News RSS-Feed

04.06.2021 München als Model für Mikromobilität, 1 Million Jobs jährlich

Eine Analyse von EIT InnoEnergy, einem der weltweit führenden Innovationstreiber und Investoren in nachhaltige Energie- und Mobilitätslösungen, zeigt, dass Mikromobilität bis 2030 europaweit bis zu eine Million Arbeitsplätze schaffen und einen enormen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen leisten könnte – sofern sie einem systemischen Ansatz folgen und stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtet würde.

Im Rahmen der Analyse wurden bestehende Daten zum Mikromobilitätsverhalten der Stadt München als Grundlage genommen. Diese wurde mit einer Reihe validierter Szenarien und Annahmen kombiniert und auf über 100 europäische (Groß-) Städte hochgerechnet. Auf diese Weise konnten die Potenziale eines systemischen Rollouts elektrischer und geteilter Mikromobilitäts-Fahrzeuge bis 2030 kalkuliert werden.

Mit Blick auf die gegenwärtige Situation identifiziert die Analyse große Hindernisse auf dem Weg zu einer breiteren Nutzung von Mikromobilität. So sind die aktuellen Fahrzeugtypen für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen schlichtweg ungeeignet. Hierzu zählen der Transport von Lebensmitteln, das Abholen von Kindern, beispielsweise aus der Schule, oder das Ausliefern von Paketen. Hinzukommen die kurze Lebensdauer der Fahrzeuge gekoppelt mit hohen Betriebskosten, insbesondere in Zusammenhang mit dem Aufladen und Umparken, sowie eine mangelnde Einbindung ins bestehende städtische Transportsystem. Die Folge: Aktuell werden weniger als 0,1 % aller innerstädtischen Fahrten mit Mikromobilitätsfahrzeugen absolviert.

„Die Mikromobilitätsflotten der ersten Generation wurde übereilt auf den Markt gebracht. Dabei wurde viel zu wenig darüber nachgedacht, wie diese in unser übergeordnetes Transportsystem integriert werden können. Infolgedessen leisten die Fahrzeuge derzeit nur einen geringen Beitrag, um den bestendenden Herausforderungen in unseren urbanen Räumen wie Luftverschmutzung, Staus, hohen Lärmpegeln oder dem Platzmangel zu begegnen. Es sind sogar neue Probleme entstanden, die sowohl der Wahrnehmung als auch der Wirtschaftlichkeit von Mikromobilität geschadet haben“, sagt Jennifer Dungs, verantwortlich für Transport und Mobilität bei EIT InnoEnergy und Autorin des Berichts.

Um diese Hürden zu überwinden, empfiehlt EIT InnoEnergy, künftig einen systemischen und nachhaltigen Multi-Stakeholder-Ansatz zu verfolgen. Dazu gehören die Umstellung auf qualitativ hochwertige Komponenten mit verbesserten Wartungsmöglichkeiten – insbesondere bei Motoren und Batterien –, mehr lokale Fertigung, konsequentes Recycling, ein Fokus auf die Entwicklung und Nutzung neuer, anwendungsoptimierter Fahrzeugtypen, die Etablierung von Datenanalyse-Plattformen für das Umparken und Aufladen sowie regulatorische Erleichterungen für Mikromobilität.

Hierdurch, so die Analyse, könnten in der Wertschöpfungskette für Mikromobilität in Europa bis 2030 nicht nur knapp eine Million (990.000) direkter und indirekter Arbeitsplätze entstehen, sondern zusätzlich über 30 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart und der Stromverbrauch um bis zu 127 Terrawattstunden pro Jahr gesenkt werden. Dies entspricht rund 12,5% des CO2-Ausstoßes der deutschen Energiewirtschaft im Jahr 2019 bzw. etwa 23% des Energieverbrauchs des deutschen Verkehrssektors im Jahr 2018. Weil fast eine Milliarde Personenstunden (999 Millionen) an Verkehrsstaus mithilfe eines systemischen Mikromobilitätsansatzes vermieden werden könnte, wäre laut der Analyse eine Steigerung der jährlichen europäischen Wirtschaftsleistung um rund 111 Mrd. Euro realistisch – das wäre mehr als die Bruttoinlandsprodukte von Malta, Zypern, Lettland und Estland zusammen. Außerdem könnten 48.000 Hektar innerstädtische Flächen für neue Nutzungskonzepte frei werden, was mehr als dem Vierfachen der Gesamtfläche von Paris entspricht.

Dungs fügt hinzu: „Wenn wir wollen, dass Mikromobilität bei der so dringend erforderlichen Neugestaltung unserer Städte und ihrer Transportsysteme eine herausragende Rolle spielt, ist ein Neustart nötig. Innovationen bei den Fahrzeugen selbst oder der vermehrte Einsatz von Batteriewechselstationen sind ein Teil der Lösung. Ebenso wichtig ist es, Plattformen für einen strukturellen Austausch zwischen Stadtverwaltungen und Anbietern zu etablieren, damit dieser Prozess begleitet und geleitet wird. Angesichts der enormen Potenziale für die städtische Lebensqualität, die Umwelt und unsere Wirtschaft liegt es in unser aller ureigenstem Interesse, diesen Wandel zu unterstützen und zu beschleunigen.“







Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!