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07.10.2014 BID arbeitet an einem Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen

Auf der großen Gewerbeimmobilienmesse Expo Real kamen gestern wichtige Akteure des "Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen" zusammen, das im Juni von Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks initiiert worden war. Anlässlich der Eröffnung des Messestandes der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland BID, die dem Bündnis als privilegierter Partner zu Seite steht, nutzte Staatssekretär Gunther Adler aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Gelegenheit, um sich mit den Präsidenten der BID-Mitgliedsverbände über die nächsten Schritte im Bündnis auszutauschen. Er betonte, wie wichtig die "schlagkräftige Verbindung BID" sei, um in den nächsten Monaten Antworten auf die drängenden Fragen des Wohnungsmarktes zu finden und gemeinsam die "Riesenbaustellen" rund um bezahlbares Wohnen und Bauen anzugehen.

„Die großen bau- und wohnungspolitischen Herausforderungen können nur bewältigt werden, wenn wir uns gemeinsam auf Lösungen verständigen“, erklärte der Vorsitzende der BID Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland und Präsident des Immobilienverbandes IVD, Jens-Ulrich Kießling. „Als Vertreter der Verbände, deren Mitgliedsunternehmen die Wohnungen bauen und sanieren und dabei das alleinige Risiko für die Investitionen tragen, unterstützen wir die Initiative der Bauministerin ausdrücklich, alle beteiligten Akteure an einen Tisch zu bringen. In Ansehung der unterschiedlichen Ressortzuständigkeiten bei den Themen ist aus Sicht der Immobilienwirtschaft die Einbindung weiterer Bundesministerien, wie das Finanzministerium, das Justiz- und Verbraucherministerium und das Wirtschaft- und Energieministerium unverzichtbar. Nur dann wird das Bündnis tragfähig und effektiv sein können.“

Stärkung des Wohnungsbaus und Belebung des sozialen Wohnungbaus
Die definierten Handlungsfelder des Bündnisses sind sehr weitreichend. Zur Stärkung des Wohnungsbaus und der Belebung des sozialen Wohnungsbaus erklärte Axel Gedaschko, Präsident des GdW: „Wir brauchen in den Ballungsregionen dringend mehr Wohnungen für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen. Dafür müssen die Bedingungen für Investoren so verbessert werden, dass diese zu bezahlbaren Mieten neuen Wohnraum schaffen können. Die Länder sind in der Pflicht, die Bundesmittel der sozialen Wohnraumförderung in Höhe von 518 Millionen Euro jährlich zweckgebunden einzusetzen.“ Gedaschko unterstrich angesichts der demografischen Entwicklung außerdem die dringend erforderliche Förderung des altersgerechten Umbaus. Dazu müsse der Bund das KfW-Programm für altersgerechtes Bauen weiter steigern und mittelfristig mit jährlich 100 Millionen Euro ausstatten. „Was wir in Deutschland brauchen, ist letztlich auch ein gesellschaftlicher Diskurs zu der Übernahme von Pflegekosten durch die Pflege- und Krankenkassen, denn die Betroffenen müssen entlastet werden“, so der GdW-Präsident.

Bedeutung der Baukostensenkungskommission

BFW-Präsident Andreas Ibel lenkte den Fokus auf die Bedeutung der Baukosten, um bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. „Gestiegene ordnungsrechtliche Anforderungen, aber auch höhere qualitative Bauausführungen haben die Baukosten von ehemals 1.400 Euro/m² Wohnfläche auf 2.400 Euro/m² hochschnellen lassen. Damit ist eins klar: Es kann nur dann breitenwirksam und kostengünstig gebaut werden, wenn Förderungen erhöht werden, zum Beispiel durch Wiedereinführung der degressiven Afa, und staatliche Bauvorschriften evaluiert oder gar reduziert werden. Andernfalls wird man dem kontinuierlich steigenden Bedarf von bundesweit rund 40.000 Mietwohnungen pro Jahr zusätzlich nicht gerecht. Solange der Kostentreiber Staat hier nichts unternimmt, werden wir, die private Immobilienwirtschaft, an die Grenzen des Machbaren stoßen, warnte Ibel. Vor diesem Hintergrund sehe der BFW für die Baukostensenkungskommission folgende zu prüfende Punkte: 1. Auswirkungen gesetzlicher Vorgaben auf Wirtschaftlichkeit und Kosteneffizienz; 2. Diskrepanz zwischen öffentlichem Recht und zivilrechtlichen Auswirkungen; 3. Auswirkungen europäischer Normen; 4. Auswirkungen von DIN-Normen.

Förderung statt ordnungspolitischer Zwang

Energieeffizienz und Klimaschutz im Gebäudebestand sind ebenfalls Handlungsfelder, die im Bündnis verhandelt werden. Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, machte unmissverständlich klar, dass die Energiewende ohne die interdisziplinäre Einbindung der Immobilienwirtschaft nicht gelingen könne. „Eine substanzielle Verringerung der CO2-Emissionen ist bei Umsetzung des politischen Ziels „mehr bezahlbarer Wohnraum“ kaum realistisch. Wenn beides erreicht werden soll, müssen erhebliche zusätzliche Anstrengungen unternommen werden.“ So sei für eine energetische Modernisierung des Bestands ein Instrumentenmix nötig, der Förderung gegenüber ordnungsrechtlichem Zwang betont. Staatliche Förderprogramme müssen auf ausreichend hohem finanziellem Niveau verstetigt werden. Mattner: „Der ZIA spricht sich klar für verbesserte steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten bei der Gebäudesanierung aus.“ Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit wies Mattern auf ein Fachbuch zum Thema Nachhaltige Unternehmensführung hin, das der ZIA in Kürze herausgeben wird. „Nachhaltigkeit ist kein nice-to-have, sondern betriebswirtschaftlich und strategisch relevant.“

Nachhaltigkeit bei der Immobilienfinanzierung

Insofern ist Nachhaltigkeit auch bei der Immobilienfinanzierung von erheblicher Relevanz. Jan Bettink, Präsident des vdp Verband Deutscher Pfandbriefbanken, fasste die derzeitige Situation der Immobilienfinanzierer zusammen: „Auch wenn die unmittelbaren Auswirkungen der Finanzkrise überwunden scheinen, bewegen sich Immobilienfinanzierer, zu denen vor allem die Pfandbriefbanken gehören, nach wie vor in einem herausfordernden Umfeld. Regulatorische Eingriffe und stabilisierende Maßnahmen der Europäischen Zentralbank bestimmen weiterhin das Bild. Auch die Staatsschuldenkrise schwelt weiter, rückt aber aufgrund der bislang erfolgreichen Aktivitäten der EZB und angesichts der geopolitischen Risiken in den Hintergrund. Gleichzeitig erweitern am gewerblichen Immobilienmarkt neue Marktteilnehmer das Spektrum der gewerblichen Immobilienfinanzierer und erhöhen damit den Wettbewerbsdruck auf der Angebotsseite. Nicht zuletzt deshalb sind auf dem Markt deutliche Signale einer Entspannung auszumachen“, so Bettink.



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