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03.03.2014 Gehen in Deutschland bald die Wohnungen aus?

„Wenn es nach dem neuen Koalitionsvertrag geht, wird bezahlbarer Neubau in Deutschland künftig nicht mehr finanzierbar sein“, befürchtet Steffen Bieder, Geschäftsführer des Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) Landesverbandes Mitteldeutschland e.V. Er glaubt, dass die Politik derzeit dafür sorgt, dass Mieter, Vermieter und Bauherren gleichermaßen Schaden erleiden.

„Deutschlands Zukunft gestalten“ lautet die Leitlinie des Koalitionsvertrages. Im Zentrum des wohnungspolitischen Konzepts steht dabei der Erhalt bezahlbarer Mieten. Hier wird den Ländern für die Dauer von fünf Jahren die Möglichkeit eingeräumt, in Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten bei Wiedervermietung die Mieterhöhung auf max. 10 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete zu beschränken.

Mietobergrenzen führen zu Wohnungsmangel

„Diese Mietpreisbremse ist der falsche Ansatz, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu erreichen“, betont Steffen Bieder. Durch Mietobergrenzen wird das Problem der Wohnungsknappheit, die schon jetzt in bestimmten mitteldeutscher Ballungszentren wie z.B. in Dresden vorherrscht, nicht gelöst. Investoren verzichten auf Neubau, wenn z.B. dessen Zweitvermietung automatisch zu Verlusten durch die dann greifende Mietpreisbremse führt. Damit verringert sich das Wohnungsangebot für alle sozialen Schichten der Bevölkerung. Angebotsmangel aber führt nach den Gesetzen des Marktes zu Preissteigerungen. Die einzige nachhaltige Lösung für bezahlbares Wohnen ist eine Angebotserweiterung. Der BFW Landesverbandes Mitteldeutschland empfiehlt deshalb statt Mietpreisbremse eine Intensivierung der Neubauförderung durch mehr Baulandausweisung, zügigere Baugenehmigungen und die Abgabe preiswerter Grundstücke.

Kein Neubau unter 12 Euro Miete

Die Realität auf dem Immobilienmarkt sieht schon jetzt durch staatliche Vorgaben z.B. im Bereich Denkmalschutz und ab 1. Mai durch die neue Energieeinsparverordnung (EnEV) schwieriger aus. Vor dem Hintergrund zusätzlich steigender Grundstückspreise, vor allem in den angespannten mitteldeutschen Ballungszentren, sind Mieterhöhungen über die staatlich vorgegebenen 10 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete alternativlos.

„Im frei finanzierten Markt kann heute im Schnitt kaum unter 12,00 €/m² Miete gebaut werde“, erklärt Steffen Bieder. Wenn der Vermieter einer Wohnung weder auf Inflation oder gestiegene Kosten bei einer Wiedervermietung des Neubaus reagieren darf, kommt dies einer angekündigten, gesetzlichen Entwertung seiner Investition gleich. Die Folge: Er wird diese Investition unterlassen.

45 Prozent Preisanstieg beim Wohnungsneubau

„Um bis zu 45% sind die Erstellungskosten einer durchschnittlichen Wohnung in den vergangen 10 Jahren gestiegen. Das Bauen von Wohnungen ist teuer und es besteht die Gefahr, dass es in absehbarer Zeit, vor dem Hintergrund der wachsenden staatlichen Auflagen, zu teuer wird. Der mächtigste Preistreiber sind die staatlichen Anforderungen an energieeffizientes Bauen und Sanieren“, so der Geschäftsführer. Diese kostensteigernde Effekte im Wohnungsbau haben dazu geführt, dass sich seit dem Jahr 1996 die Mieten um 21 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt) erhöht haben.

Energieeinsparverordnung erhöht Baukosten um 10 Prozent

Gesetzliche Überregulierungen und verschärfte ordnungsrechtliche Vorgaben haben die Spielräume für Investitionen verringert. Allein die Verschärfung der Energieeinsparverordnungen schlägt dabei mit mindestens 10% höheren Baukosten zu Buche. Übermäßig steigende Baukosten aber führen zur Reduzierung von Investitionen in den Wohnungsbau und damit zur Verknappung des Angebotes an bezahlbarem Wohnungen.

„Die politischen Vorgaben treiben die Baukosten enorm hoch, häufig praktisch unreflektiert und dem Aushängeschild der Musterrepublik folgend. Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage und der politischen Willensbildung der Großen Koalition ist die Schaffung günstigen Wohnraums kaum mehr möglich. Die Politik wird die Warnungen der Immobilien- und Wohnungswirtschaft ernst nehmen müssen. Sonst wird in Zukunft in unseren mitteldeutschen Wachstumsmärkten ungeklärt bleiben, wie wir einerseits die hohen geforderten Standards einhalten sollen und andererseits dennoch günstigen Wohnraum am Markt anbieten können“, so Steffen Bieder abschließend.



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