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30.06.2014 Mietpreisbremse: Deutschland mit geringstem Mietpreiswachstum der EU

Aufgrund ihrer internationalen Aufstellung weist die RICS darauf hin, dass die von der großen Koalition geplante so genannte Mietpreisbremse, in einem europaweiten Kontext gesehen werden muss. Martin Eberhardt FRICS, Vorstandsvorsitzender der RICS Deutschland: „Bei diesem Thema sollte man sich sowohl die Faktenlage der Mieten im europäischen Vergleich als auch die Auswirkungen einer solchen Mietpreisbremse in den Ländern anschauen, die bereits über ein solches Instrument verfügen sowie internationale Forschungsergebnisse heranziehen, bevor übereilte Entscheidungen gefällt werden.“

Bezahlbare Mieten sind ein wichtiges wohnungspolitisches Anliegen. Hierzu sollte im europäischen Kontext verglichen werden, was „bezahlbar“ bedeutet. Sehr günstige Mietpreise konkurrieren zudem mit weiteren Elementen einer am Allgemeinwohl orientierten Wohnungspolitik: Quantität und Qualität, also der Schaffung zusätzlichen Wohnraums und der Modernisierung bestehender Wohnungen.

Die Mieten in Deutschland sind zuletzt in Boomregionen und insbesondere in Szenestadtteilen merklich angestiegen. Betrachtet man aber die jährlichen Mietsteigerungen über den Zeitraum von 1997 bis heute, verzeichnet Deutschland die niedrigsten Mietsteigerungen im Vergleich zu allen 28 EU-Ländern (Quelle: Statistisches Amt der Europäischen Union, Eurostat). Diese sind in der Bundesrepublik nicht nur im Durchschnitt niedrig, sondern schwanken auch kaum: zwischen 1998 und 2013 lag die durchschnittliche Mietsteigerung jeweils zwischen 0,9 und 1,4 Prozent jährlich. In den Monaten Februar bis April 2014 lag die Mietpreissteigerung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht erhöht bei 1,6 Prozent.

Eberhardt: „Was bedeutet das in Bezug auf die Mietpreisbremse? Da durchschnittliche Mieterhöhungen in Deutschland in der Vergangenheit lediglich um 1 Prozent lagen, in der Praxis die Mehrzahl der Mieten überhaupt nicht erhöht wurden und Mietsteigerungen nur einen kleinen Teil des Mietwohnungsbestandes betrafen, ist die von der Politik formulierte ´dringende Forderung´ nach einer Mietpreisbremse aus internationaler Sicht faktisch nicht zu begründen.“

Auch die Betrachtung der Situation in Österreich ist nach Angaben der RICS Deutschland wichtig, da hier bereits seit rund 100 Jahren in der Gesetzeslandschaft Mietpreisbremsen existieren, die Namen wie Kategoriemiete oder Richtwertmiete trugen. Peter Höflechner MRICS, Chairman der RICS Österreich: „Entstanden sind die Mitpreisbeschränkungen in Kriegszeiten um Aufstände zu vermeiden. Die Folgen waren beispielsweise Instandhaltungsrückstau bis zum Verfall von Häusern, Überhandnehmen von Mietablösen, Unattraktivität des frei finanzierten Mietwohnungsbaues, Beinahe-Monopolisierung des kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbaues, Abschreckung internationaler Investoren, verwirrendes Gesetzesdickicht mit einzelnen Lücken sowie Fehlbelegung von Wohnungen.“

„In Deutschland veralten zunehmend Wohnungsbestände. Die Mietpreisbremse macht Investitionen in den Bestand unattraktiv. Dabei müssen gerade in den nächsten Jahren viele Wohnungen für ältere Menschen fit gemacht werden“, sieht Eberhardt Herausforderungen auf Deutschland zukommen. Zudem würde der gerade erst wieder in Schwung gekommene Mitwohnungsbau stark abgebremst, da die sehr hohen Einstandspreise nicht über Mietpreissteigerungen kompensiert werden können.

Die RICS Deutschland weist zudem auf ihre in diesem Jahr veröffentlichte internationale Studie „Global Affordable Housing“ hin, die die wirksame Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum weltweit untersucht hat. „Zu den wichtigsten Ergebnissen dieser Studie zählt bei der Wohnraumversorgung die zentrale Rolle der Angebotsverbesserung, die Entwicklung eines funktionierenden Mietmarktes, eine Abstimmung der Wohnraum- und Stadtplanung und eine kontextbezogene, lokale Herangehensweise an die Wohnungsbaupolitik, die von angemessenen nationalen Rahmenprogrammen und -ressourcen begleitet wird“, so Eberhardt abschließend.


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