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26.10.2014 Private Equity Panel: Finanzinvestoren schwenken auf Verkäuferseite

Deutsche Private Equity-Investoren befinden sich momentan in einer taktischen Zwickmühle. Laut aktuellem Private Equity Panel, für das CMS Hasche Sigle und das Magazin "FINANCE" dreimal jährlich rund 40 Private Equity-Häuser anonym befragen, stehen den eigentlich günstigen Rahmenbedingungen wie hohe Liquidität und anhaltend gute Geschäftsaussichten der Portfoliounternehmen weiter teure Kaufpreise gegenüber. Entsprechend indifferent positionieren sich die Private-Equity-Häuser: Taktisch sieht sich zwar eine Mehrheit nach wie vor als Käufer von Unternehmen, doch 47 Prozent schätzen sich inzwischen eher als Verkäufer ein – ein Anstieg um neun Prozentpunkte gegenüber der Mai-Befragung.

Positives Umfeld gehemmt

Trotz des anstehenden Banken-Stresstests und der zwischenzeitlich heftigen Kursverluste an den Börsen fließt so viel Liquidität wie selten zuvor in den Markt: Das Panel verzeichnet bei der Verfügbarkeit von Buy-out-Finanzierungen den achten Anstieg in Folge auf einen neuen Rekordwert von mehr als acht Punkten; die Konditionen verbesserten sich deutlich um neun Prozent auf beinahe sieben Punkte (1=schlecht, 10=hervorragend). Die Portfoliounternehmen scheinen sich nach wie vor stabil zu entwickeln: Zwar sinkt die Erwartung an die Geschäftsaussichten leicht, der Rückgang von 6,97 auf 6,47 Punkte spielt sich aber auf hohem Niveau ab. Finanzinvestoren schätzen allerdings die Kaufpreise für Neu-Investments nach wie vor als teuer ein – trotz einer Verbesserung um zwölf Prozent gegenüber der vorhergegangenen Befragung. "Eigentlich müssten dringend Gelder investiert werden, aber die hohen Kaufpreiserwartungen und die gut gefüllten Kassen der Strategen hemmen die im Grunde positiven Rahmenbedingungen", sagt Dr. Tobias Schneider, Partner bei CMS Hasche Sigle. Sein Kollege Dr. Joachim Dietrich ergänzt: "Wenn die Sorge um eine Abkühlung der Konjunktur weiter zunimmt, sind aber sinkende Kaufpreise wegen schlechterer Geschäftsaussichten zumindest nicht ausgeschlossen." Unter der wachsenden Zurückhaltung gegenüber Neu-Investments leidet derzeit ausgerechnet Automotive als eine der wichtigsten Zielbranchen der Private-Equity-Industrie überdurchschnittlich stark und büßt weiter deutlich an Attraktivität ein – sie rangiert mittlerweile nur mehr auf Rang zwölf. Schlusslicht bleibt die Cleantech-Branche. Wie im Mai landen auf den ersten drei Plätzen Healthcare, Dienstleistungen und Software/IT.

Compliance wird Thema

Neben den branchentypischen Herausforderungen wie hohen Kaufpreisen und einem intensiven Wettbewerb muss die Private-Equity-Industrie offenbar auch zusehends lernen, mit dem Thema Compliance umzugehen. Bei mehr als zwei von drei PE-Häusern hat der Stellenwert von Compliance-Prüfungen bei Neu-Investments in den zurückliegenden fünf Jahren zugenommen; fast drei Viertel halten die von ihren Häusern verwendeten Risikominimierungs-Tools für "ausbaufähig". Risiken durch ineffiziente Compliance-Systeme unterschätzt die Mehrheit aber noch – obwohl Compliance-Verstöße von Portfoliounternehmen zunehmend auch den dahinter stehenden PE-Investor betreffen können.


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