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28.04.2014 Sell in May – im Jahr 2014 eine gute Entscheidung?

„Sell in May and go away“ lautet eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Die Empfehlung, sich im Mai aus dem Aktienmarkt zurückzuziehen, hat ihren Ursprung in der Statistik: Im Wonnemonat beginnt die schwächere Phase des durchschnittlichen Börsenjahres. Doch wie sieht es konkret in diesem Jahr aus? Ist 2014 „durchschnittlich“, sprich trifft die Börsenregel diesmal zu? Oder wird alles ganz anders? Welche Faktoren spielen in den kommenden Wochen eine wichtige Rolle für die Entwicklung von DAX und Co? Vermögensverwalter und Marktstrategen geben Antworten.

„Anleger sollten Gewinne mitnehmen, aber auch Rückschläge für den schrittweisen Wiedereinstieg nutzen.“
Anja Welz, Vorstand Laureus AG Privat Finanz:

„Momentan gibt es gleich mehrere wichtige Faktoren, die Investoren zur Vorsicht mahnen. So ist zuletzt die Volatilität im DAX wieder auf den Wert von 19,5 gestiegen. Gleichzeitig nimmt das hohe Kursniveau vieles von der positiven Erwartung vorweg, die im Markt steckt, während real doch einige Unternehmen an der erwarteten und erfolgten Konjunkturerholung eben nicht partizipieren konnten. Zumal: Wenn der Mai näher rückt, kommen auch die Quartalszahlen für Q1 2014. Und diese bieten in diesem Jahr Enttäuschungspotenzial. Letztlich sollten Anleger auch einmal einen Blick auf die enorme Dauer der derzeitigen Bullenphase werfen. Im März wurde in den USA das fünfte Jahr mit steigenden Kursen beschlossen. Der historische Durchschnitt liegt bei 4,5 Jahren. Insofern deutet auch die Statistik an, dass die Gefahr von Rückschlägen durchaus real ist. Fazit: Gewinnmitnahmen und eher defensiv aufstellen, aber auch Rückschläge für den schrittweisen Wiedereinstieg nutzen.“


„Es ist bewiesen, dass es letztlich kein Anleger, Fondsmanager oder Privatier schafft, kontinuierlich besser zu sein als der Kapitalmarkt.“
Prof. Dr. Stefan May, Leiter Asset Management der quirin bank:

„Mit den unterschiedlichsten Börsenweisheiten versuchen Anleger seit jeher, dem Markt – also allen anderen Anlegern – ein Schnippchen zu schlagen. Auch aus dem Ratschlag 'Sell in May and go away' spricht der Wunsch, ein besseres Anlageergebnis zu erzielen als Mitbewerber, Nachbarn oder Freunde. Schlauer zu sein als 'die Anderen', eine höhere Rendite zu erzielen, vermeintlich 'todsicheren' Anlagetipps oder Börsenweisheiten zu vertrauen – all das schwingt mit, wenn es um derartige Ratschläge geht. Und genau aus diesen Gründen folgen (zu) viele Anleger eben solchen 'Abkürzungen' auf dem Weg zum Anlageerfolg. Mehr als fünfzig Jahre Kapitalmarktforschung zeigen allerdings, dass es trotz immer wieder möglicher kurzer Erfolgsphasen letztlich kein Anleger, Fondsmanager oder Privatier schafft, kontinuierlich bessere Anlageergebnisse als der allgemeine Kapitalmarkt zu erzielen. Eine weltweite, prognosefreie und kostengünstige Investition in Aktien und Anleihen kann gleiche oder bessere Resultate ergeben – ganz ohne zusätzlichen Aufwand oder Ärger. Und ganz ohne Börsenweisheiten.“


„Es könnte sein, dass die traditionell schwächeren Börsenmonate diesmal nicht so stark nachgeben, wie es das Bonmot glauben macht.“
Allan Valentiner, Vorstand und Leiter Portfolio Management bei der AMF Capital AG:

„Es gibt umfangreiche empirische Untersuchungen, die zeigen, dass sich die Monate Mai bis Oktober an den Aktienbörsen durchschnittlich schwächer entwickeln als die Monate November bis April. Dennoch sei die Behauptung aufgeworfen, dass es sich bei dieser Börsenregel um eine 'self-fulfilling prophecy' der letzten Jahrzehnte handelt: Je mehr Investoren sich an einer vermeintlichen Börsenregel orientieren, desto mehr entwickelt sie eine Eigendynamik und erfüllt sich letztlich selbst. Vielleicht handelt es sich bei dieser Börsenweisheit schlicht und einfach um eine Scheinkorrelation. Denken Sie an die Weisheit 'Jahresend-Rally', die sich in den letzten Jahren auch nicht mehr erfüllt hat. Allerdings unterliegen DAX und Co natürlich den makro-ökonomischen Tendenzen, die sich – in Europa langsam, in Deutschland schneller – verbessern. Die Gewinnsituation der Unternehmen verbessert sich und scheint in den USA bereits vergleichsweise kräftig zu wachsen. Es könnte also sein, dass die traditionell schwächeren Börsenmonate im Jahr 2014 nicht so stark nachgeben, wie es das Bonmot glauben macht.“



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