News RSS-Feed

27.09.2013 Produktionsrückführung nach Europa bleibt die Ausnahme

Colliers International und CoreNet Global wiederlegen im gemeinsam vorgelegten Bericht „Home vs Away“ die Annahme, dass der nächste große Trend in der Unternehmenswelt die Rückführung von Produktionsaktivitäten nach Europa sei. Stattdessen verfolgen viele multinationale Konzerne einen sogenannten Best-Shoring-Ansatz, wobei Produktionsvorgänge ausgelagert werden, um so perspektivisch weltweite Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

Während der Fokus des heute veröffentlichten Berichts auf die Zukunft von Offshoring und Reshoring gerichtet ist, zeigt sich, dass mit diesen Begriffen die globalen Strategien von multinationalen Konzernen nicht vollständig erklärt werden können. „Die Unternehmens-strategien sind alles andere als eindimensional“, erklärt Guy Douetil, Geschäftsführer EMEA Corporate Solutions bei Colliers International und fügt hinzu: „Die gute Nachricht für Europa ist, dass seine Attraktivität als eine Best-Shoring-Option zunehmen wird; Europa wird von der Modernisierung des Schienennetzes und der Tiefseehäfen profitieren, was bedeutet, dass von Europa aus große Endverbrauchermärkte sowohl in Europa als auch Asien erreicht werden können.“

Guy Douetil weiter: "Die Ergebnisse des Berichts sind eine Überraschung, da wir nach dem ganzen Rummel um Offshoring und Reshoring erwartet hatten, dass Produktionsbetriebe aufgrund der Nähe zu ihren Kunden und Lieferanten sowie wegen der stark steigenden Arbeitskosten in den klassischen Offshoring-Regionen wie Indien und den MOE-Ländern wieder zurück nach Europa gehen.“ Obwohl fast 25% der befragten Produktionsbetriebe Teile ihrer Produktionsaktivitäten in den letzten fünf Jahren nach Europa zurückgeholt haben, zeigen die Untersuchungen von Colliers und Corenet Global, dass man nicht von einer klaren Rückführungsstrategie sprechen kann. Tatsächlich planen lediglich 11% der produzierenden Unternehmen, in den nächsten drei Jahren nach Europa zurückzukehren (Reshoring).

Die Untersuchung zeigt außerdem, dass in den aufstrebenden Märkten mit Wachstum gerechnet wird, da Binnenwirtschaft und Verbraucherbasis wachsen werden, und dass diese Länder weiterhin die Hauptziele im Rahmen der Expansion der Produktionsaktivitäten sein werden. Die Analyse ergab, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen plant, ihre Produktionsaktivitäten in Osteuropa, Russland oder in der Türkei innerhalb der nächsten drei Jahre wesentlich zu erhöhen. Insbesondere die Automobil- und Pharmaindustrie werden das Produktionswachstum in diesen Regionen antreiben. Attraktiv sind vor allem die Entwicklung und Modernisierung von Tiefseehäfen in Südeuropa, die es ermöglichen, dass Schiffe direkt in Südeuropa anlegen können und damit wettbewerbsfähige Routen für den Transport von Waren aus Asien nach Europa geschaffen werden, besonders für jene Strecken, die nach Mittel- und Südosteuropa führen.

Guy Douetil erläutert: „Transporte zwischen Ländern mit niedrigen Kosten - besonders von China in andere aufstrebende Volkswirtschaften - werden zunehmen. Der starke Anstieg der Lohnkosten und der daraus resultierende Rückgang von Standortvorteilen der aufstrebenden Märkte ist nun eine der Hauptsorgen der globalen Wirtschaft. In China haben sich die Gehälter seit 2007 mehr als verdoppelt, und die Einführung einer verpflichtenden Sozialabgabe für Arbeitgeber sowie die steigenden Lohnerwartungen der Mitarbeiter werden wohl die Arbeitskosten weiter unter Druck setzen.“

Langfristig gehen wir davon aus, dass sich die Lieferkette durch Technologieneuerungen wie 3D-Drucker und Roboter radikal wandeln wird. „Auch wenn 3D-Drucker noch in den Kinderschuhen stecken“, so Guy Douetil abschließend, „entwickelt sich die Technologie doch schnell. Bald wird es möglich sein, komplexe feste Gegenstände herzustellen und Eingaben ganz einfach an Kundenwünsche anzupassen. Die Montage von Baugruppen wird zunehmend von Robotern ausgeführt, was dazu führen wird, dass Arbeitskosten und -gesetze bei der Standortwahl von Fabriken und bei Entscheidungen zu Beschaffungsquellen weniger wichtig sein werden. Diese beiden Aspekte sind bereits jetzt zu beobachten. Sie werden zunehmend dazu führen, dass Unternehmen ihre Produktion näher an den Käufermärkten und Verbrauchern ansiedeln.


Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!