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11.12.2013 Lüneburg: Einkaufstadt mit Charakter

Die niedersächsische Kreisstadt Lüneburg (Oberzentrum mit rd. 71.000 Einwohnern) fungiert innerhalb einer ansonsten noch weitgehend ländlich geprägten und von daher vergleichsweise dünn besiedelten Region im Südosten der Metropolregion Hamburg als maßgebliches kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Allen voran durch die historische Altstadt mitsamt ihren gastronomischen Angeboten und Einkaufsmöglichkeiten, die hieran unmittelbar anknüpfenden Wohnquartiere („Stadt der kurzen Wege“) sowie attraktive Freizeitmöglichkeiten in der unmittelbaren und näheren Umgebung gelingt es Lüneburg, einen unverwechselbaren Charme zu verbreiten.

Über eine direkte Autobahnverbindung nach Hamburg, mehrere gut ausgebaute Bundestraßen sowie den zentral gelegenen Bahnhof ist Lüneburg zugleich ausgesprochen eng vernetzt mit der gesamten Region, so dass die Stadt zunehmend auch als beliebter, großstadtnaher Wohnstandort an Bedeutung gewinnt.

Unter touristischen Aspekten hat sich Lüneburg zum beliebten Ziel für Tagesausflügler aus Hamburg und dem niedersächsischen Umland entwickelt. Schließlich konnte das lokale Gastgewerbe in 2012 an der Stadtgröße gemessen recht beachtliche 300.000 Übernachtungen verbuchen.

Neben ihrer Funktion als Behörden- und Verwaltungsstandort, übernimmt die Kreisstadt innerhalb des gleichnamigen Landkreises aber auch darüber hinausgehend wichtige Versorgungsaufgaben für die Region mit einem breiten Angebot an kulturellen, sozialen und Schuleinrichtungen. Darüber hinaus prägen Verwaltungs-, Dienstleistungs- und Handelseinrichtungen in erster Linie mittelständische Unternehmen der Sparten Ernährungsindustrie, Maschinenbau, Elektrotechnik sowie des Textil- und Baugewerbes den Wirtschaftsstandort Lüneburg, der gegenwärtig mehr als 35.000 Beschäftigte zählt. Die herausragende Stellung als maßgeblicher Arbeitsstandort der Region spiegelt sich u.a. auch in einem ausgesprochen positiven Pendlersaldo (+11.000) wider. Die Arbeitsmarktsituation ist gegenwärtig weitgehend entspannt. So lag die Arbeitslosenquote im September 2013 bei gut 6%.

Durch den kontinuierlichen Ausbau seiner Hochschuleinrichtungen (gegenwärtig rd. 8.000 Studierende) konnte die Hansestadt ihr wirtschaftliches Profil um eine weitere Facette bereichern. Darüber hinaus dürfte die Etablierung Lüneburgs als Universitätsstandort aber auch maßgeblich zur Belebung und „Verjüngung“ der Stadt beigetragen haben, so Olaf Petersen, Chef Researcher des auf HighStreets spezialisierten Makler- und Beratungsunternehmens COMFORT.

BEDEUTUNG DER STADT ALS EINZELHANDELS-STANDORT

Unter Einzelhandelsaspekten verfügt Lüneburg mit der historischen Altstadt über einen ausstrahlungsstarken, innerstädtischen Haupteinkaufsbereich (rd. 59.000 m² VKF), der durch sein ansprechendes Ambiente und seine Kompaktheit bestmögliche Rahmenbedingungen für die hier ansässigen Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe bietet.

Ein weiteres maßgebliches Standbein für den Lüneburger Einzelhandel stellen Solitär-, Fachmarkt- und Nahversorgungsstandorte im übrigen Stadtgebiet dar, die aufgrund vorherrschend flächenextensiver Formate (Stichworte: Verbraucher-, Bau- und Möbelmärkte) mit knapp 114.000 m² VKF entsprechend stark zu Buche schlagen.

Was die Nachfrageseite anbelangt, so stellen das lokale/regionale Kaufkraftniveau, das gegenwärtig knapp unterhalb des Bundesdurchschnitts rangiert, als auch ein verhältnismäßig geringes Bevölkerungspotenzial im Einzugsgebiet (rd. 251.000 Einwohner) gewisse restriktive Komponenten für den lokalen Einzelhandel dar. Was die Angebotsseite angeht, dürften aber die Entwicklungsspielräume der Innenstadt längst noch nicht in vollem Umfang ausgeschöpft sein.

Die Leistungsparameter des städtischen Einzelhandels bieten gegenwärtig ein ausgesprochen positives Bild. Die Zentralitätswerte (130,9) sind über alle Warengruppen hinweg wie auch im Bereich Fashion (Modezentralität: 251,4) recht beachtlich, aber gleichermaßen als durchaus noch steigerungsfähig einzustufen. Die innerstädtisch erzielten Flächenleistungen sind ansprechend und liegen mit durchschnittlich knapp 3.800 €/m² VKF auf gutem Niveau.

Ein weiteres Indiz für die positive Entwicklung ist die stetige Steigerung der Ladenmieten, die auch im Jahr 2013 wieder Spitzenwerte von 90,- EUR/m² (80-120 m²) und 60,- EUR/m² (300-500 m²) erzielten. Diese übertreffen damit die Vorjahreswerte um ca. 6,3 % bzw. 1,8 %, skizziert Frank Reitzig, der für die Vermietung zuständige Geschäftsführer von COMFORT Hamburg.

CHARAKTERISIERUNG DER 1A-LAGEN
Große Bäckerstraße / Kleine Bäckerstraße

• Top-Lagen in der Altstadt von Lüneburg. Geprägt durch überwiegend historische Gebäude
• Hohe Passantenfrequenz
• Klassische Rennmeile mit konsumorientiertem Angebot und hohem Filialisierungsgrad
• Trotzdem gibt es einen gewissen Anteil an lokalen Einzelhändlern (Juwelier Süpke, Brillen Curdt, Buchhandlung Perl, Juwelier Haag, etc.)
• Zusätzliche Attraktivitätssteigerung durch den zweimal in der Woche stattfindenden Wochenmarkt auf dem angrenzenden Marktplatz vor dem historischen Rathaus
• Neuer Mieter: Brax
• Aktueller Mietpreis liegt bei 90,- €/m² für Kleinflächen und ca. 60,- € /m² für mittelgroße Flächen

Grapengießerstraße
• Abgeschwächte Lage mit durchschnittlich größeren Verkaufsflächen als in den absoluten Top-Lagen
• Hoher Bestand an historischen Gebäuden
• Speziell im Bereich zwischen Am Sande und Kuhstraße hohe Passantenfrequenz
• Konsumorientiertes Angebot mit hohem Filialisierungsgrad
• Bedeutendster Eigentümer ist derzeit die Drogerie Müller
• Neue Mieter: Villa Fabelhaft, Hasehabenwill
• Zukunft der ehemaligen Peek & Cloppenburg Immobilie offen

Centersituation
Für Eigentümer und Mieter gleichsam erfreulich, besteht kaum noch eine Möglichkeit, dass es irgendwann einmal ein innerstädtisches Einkaufszentrum in der Altstadt von Lüneburg geben wird. Die zwischenzeitlich fertiggestellte Projektentwicklung des neuen P&C Hauses hat die möglichen Grundstücke für ein zuvor eventuell denkbares Einkaufszentrum vollständig in Beschlag genommen, sodass es fast aussichtlos ist, dass zukünftig ein solches Projekt auf den Weg gebracht werden könnte.

Bleibt allein die vage Möglichkeit, dass bei einer möglichen Schließung des Karstadt-Hauses ein entsprechendes Flächenkontingent verfügbar wäre. Karstadt würde in einer Stadt wie Lüneburg definitiv eine Lücke hinterlassen. Abgesehen davon funktioniert das „Kaufhaus Lüneburg“ so gut, dass ein Einkaufszentrum hier ohnehin eher stören würde.

Durch den inzwischen vollzogenen Umzug von Peek & Cloppenburg vom alten Standort in der Grapengießerstraße auf die eigens für diesen Großmieter entwickelte und moderne Fläche am historischen Marktplatz, hat sich der in den letzten Jahren immer stärker etablierende Rundlauf weiter gefestigt. Beginnend am südlichen Ende des Marktplatzes über die Große und Kleine Bäckerstraße, weiterführend über die Grapengießerstraße und in deren Verlauf abknickend in die Straßenzüge Kuhstraße, Schrangenplatz, Schröderstraße, An der Münze und endend am Marktplatz, bietet dieser dem Konsumenten ein abwechslungsreiches und interessantes Angebot. Gerade der gastronomisch geprägte Bereich rund um den Schrangenplatz schafft für die Besucher eine von hoher Aufenthaltsqualität geprägte Möglichkeit für eine kurzweilige Verschnaufpause nach einem langen Einkaufsbummel. Die zwischenzeitlich freigewordenen Flächen des ehemaligen Peek & Cloppenburg Standortes sind noch nicht wieder an einen nachhaltigen Nutzer vermietet worden. Es wäre sehr wünschenswert, wenn dort wieder ein großflächiger Textilanbieter einziehen würde. Die Geschäftsaufgabe des Lüneburger Traditionshauses Hedemann und der Umzug von P&C hat den Anteil an der von Textilanbietern genutzten Verkaufsfläche in der Grapengießerstraße massiv geschwächt. Ein noch längerer Leerstand des ehemaligen P&C – Hauses könnte der gesamten Lage zumindest vorübergehend schaden.

INVESTMENT

Eine große Anzahl an Investoren hat Interesse an der Stadt. Neben einem ausgeprägten Markt von lokalen Privatinvestoren, die jeweils mehrere Immobilien in der Innenstadt besitzen, gibt es die übliche überregional aktive Investorengruppe, die abseits der A- und B-Standorte unterwegs ist. Zunehmend ist die Zahl an institutionellen Investoren, die für die Stadtgröße Lüneburgs nicht selbstverständlich ist. Zum einen mag ein Grund in der Nähe zur Metropole Hamburg liegen, wichtiger aber ist die beständige positive Entwicklung des Einzelhandelsstandortes, der von den sicherheitsorientierten Anlegern gewürdigt wird. Das Angebot ist für diese Käufergruppe aber denkbar knapp: Das Transaktionsaufkommen ist aufgrund des hohen Anteils an Privateigentümern, die schon seit geraumer Zeit aufgrund der Dauerniedrigzinsphase kaum interessante alternative Anlagemöglichkeiten finden, gering und viele kleinflächige Immobilien in der Innenstadt haben nicht das notwendige Kaufvolumen für institutionelle Anleger. So gab es nach dem Kauf von zwei Eigennutzern (Müller Drogerie und Roy Robson) in den letzten Jahren kaum nennenswerte Verkäufe. In diesem Jahr wurde dann wieder eine größere Immobilie veräußert, was aber absehbar war: Der ehemalige Sitz der Lüneburger Sparkasse am Markt, der für den Großmieter Peek & Cloppenburg komplett entkernt und umgebaut wurde, ist anschließend von der Sparkasse an ein norddeutsches Versorgungswerk veräußert worden. Die Objektknappheit in Verbindung mit einer steigenden Anzahl an Kaufinteressierten, drückt die Renditen leicht nach unten und für Objekte mit entsprechender Mieter- und Lagequalität bewegen sich die erzielbaren Renditen bei knapp 5,8 %. Die Nachfrage konzentriert sich weiterhin auf die Toplagen. Die Grapengießerstraße ist deutlich zurückhaltender nachgefragt und Investoren warten auf eine Nachnutzung des ehemaligen Peek & Cloppenburg. Ein nachhaltiger Mieter dürfte zumindest im vorderen Bereich bis zur Kuhstraße ein steigendes Interesse an Investoren mit sich bringen.

FAZIT UND PERSPEKTIVE

Im Jahr 2013 hat es in der Anzahl zwar relativ wenige Veränderungen in einem über Jahre stabilen Einzelhandelsbesatz gegeben. Allerdings dürfte der bereits erwähnte Verlust des Modehauses Hedemann und deren ehemaligen ca. 3.300 m² großen Textilverkaufsfläche für die gesamte Stadt, aber im Besonderen für die Grapengießerstaße, eine nachhaltige Veränderung bedeuten. Zusammen mit dem Umzug von P&C gingen der Grapengießerstraße somit insgesamt ca. 6.000 m² an Textilkompetenzen verloren. Allerdings bietet sich dadurch auch die Chance für einen Relaunch. Kann doch die Grapengießerstraße allein schon durch die guten Parkmöglichkeiten am westlichen Ende eine gesunde Grundfrequenz aufweisen.

Die im Gesamtbild geringen Veränderungen bei dem Mieterbesatz zeigen bei ungebrochener Nachfrage nationaler und internationaler Filialisten, dass das Angebot an vakanten Ladenflächen - insbesondere kleine bis mittlere Verkaufsflächen - seit vielen Jahren die Nachfrage in den 1A-Lagen nur sehr unzureichend bedienen kann. Durch den oftmals obligatorischen Denkmalschutz der historisch gewachsenen Gebäudestruktur ist eine signifikante Erweiterung der Flächen nur schwer zu realisieren. Die stetige Steigerung der Höchstmieten in den 1A-Lagen belegt dies nachhaltig. Nachfragedruck seitens der Filialisten besteht insbesondere in der absoluten 1A-Lage Große und Kleine Bäckerstraße. Diese Nachfrage nach mittleren bis großen Flächen geht nicht nur von ansiedlungswilligen neuen Konzepten, sondern auch von bereits vorhandenen Einzelhandelskonzepten aus, die Optimierungsbedarf bzw. Erweiterungsbedarf haben. Die vorhandenen Gebäudestrukturen sind nämlich oft nicht erweiterbar.

Alles in allem handelt es sich bei Lüneburg und speziell der City um einen Einzelhandelsstandort mit sehr stabilem eigenen, wie auch touristischem Potenzial. Dieses wird durch eines für eine Stadt dieser Größenordnung außerordentliches Einzelhandelsmieter– wie auch Investoreninteresses belegt. Die sehr gute und vor allem schnelle Verbindung zum südlichen Hamburg und dessen Umgebung sowie der besondere Charme und die hohe Aufenthaltsqualität, machen Lust auf einen entspannten und abwechslungsreichen Einkaufbummel. Dies darf gern so bleiben, resümiert COMFORT-Geschäftsführer Günter Rudloff.


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