, Inhalte und Maßnahmen wurden besprochen und im Juni des Jahres eine Industriepartnerschaft besiegelt. Am Dienstag, 9. Juli 2013, stellten die EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH gemeinsam mit dem EUV Essener Unternehmensverband e.V., der IHK - Industrie- und Handelskammer für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen und der Kreishandwerkerschaft Essen die Überlegungen für das gemeinsame Industriekonzept für Essen vor, während die Vertreter der Unternehmen Jäger Bauelemente GmbH, Ralf Teichmann GmbH und TRIMET SE ihre Anforderungen aus Praxissicht erläuterten.

Die Ziele des Masterplans lassen sich klar umreißen: Eingebettet in die strategische Stadtentwicklung gilt es, die Rahmenbedingungen für das industrielle Wachstum in Essen zu sichern und zu stärken, innovative Neuansiedlungen zu unterstützen und den Stellenwert der Industrie für Essen hervorzuheben. Für die Beteiligten gibt es indes noch viel zu tun: Die bereits entwickelten und an die Essener Industrieunternehmen und produzierenden Handwerksbetriebe verschickten Fragebögen müssen ausgewertet, zahlreiche Unternehmensinterviews noch geführt, eine Zwischenanalyse erstellt, ein Industriekongress durchgeführt und schlussendlich ein politischer Beschluss herbeigeführt werden. Nach knapp einem Jahr soll der Masterplan Industrie für Essen endgültig fertiggestellt sein. Die dann konkret zu bearbeitenden Handlungsfelder beziehen sich beispielsweise auf Themen wie Gewerbe- und Industrieflächenvorsorge, Verkehr und Infrastruktur, Innovation, Forschung und Technologietransfer, Energieversorgung, auf den Bereich Arbeits- und Ausbildungsmarkt und nicht zuletzt auf den Faktor Image.

Die Frage nach dem ʼWarumʼ des Masterplan Industrie für Essen lässt sich leicht beantworten. Dazu EWG-Geschäftsführer Dr. Dietmar Düdden: „Für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit Essens sind die Industrie- und Produktionsbetriebe unseres Standortes von zentraler Bedeutung, denn sie erwirtschaften rund ein Drittel der Bruttowertschöpfung der Stadt. Der Wertschöpfungsbeitrag der Industrie geht weit über diesen Anteil hinaus, denn Industrie- und Produktionsunternehmen kaufen erhebliche Vorleistungen bei anderen Branchen ein. Deshalb ist die Industrie ein wichtiger Absatzmarkt insbesondere für den Dienstleistungssektor.“

In puncto Leistungsfähigkeit muss sich die Essener Industrie also nicht hinter anderen deutschen Großstädten verstecken und rangiert vor Standorten wie Bremen, Berlin, Hamburg und Düsseldorf. Dennoch: Insbesondere in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet werden die Rahmenbedingungen für Industrie- und Produktionsunternehmen immer schwieriger, denn neben steigenden Energiekosten und Imageproblemen wird das begrenzte Flächenangebot Expansion und Wachstum erschweren. Deshalb betont auch Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV Essener Unternehmensverband e.V., die Notwendigkeit eines Masterplan Industrie für Essen: „Eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ist hierbei unabdingbar. Ein wichtiger Baustein des Masterplans Industrie ist es deshalb, auch mit Blick auf den demografischen Wandel, Platz für neue Industrie zu schaffen. Das Thema Flächenentwicklung, vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, ist jetzt zentraler denn je: Wir brauchen eine klare, neue Willkommenskultur für die Industrie, die auch in der Stadtverwaltung verankert werden muss. Dann schaffen wir es auch, Essen für qualifizierte Fachkräfte attraktiv zu machen und diese an die Stadt zu binden.“

Ohnehin ist die Bedeutung der Industrie für das Stadtsäckel nicht zu unterschätzen und so macht die IHK auf die positiven finanziellen Auswirkungen eines starken Industriesektors auf den Haushalt der Stadt Essen aufmerksam: "Jeder zusätzliche Industriearbeitsplatz in Essen erhöht die Steuereinnahmen und reduziert gleichzeitig Ausgaben im Sozialbereich. Hätte sich die Essener Industrie in den vergangenen zehn Jahren so entwickelt wie die im gesamten Land Nordrhein-Westfalen, würde das für den städtischen Haushalt ein jährliches Plus von rund 40 Millionen Euro bedeuten", so Heinz-Jürgen Hacks, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Essen.

Die Kreishandwerkerschaft betont die Rolle der Handwerksbetriebe für die Attraktivität und Vielfältigkeit der Essener Wirtschaft: „Unsere Betriebe beschäftigen in Essen rund 31.000 Mitarbeiter. Sie sichern und fördern Beschäftigung und wirtschaftliche Prosperität. Damit Essen auch in Zukunft bedeutender Produktions- und Handwerksstandort bleibt, müssen wohnnahe handwerkliche Wirtschaftsstrukturen erhalten und durch die Ansiedlung neuer Handwerksbetriebe gestärkt oder wieder hergestellt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen bedarfsgerechte Gewerbestandorte gesichert und entwickelt werden und die Genehmigungsprozesse schneller über die Bühne gehen“, sagt Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen.

Neben diesen Anforderungen formulierten auch die anwesenden Firmenvertreter weitere konkrete Vorstellungen, wie die Rahmenbedingungen für Industrieunternehmen und produzierende Handwerksbetriebe in Essen nachhaltig verbessert werden können – eine Menge Inhalte also schon in der vorbereitenden Phase des Masterplans. Dennoch sind sich alle Beteiligten einig: Nur das kooperative Vorgehen ist der richtige Weg, um den Industriestandort Essen zukunftsfest zu machen und die Unternehmen noch besser an den Standort zu binden.

Der Industriestandort Essen in Zahlen:

• In Essen erzielen rund 170 Industrieunternehmen (mit 20 und mehr Beschäftigten) einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.
• Die Exportquote liegt bei rund 37 Prozent bei einem Exportwert von rund 1,5 Milliarden Euro.
• Die industrielle Bruttowertschöpfung macht rund 32 Prozent der Gesamtwertschöpfung aus.
• Rund 39.500 Beschäftigte arbeiten im produzierenden Gewerbe.
• Der Beschäftigtenanteil im industriellen Sektor liegt bei rund 18 Prozent.


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