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23.06.2021 Einzelhandel: Wendepunkt erreicht – Starkes zweites Halbjahr erwartet

Olaf Petersen, Geschäftsführer und Chefresearcher des Einzelhandels-spezialisten COMFORT, meldet sich mit einem positiven Ausblick für den Einzelhandel im zweiten Halbjahr 2021 zu Wort. Dies sei vor allen Dingen das Ergebnis der erheblichen zwischenzeitlichen Lockerungen coronabedingter Einschränkungen. Aber auch andere Faktoren spielen eine unterstützende Rolle. Alle wirtschaftlichen Parameter sprechen seiner Analyse zu Folge für ein kräftiges Comeback des Einzelhandels in den beliebten deutschen Einkaufsstädten.

Der gesamtwirtschaftliche Rahmen

Beinahe das gesamte Jahr 2020 und das erste Halbjahr 2021 befanden sich Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland im Würgegriff der weltweiten Corona Pandemie. Diese war das alle Lebensbereiche beherrschende Thema und mit massiven Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens verbunden, die wiederum eine gravierende wirtschaftliche Rezession nach sich zogen.

Deren Folgen wurden durch vielfältige staatliche Maßnahmen wie zum Beispiel der breiten Anwendung des Kurzarbeitergelds abgefedert. Dennoch: Der stationäre Einzelhandel und die Gastronomie zählten bedingt durch die vielfältigen Lockdown-Maßnahmen und andere administrative Restriktionen eindeutig zu den Hauptleidtragenden der Corona-Krise. So erreichte das Konsumklima der Verbraucher in diesem Zeitraum absolute Tiefstwerte und touristische Besucher insbesondere auch aus dem Ausland fehlten in den beliebten deutschen und österreichischen Einkaufsmetropolen.

Im Kontext mit fortschreitenden Corona-Impfungen und der Abnahme der Zahl der Infektionen gibt es jedoch nun immer mehr Lockerungen und eine gewisse Normalität im öffentlichen Leben nähre nicht nur Zuversicht der Bevölkerung sondern auch die der Wirtschaftsweisen, sagt Olaf Petersen. „Die positiven Triebkräfte für wirtschaftliches Wachstum und privaten Konsum gewinnen die Oberhand über die Bremskräfte.“ Zudem sei der deutsche Arbeitsmarkt, auch bedingt durch die aktive staatliche Arbeitsmarktpolitik, in der Corona Krise auf hohem Niveau relativ stabil geblieben.

In Verbindung mit den gewachsenen Sparguthaben und aufgestauten Konsumwünschen aus den Lockdown-Zeiten ergebe dies den idealen Nährboden für gute Geschäfte – gerade im stationären Einzelhandel. Dies werde anhand der
Zahlen des Frühjahrsgutachtens der Forschungsinstitute deutlich: Nach der tief greifenden Rezession in 2020 mit einer Abnahme des realen Bruttoinlandsprodukt um rund 5 % sei in 2021 wieder mit einem realen Wachstum von 3,7 % und im Folgejahr sogar mit fast 4 % zu rechnen.

BIP, privater Konsum und Zahl der Erwerbstätigen

„Korrespondierend zur Entwicklung der Corona Krise ist dabei für 2021 mit einer außerordentlichen Zweiteilung des Jahres zu rechnen“, sagt Olaf Petersen. Dies werde insbesondere durch die sehr unterschiedliche Entwicklung der privaten Konsumausgaben hervorgerufen. Nach einem realen Rückgang von mehr als 6 % in 2020 sei für das Gesamtjahr 2021 zwar lediglich mit einem geringen Wachstumsbeitrag von 0,2 % zu rechnen.

Jedoch werde nach einem weiteren starken Rückgang im ersten Halbjahr dann im zweiten Halbjahr kräftig nachgeholt. „Hier erwarten die Wirtschaftsforscher wieder eine Zunahme der privaten Konsumausgaben von mehr als 4 %,“ erklärt Petersen. Und dies sei erst der Anfang eines kräftigen Wachstumsimpulses. Für 2022 werde gar eine reale Steigerung des privaten Konsums von rund 8,5% erwartet. „Dass sich ein Großteil hiervon in den Kassen der Einzelhändler wiederfinden wird, steht für mich außer Frage.“
Schließlich, so Petersen weiter, verfügten die privaten Haushalte angesichts des durch die staatlichen Zwangsmaßnahmen reduzierten Konsumverzichts über außerordentlich hohe Ersparnisse, die ab dem zweiten Halbjahr 2021 wohl wieder dem Konsum zugeführt würden. Aus 2020 und 2021 sind dies jeweils mehr als 100 Milliarden €, denn die coronabedingte Sparquote übersteigt hier ihr langfristiges Mittel jeweils um rund 5 % Punkte.

Sparquote der privaten Haushalte

Ob die Ausgaben im Einzelhandel nunmehr online oder offline getätigt werden sei angesichts der steigenden Bedeutung des Themas Omnichannel heute zunehmend obsolet. Zahlen des HDE wiesen für 2020 dazu einen Anteil des E-Commerce am gesamten Einzelhandelsumsatzes von ca. 13 % aus, was einem absoluten Umsatz von rund 73 Mrd. € entspreche. „Die tatsächlichen Online-Umsätze werden damit aber tendenziell merklich zu niedrig ausgewiesen“, erklärt Petersen.

Denn hier würden nur die Umsätze von E-Commerce-Spezialisten und nicht die Online-Umsätze von originär stationären Einzelhändlern erfasst. Gerade in der Corona-Krise hätten aber auch deren Online-Umsätze einen spürbaren Schub erhalten. Und dies sei mit Blick auf eine verbreiterte Aufstellung des Einzelhandelsgeschäfts für die Zukunft auch gut so. Im Übrigen gelte dies auch umgekehrt, indem zusätzliche stationäre Läden zu Umsatzverstärkern für klassische Online-Händler würden. Sie verliehen dem Online-Format ein stationäres Gesicht und mache die Online-Marke erlebbar.

Und so, konstatiert Olaf Petersen, erscheine gerade für erfolgreiches Business in diesen Tagen das stationäre Erleben auch wieder enorm wichtig zu sein. So waren die Passantenfrequenzen Anfang Juni - also vor der jüngsten Sommerhitze - gegenüber dem Lockdown-Niveau von nur vier Wochen zuvor drastisch angestiegen. Gemäß einer COMFORT-Auswertung der Frequenzzahlen des hystreet-Datenportals für ausgewählte Haupteinkaufsmeilen wurde hier teilweise sogar wieder der langfristige Durchschnitt überschritten.

Vor diesem Hintergrund ist Petersen von einer Renaissance all der Dinge, die man in der Krise so schmerzlich vermisst habe, überzeugt: Reisen, Ausgehen, Kultur/Konzerte, Fußball/Sport Events und eben auch: Shoppen gehen!

Die boomenden Online-Warenlieferungen hätten zwar gezeigt, dass man vieles via Internet beschaffen kann. Vielleicht sogar mehr als man zuvor für möglich gehalten habe, weswegen dieses Phänomen auch nicht wieder verschwinden
werde. Der permanente Empfang und Versand von Paketen könne einen echten Shopping-Bummel in beliebiger Kombination mit privaten Treffen, Essen gehen, Kino–/Theater-Besuch beziehungsweise das haptische Einkaufen einfach nicht ersetzen. Hierfür werde es auch in der Zukunft nachhaltig und aktuell ganz besonders einen florierenden Markt geben.





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