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20.03.2015 Hält das neue Gebäude, was es verspricht? Städtische Liegenschaften auf dem Prüfstand

Städten und Gemeinden kommt bei der Umsetzung der klimapolitischen Ziele eine entscheidende Rolle zu. Die Stadt Mannheim hat mit der Klimaschutzkonzeption 2020 eine konsequente und nachhaltige Klimaschutzstrategie erstellt. Sie beinhaltet einen weitreichenden Aktionsplan mit 60 Einzelmaßnahmen. Bis 2020 soll in Kooperation mit den privaten Haushalten, der Industrie und dem Gewerbe eine Minderung von 40% weniger CO2 gegenüber 1990 erzielt werden. In das Maßnahmenpaket inkludiert ist die energetische Optimierung stadteigener Gebäude, die in Kooperation zwischen der Klimaschutzleitstelle der Stadt Mannheim und dem städtischen Immobilienmanagement vorangetrieben wird.

Ins Visier genommen

Insgesamt sechs Projekte wurden in den Jahren 2012 bis 2014 im Rahmen der kommunalen Klimaschutzstrategie in Auftrag gegeben. Auftragsgegenstand war die Untersuchung der Liegenschaften im Hinblick darauf, Energiesparpotenziale ausfindig zu machen und zu nutzen. Untersucht wurden zum Beispiel das Eissportzentrum Herzogenried, das Hallenbad Neckarau und das Kinderhaus August-Kuhn-Straße.

Letzteres wurde im Jahr 2012 als Niedrigenergiehaus mit einer Photovoltaikanlage und moderner Lüftungstechnik erbaut. Der Effizienzanspruch, der bei der Planung zu Grunde gelegt wurde, konnte durch den Einsatz eines temporären Anlagenmonitorings bestätigt werden. Vor allem wurde anhand der Analyse der über etwa zwei Wochen erfassten Anlagenbetriebsdaten die vorhandene Einstellung der Anlagen mit dem resultierenden thermisch-energetischen Verhalten des Gebäudes sichtbar. Die Auswertung lieferte wertvolle Erkenntnisse, um das neue Gebäude mit den Anlagen besser kennen zu lernen. In Details einzelner Betriebsmodi der Anlagen konnten noch Anpassungen vorgenommen und so Einsparungen erzielt werden. Damit kann das Gebäude vom Start weg mit den richtigen Einstellungen auch tatsächlich auf dem geplanten Effizienzniveau betrieben werden.

Statements:

Dr. Kati Herzog , Mitglied der Geschäftsleitung Leiterin Business Development & Key Account Management Nachhaltigkeit / Energieeffizienz Bilfinger Bauperformance GmbH:

„Bereits bei der Planung eines Gebäudes wird über die Höhe der späteren Bewirtschaftungskosten entschieden. Konstruktion und Ausstattung haben großen Einfluss auf die Folgekosten. Doch ob in der Praxis die geplante Effizienz auch tatsächlich umgesetzt ist und das Zusammenspiel der Komponenten tatsächlich funktioniert, stellt sich erst nach der Fertigstellung heraus. Gezielte Monitoringmaßnahmen helfen dabei festzustellen, ob die in der Planung berücksichtigten Effizienzziele auch erreicht werden.“
„Es reicht nicht nur alte Gebäude zu optimieren, sondern auch die Effizienz neuerer Gebäude bestätigen damit von vorne herein beste Voraussetzungen für den weiteren Betrieb geschaffen werden und auch zukünftig Energiesparpotenziale genutzt werden!“

„Nur wenn Messwerte von den diversen Verbrauchsbereichen eines Gebäudes vorhanden sind, kann über Kosten senkende Maßnahmen nachgedacht und investiert werden bzw. können evtl. falsch eingestellte Apparaturen justiert werden. Kostensenkungen in einer Größenordnung von bis zu dreißig Prozent sind dauerhaft möglich. “

Agnes Schönfelder, Klimaschutzleitstelle Mannheim:

„Die Vorbildwirkung der Stadt mit ihren eigenen Liegenschaften und der Möglichkeit der Einflussnahme auf eine klimafreundliche Stadtentwicklung steht schwerpunktmäßig im Fokus der Mannheimer Klimaschutzanstrengungen unter dem Motto "Mannheim auf Klimakurs". Eines der Managementziele im Klimaschutz ist die Umsetzung hoher Energie- und Klimaschutzstandards. Die begrenzten Haushaltsmittel der Stadt für ihre Liegenschaften müssen dabei effizient mit höchstem Nutzen eingesetzt werden. Daher ist uns die Überprüfung der erreichten Energieeffizienz bei der Sanierung und im Neubau wichtig, um Schlüsse für das Energiemanagement der Gebäude daraus zu ziehen. Natürlich tut es nicht nur das Gebäude allein, auch die Nutzer müssen mit dem Potenzial des Hauses sozusagen umgehen können und die richtigen Einstellungen der technischen Komponenten kennen. Das alles hat das Monitoring der untersuchten sechs Gebäude gebracht und hilft uns bei der Zielerreichung.“

Hintergrundinformation

Temporäres Energie- und Anlagenmonitoring :
Optimierungsmaßnahmen mit großem Einspareffekt erfordern nicht immer große Budgets. Welche minimal investiven Möglichkeiten bestehen, kann mit Hilfe eines temporären Energie- und Anlagenmonitorings erfasst werden. Es ermöglicht, anhand einer zeitlich begrenzten Messung vor Ort Maßnahmen zu identifizieren, um die Anlageneffizienz und damit die Gebäudeenergie-Effizienz maßgeblich zu steigern.

Grundsätzlich lassen sich durch das Verfahren Energieeffizienzgewinne im Bereich Wärme, Kälte, Strom und Wasser realisieren. Die Daten werden durch temporäre Messtechnik (Kabel sowie funkbasierte Sensoren) an strategischen Messstellen der Anlagen erfasst und zentral zu einem Messkoffer weitergeleitet. Dort werden sie in einem sogenannten „Logbuch“ sicher gespeichert. Die Erfassung der Daten wird während der Messung kontrolliert.

Nach abgeschlossener Messung werden die Lastgänge analysiert um daraus konkrete Einsparpotentiale abzuleiten. und leitet aus den Betriebsdaten der Anlagentechnik konkrete Einsparpotentiale ab. Auf Grundlage der Analyse-Ergebnisse können Anlageneinstellungen bedarfsgerecht und an den tatsächlichen Nutzungsprozess orientiert vorgenommen werden. Derartige Maßnahmen (Nachjustierungen) sind schnell und in vielen Fällen ohne größere Investitionen umsetzbar.


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