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25.05.2021 Stimmung der Immobilienfinanzierer ist überraschend deutlich besser

Die Stimmung unter den deutschen Immobilienfinanzierern macht im zweiten Quartal 2021 einen deutlichen Sprung nach oben. Der Barometerwert stieg von -4,68 Zählern um 3,66 Punkte auf -1,02 Punkte. Es handelt sich um die zweite deutliche Aufhellung in Folge. Zum Vergleich: Im Q4 2020 lag der Wert noch bei -8,08 Punkten. Damit erreicht der Sentimentindex im Q2 2021 den besten Wert seit neun Quartalen. Signifikant verbessert hat sich die allgemeine Einschätzung des Marktes. Während im Q1 2021 noch mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) die Bedingungen am Finanzierungsmarkt als restriktiv einschätzten, waren es im Q2 nur noch 22,6 Prozent. Ein weiteres Zeichen der Entspannung ist, dass Kreditentscheidungen wieder stärker einvernehmlich zwischen Risikoabteilung und Neugeschäftsbereich getroffen werden. In den zurückliegenden von Corona dominierten Quartalen war die Risikoabteilung deutlich dominanter.

Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG, kommentiert: „Die Immobilienfinanzierer blicken derzeit optimistisch in die Zukunft und scheinen die Corona-Krise schon hinter sich gelassen zu haben. Zumindest legt dies der rasche Anstieg des Barometers in zwei aufeinander folgenden Quartalen nahe. Diese Einschätzung ist bemerkenswert, da es parallel dazu auch viel Unsicherheit am Markt gibt. Als Stichworte möchte ich hier Inflationsängste, den langsamen Impffortschritt und die Sorge um den weltweiten Fortgang der Pandemie nennen.“

Margen erreichen höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren

Für die Finanzierer ist die Entwicklung der Margen auf den ersten Blick sehr erfreulich. Bei der Bestandsfinanzierung erreichen sie den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren, bei Projektentwicklungen sogar seit mehr als sieben Jahren. Die durchschnittlichen Margen sind im Bestandssegment in den letzten acht Quartalen kontinuierlich gestiegen. Sie stiegen von 119 Basispunkten im Q3 2019 auf 157 Basispunkte im Q2 2021 (+38 bp). Bei Projektfinanzierungen stiegen die Margen im gleichen Zeitraum von 203 auf 239 Basispunkte (+36 bp).

Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS und wissenschaftlicher Berater des BF.Quartalsbarometers, erläutert: „Die Margen steigen, weil die Banken höhere Risikokosten haben. Dies liegt unter anderem am zunehmenden Auseinanderdriften von Beleihungswert und Marktpreis. Die Marktpreise – vor allem für Wohnimmobilien – sind während der Pandemie kontinuierlich weitergestiegen und entfernen sich immer mehr von den sehr konservativ berechneten Beleihungswerten. Die Banken können aber nur den Anteil des Darlehens, der auf den Beleihungswert entfällt, via Pfandbriefe günstig refinanzieren. Für den darüberhinausgehenden Blankoanteil müssen die Institute mehr Risikovorsorge treffen, was sich in den Margen niederschlägt.“

Hälfte der Befragten rechnet mit Zunahme von Non Performing Loans

Im Rahmen der Zusatzfrage wurden die Finanzierer nach ihrer Einschätzung zur Entwicklung im Segment Non Performing Loans (NPL) befragt. Das Bild ist hier sehr geteilt. Während etwa die Hälfte der Befragten eine Zunahme der NPLs für wenig wahrscheinlich hält, ist die andere Hälfte der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit bei bestimmten Asset-Klassen sehr hoch ist.

Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG, sagt hierzu: „Gefährdet sind in erster Linie Finanzierungen für Immobilien in den Bereichen Hotel, Non-Food-Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit. Allerdings ist das Ausmaß der Krisenfolgen immer noch schwer absehbar, auch da viele staatliche Stützungsmaßnahmen weiterlaufen. Ich gehe davon aus, dass wir hier in sechs Monaten mehr Klarheit haben.“







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