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10.12.2013 Neubau einer Mensa für Hochschule und Universität Osnabrück

Der Westerberg ist die bevorzugte Wohngegend in Osnabrück. Von dem hohen Lebensstandard profitieren auch die Hochschule und die Universität. Sie besiedeln attraktive Areale am Westerberg und erhalten zudem seit dem Abzug der britischen Streitkräfte aus Osnabrück freigezogene Immobilien und Flächen der ehemaligen Von-Stein-Kaserne. Hier wächst zwischen der Barbara- und der Artilleriestraße ein neuer Campus mit seinen essentiellen Funktionen heran. Im ersten Schritt ist eine neue Mensa entstanden, die von den zahlreichen Studenten der Hochschule und der Universität gleichermaßen genutzt wird. Modern, transparent und doch mit festem Standortbezug findet sie wie selbstverständlich ihren architektonischen und funktionalen Platz zwischen den historischen Gebäuden am Westerberg.

Lange Zeit war die Essensversorgung der Studierenden und Lehren¬den am Campus Westerberg nicht optimal gelöst. Die Kapazität des bestehenden Versorgungszentrums AVZ aus dem Jahre 1975 wurde durch die stetig zunehmende Anzahl von Essensteilnehmern ausge¬schöpft und überschritten. Für den Neubau der Mensa wurde im Früh¬jahr 2007 ein begrenzt offener Architektenwettbewerb zwischen 24 Architekturbüros ausgelobt. Der Entwurf der pbr AG gewann in die¬sem Wettbewerb den ersten Preis.

Um das städtebauliche Konzept und die Gestaltung des neuen Campus Westerberg zu entwerfen, wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Osnabrück ein Workshop durchgeführt. Hierbei entwickelte die Arbeitsgemeinschaft der Berliner Landschaftsarchitekten Lützow 7 und der pbr AG einen Masterplan, in dem der neue Campus das städtebauliche Bindeglied zwischen dem historisch geprägten Stand¬ort und den neu zu errichtenden Hochschulgebäuden bildet. Die Men¬sa ist der erste Baustein des zukünftigen Campus. Ein Hörsaal- und Seminar-Zentrum sowie eine Bibliothek folgen. Diese Gebäude wer¬den dem Campus und der Hochschule eine neue zukunftsweisende Identität geben.

Mäandernde Formen
Die Gebäude der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Von-Stein-Kaserne sind in den letzten Jahren sensibel wiederhergestellt wor¬den. Aufgrund seiner guten Gebäudesubstanz heben sich diese Tei¬le des Hochschulstandorts qualitativ stark von anderen, heterogener bebauten Flächen ab. Folglich stellte auch die städtebauliche Aus¬gangssituation außerordentlich hohe Anforderungen an die Architek¬tur des Neubaus. Die neue zweigeschossige Mensa hat die Gro߬form eines einfachen Rechtecks, dessen Baukörper als horizontal gefaltetes Mäanderband ausgebildet wird. An den rhythmischen Hö¬henunterschieden des Mäanders lassen sich die jeweiligen Rauman¬forderungen der Mensa ablesen. Nach Osten, zum Campusboulevard betont die Gebäudeform mit einem Einschnitt die Eingangssituation. Zusätzlich akzentuieren großzügige Verglasungen die öffentlichen Be¬reiche Foyer, Cafeteria und die Speisesäle. Das auskragende Dach verschattet auf natürliche Weise die Glasflächen und betont gleichzei¬tig das Gestaltungsmotiv des Mäanders.

Die Fassade ist durch transparente Glaselemente und geschlos¬sene Flächen aus hellem Verblendmauerwerk geprägt. In städtebau¬licher Ordnung, Maßstäblichkeit, Materialität und Farbigkeit bildet die Mensa ein homogenes Erscheinungsbild zu ihrem Umfeld. So nimmt der Neubau Wegbeziehungen und Gebäudekanten der südlich an¬grenzenden Institutsgebäude auf und führt diese weiter. Da die Men¬sa von der Barbarastraße zurückgesetzt ist, wird so der Campus räumlich definiert. Die Gestaltung des Campus nimmt Bezug zur Symmetrie der Mensa und lädt durch spielerische Sitzelemente zum Verweilen ein – es entsteht ein attraktiver studentischer Boulevard.

Gestapelte und gereihte Funktionen
Das Baugrundstück liegt an einem Berg und weist in Nord-Süd-Rich¬tung einen geschosshohen Geländesprung auf. Der Entwurf der pbr AG nutzt diese Situation, indem hier innen liegende Lager- und Tech¬nikräume angeordnet werden. Die Zufahrt zum Betriebshof wurde erdgeschossig nach Westen orientiert, der natürliche Geländesprung und eine räumliche Einfassung schirmen die Situation auf einfache Weise ab. Über den Betriebshof erfolgt unkompliziert und auf direk¬tem Wege die Anlieferung der Mensa. In diesem Teil des Erdgeschos¬ses befinden sich abgewandt vom Publikumsverkehr Räume der Ver- und Entsorgung, Lager, Kühlräume und der Sozialbereich des Personals.

Die Haupterschließung der Mensa erfolgt über den Campusboule¬vard von Osten. Die beiden Speisesäle und ein separater Gästeraum mit insgesamt 1.000 Sitzplätzen sind im Obergeschoss situiert. Eine breite Treppe führt den Gast aus der Eingangshalle zur Speisenaus¬gabe die als Free-Flow-Anlage realisiert wurde. Täglich werden hier bis zu 5.000 Essen ausgegeben. Wartezeiten werden durch die gro߬zügige Anlage und das offene Free-Flow-Prinzip verringert. Mit der er¬höhten Lage der Speisesäle im Obergeschoss bieten sich den Besu¬chern vielfältige Ausblicke. Durch die bodentiefen Glasfassaden und zusätzliche Glasoberlichter im Dach wird der qualitativ hochwertige Tageslichtanteil in den öffentlichen Nutzungsbereichen optimiert. Natürliche Materialien wie das Eichenparkett in den Speisesälen prä¬gen die homogene Raumgestaltung und sind zudem langlebig, nach¬haltig und kosteneffizient. Die Café Lounge mit 196 Sitzplätzen und der Veranstaltungsraum für weitere 60 Personen sind nach Osten und somit direkt zum Campusboulevard ausgerichtet. Sie wird über eine eigene Küche versorgt und kann somit zeitlich unabhängig von der Mensa betrieben werden. Auf der vorgelagerten Terrasse wird mit Holzdecks ein aufgelockerter Sitzbereich ausgebildet.
Im Sommer können die Nutzer zusätzlich auf dem Balkon über dem Haupteingang oder auf dem nach Süden orientierten Freibereich essen. Im rückwärtigen Teil des Obergeschosses befinden sich die Produktionsküche und die Räume der Speisenvorbereitung. Über Ver¬glasungen werden auch hier Blickbeziehungen nach außen und der Tageslichteinfall ermöglicht.

Der Mensabetrieb unterliegt starken Besucherschwankungen: Während des Lehrbetriebs im Semester ist die Auslastung hoch. In der vorlesungsfreien Zeit sinken die Essenszahlen und die Mensa läuft im Schwachlastbetrieb. Darauf reagiert der Mensaneubau, indem die beiden symmetrisch angeordneten Speisesäle separat be¬trieben werden können. Hierzu sind sie beispielsweise mit gesonder¬ten Geschirrrückgaben und Spülküchen ausgestattet. Der Publikums¬verkehr ist in einer kreuzungsfreien Abfolge geplant. Über die Haupttreppe gelangen die Besucher in die Free-Flow-Ausgabe. Dort wählen sie ihr Essen, bezahlen es an der Kasse und nehmen es in ei¬nem der beiden Speisesäle zu sich. Auf dem Weg zum Ausgang ge¬ben sie ihr Geschirr an der Rückgabe ab und verlassen den Speisesaal dann über eine hier angeordnete Wendeltreppe direkt zum Foyer. Der Ein- und Ausgangsverkehr ist durch die zwei räumlich getrennten Treppen störungsfrei organisiert. Die neue Mensa ist auf die Bedürf¬nisse von Behinderten sowie auf Studierende mit Kindern eingerich¬tet. Im Erdgeschoss ist z. B. der Eltern-Kind-Bereich angeordnet, in dem Eltern ihre Kinder in der Stillecke versorgen und in einem sepa¬raten Raum wickeln können. Weiterhin wird das Angebot für die Kin¬der durch einen eigenen Spielbereich ergänzt.

Ergonomie und Energieoptimierung
Auch die Küchen- und Gebäudetechnik ist auf die Bedürfnisse der Nut¬zer abgestimmt. So sind die Küche und die Vorbereitungsbereiche wie Dessertposten, kalte Küche, Gemüse- und Fleischvorbereitung direkt einander zugeordnet. Durch die kurzen Wege wird der Produktionspro¬zess optimiert. Glaselemente zwischen den Bereichen ermöglichen zu¬dem direkte Blickbeziehungen und fördern so die Kommunikation. Jede dieser Einheiten bildet einen eigenen Arbeitsbereich, dessen technische Ausstattung zeitgemäß auf einen geringen Energiever¬brauch ausgerichtet ist. Beispielsweise laufen die beiden Spülstraßen während der Schwachlastzeiten im wasserschonenden Reduktionsbe¬trieb. Darüber hinaus sind sie mit einem System zur Wärmerückgewin¬nung ausgestattet. Zusätzlich verfügt die komplexe Kücheneinrichtung über eine Datenschnittstelle, über die technische Daten für das Pro¬zessmanagement ausgelesen werden. Die Speisereste werden im Küchen- und Spülbereich in Aufgabestellen entsorgt und über ein geschlossenes Leitungssystem zu der zentralen Nassmüllentsorgungsanlage im Erdgeschoss transportiert. Die so gewonnenen Abfälle können später einer Biogasanlage zugeführt werden.

Bei der Planung der Küchentechnik wurde auf Ergonomie geachtet. Die Hauptausgaben sind z. B. mit sogenannten Bain-Marie-Behältern ausgestattet. Diese mit Nahrungsmitteln befüllten Behälter werden nicht in die Theken gehoben, sondern rückenschonend eingeschoben. Ebenso wurde die flache Gefälleausbildung des Küchenfußbodens und der Edelstahl-Rinnen auf einen hohen Stehkomfort abgestimmt. Die Tablett- und Tellerspender sind ergonomisch auf die Abstapelung der vollautomatischen Geschirrspülmaschine abgestimmt. Das neue Men¬sa-Gebäude ist die zentrale Verpflegungseinrichtung auf dem Campus am Westerberg, das sowohl von Universität und Hochschule genutzt wird. Die Mensa bildet nicht nur den ersten Stein im städtebaulichen Masterplan, sondern zeichnet auch die ersten Züge eines profilreichen Hochschulstandortes, der Tradition und Moderne auf vorbildliche Wei¬se verbinden wird.

Die pbr Planungsbüro Rohling AG ist ein Architektur- und Ingenieurbüro mit Hauptsitz in Osnabrück und Niederlassungen in Berlin, Braunschweig, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Jena, Magdeburg und Stuttgart. Schwerpunkte hat das Büro u. a. in der Planung von Gebäuden für die Bereiche Kultur, Sport und Freizeit, Verwaltung, Ausbildung, Industrie und Gesundheit. Zum Beispiel realisierte die pbr AG die Planung für den Neubau der EmslandArena in Lingen, den Neubau des Bildungszentrums der IG-Metall in Sprockhövel und die Generalplanung für den Neubau des Forschungs- und Erlebniszentrums Palaön in Schöningen.


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