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24.02.2014 Clouth-Quartier Köln: Vier Hallen sollen größtenteils Wohnungen weichen

Für die Umnutzung von vier ehemaligen Industriehallen im Clouth-Quartier in Köln-Nippes fand ein städtebaulicher Ideenwettbewerb für Postgraduierte statt. Von den neun eingereichten Arbeiten wurde von der Jury das Konzept von drei Absolventinnen der Hochschule Bochum zum Siegerentwurf gekürt. Lisa Marie Dicke, Lisa Paus und Natalie Meng erhalten insgesamt 3.000 Euro. Der Investor will das Konzept mit den Architektinnen weiterplanen.

Bei dem Wettbewerbsgebiet handelt es sich um vier ehemalige Industriehallen im Westen des Clouth-Quartiers aus den 1950er Jahren. Ihre durchgehenden Fassaden an der Niehler Straße sind denkmalgeschützt. Aufgabe der Teilnehmer war es, für die 16.000 Quadratmeter große Fläche eine Mischnutzung für Wohnen und Arbeiten zu entwickeln.

Die im Süden angrenzende Halle 29 blieb bei diesem Wettbewerb außen vor. Sie soll mehreren Künstlern als Atelier zur Verfügung gestellt werden, die schon vor der Umwidmung der ehemaligen Gummiwerke auf dem Gelände Räume nutzten. Die Gespräche laufen.

„Die Jury hat sich einvernehmlich für diesen Entwurf entschieden. Besonders schätzen wir die Weiterführung der Achse der Blücherstraße auf das Gelände. Die Siegerinnen sehen hier an der denkmalgeschützten Außenfassade an der Niehler Straße zwei schmale Durchbrüche für Fußgänger und Radfahrer vor. Dabei greifen sie behutsam in die Substanz ein: Oberhalb der Tore wird die Fassade weitergeführt“, erläutert Stephan Schmickler, Vorsitzender des Organisators, dem Verein zur Förderung von Städtebau und Landesplanung in NRW und Stadtbaurat in Bergisch Gladbach.

Hinter der Fassade sollen laut Siegerentwurf im Erdgeschoss Gewerbeflächen wie Kleinbetriebe, Büros oder Praxen entstehen, darüber Wohnungen. Die bisherigen Hallenhöhen von 7,60 beziehungsweise neun Metern würden um eine Glasfassade ergänzt, damit die Front auf einheitlich neun Meter Höhe angehoben wird.
An diesen Gebäuderiegel schließt sich in Richtung des Quartierzentrums die denkmalgeschützte Halle 17 mit einer davor liegenden Freifläche an. Für dieses Zwischenstück haben die Planerinnen einen geschützten Wohnblock vorgesehen mit einer darunterliegenden Tiefgarage.

„Die Fassaden dieser Wohngebäude sind schlicht und elegant und nehmen sich gegenüber den angrenzenden Baudenkmälern zurück“, so Bernd Streitberger. Er ist Geschäftsführer der Grundstückseigentümerin, moderne stadt GmbH, der Entwicklungsgesellschaft der Stadtwerke Köln GmbH und der Stadt Köln. Das Unternehmen ist als Entwickler des Clouth-Quartiers ebenfalls Organisator des Ideenwettbewerbs.

„Uns reizte bei diesem Wettbewerb der Umgang mit einem außergewöhnlichen Industriedenkmal, einer über 200 Meter langen Fassade und die Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten. Dabei war uns wichtig, dass beide Nutzungsarten nebeneinander funktionieren. Deshalb haben wir beispielsweise großen Wert auf die Zufahrtmöglichkeiten zu den Gewerbeflächen gelegt“, so Lisa Marie Dicke vom Siegerteam.

Ihr Entwurf sieht 36.100 Quadratmeter Bruttogeschossfläche vor. Zwei Drittel sollen wohnwirtschaftlich genutzt werden, ein Drittel gewerblich. Angedacht haben sie zudem ein Boardinghouse, dessen Zimmer an Mitarbeiter vermietet werden könnten, die für Projektarbeiten mehrere Wochen in Köln sind.

Für den Wettstreit wurden die Absolventen der elf Hochschulen für Architektur und Städtebau in Nordrhein-Westfalen angeschrieben; sie konnten sich zu Gruppen von bis zu drei Personen zusammenschließen. „Wir möchten mit diesem städtebaulichen Ideenwettbewerb, den wir zum achten Mal durchführten, der jungen Generation der Planer eine Plattform bieten, Ideen zu entwickeln und diese möglichst bis zur Realisierung zu begleiten“, so Schmickler.

Darüber hinaus unterstützt die Westdeutsche Landesbausparkasse (LBS) seit vielen Jahren die Auslobung. Sie vergab einen Innovationspreis in Höhe von 1.000 Euro an ein zweites Wettbewerbsteam. Über einen 750-Euro-Gutschein für eine Studienreise kann sich eine dritte Gruppe freuen. Dieser wurde von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung NRW vergeben.
Alle Gekürten studieren im Fachbereich Architektur, Städtebau und Entwerfen der Hochschule Bochum, der von Prof. Andreas Fritzen geleitet wird.
Dem Preisgericht, das am Freitag tagte, gehörten 14 Juroren an.

Im nächsten Schritt sollen Detailpläne entwickelt werden. „Wir wollen das Projekt möglichst mit den Siegerinnen weiterführen, falls sie Interesse haben und ihre Arbeit oder ihr Studium dies zulassen“, sagte Streitberger. Wenn alle Planungs- und Genehmigungsarbeiten zügig vorankommen, könnte Ende kommenden Jahres Baubeginn sein.

Abbrucharbeiten laufen ein Jahr; erster Spatenstich im April

Neben diesen vier Wettbewerbshallen sollen auch die nördlich angrenzenden Bestandsgebäude im Clouth-Quartier für Wohnen und Arbeiten genutzt werden.
Zum überwiegenden Teil aber wird das ehemalige Industrieareal wohnungswirtschaftlich genutzt. Es wird aus einem Mix aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern bestehen, die teils als privat finanzierte Miet- und Eigentumswohnungen, teils als öffentlich geförderte Mietwohnungen errichtet werden. Ferner kommen Baugruppen zum Zuge.

Kernstück des Areals wird die denkmalgeschützte Halle 17 sein, für deren Nutzung ebenfalls ein Ideenwettbewerb ausgelobt wurde. An die 16 Meter hohe Backsteinhalle im Zentrum wird sich eine über 7.000 Quadratmeter große Grün- und Freifläche anschließen.

Seit einem Jahr laufen die Abbruch- und Bodensanierungsarbeiten; sie liegen im Zeitplan. Im April soll Spatenstich für die ersten 90 Eigentumswohnungen sein, die im Südosten des insgesamt 14,5 Hektar großen Gebietes errichtet werden. Anschließend soll im Sommer Baubeginn für das zweite, daran angrenzende Baufeld sein, auf dem etwa 80 Mietwohnungen entstehen.


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