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23.06.2021 Aengevelt fordert gezieltere Städtebauförderung

In den Nebenlagen der Metropolen und in den Zentren kleinerer Städte drohen den Stadt- und Stadtteilzentren nach Analysen von Aengevelt Research bereits seit Jahren Erosionserscheinungen, weil Internethandel und Einkaufszentren auf der grünen Wiese dem traditionellen Einzelhandel Umsätze entziehen. In den fünf Jahren, bevor das Coronavirus auftauchte, waren deutschlandweit bereits 29.000 Geschäfte geschlossen worden, das sind 7 Prozent des gesamten Bestands. Die Lockdowns haben sich als Trendbeschleuniger erwiesen, weil sie dem stationären Nonfood-Einzelhandel weitere Umsätze entzogen haben. Damit die Innenstädte nicht veröden, ist es notwendig, die Mittel der Städtebauförderung gezielter einzusetzen als bisher.

Der Blick auf die 1a-Lagen der Metropolen täuscht. Wenn auf der Düsseldorfer Königsallee oder der Münchner Maximilianstraße ein Ladenlokal frei wird, finden sich in der Regel schnell Nachmieter, meistens aus dem Bereich der Luxusmarken. In den Stadtteilzentren oder den Stadtzentren kleinerer oder strukturschwächerer Städte sind dagegen Verödungserscheinungen häufig bereits erkennbar, die die betroffenen Standorte in Abwärtsspiralen stürzen: Sinkende Umsätze führen zu Geschäftsaufgaben und Leerständen, die wiederum die Attraktivität des Standorts senken. Weitere Umsatzeinbußen, wachsende Leerstände, Billiggeschäfte, Desinvestition und Verfallserscheinungen sind die Folge. Und die Corona-Lockdowns wirken als Brandbeschleuniger.

Jetzt, wo die Coronakrise die Innenstädte akut gefährdet, ist es wichtiger denn je, Lücken im Geschäftsbesatz zu schließen und die Innenstädte attraktiver zu machen.

Wie das geht, ist aus der internationalen Forschung bekannt:

• Die Innenstadt wieder als Standort für hochwertiges, urbanes Wohnen ertüchtigen.

• Die Zonierung in Einkaufs-, Büro-, Behörden-, Gastronomie-, Kultur- und Wohnviertel durch kleinräumigere Mischung der verschiedenen Nutzungen ersetzen, um für urbanes Leben an allen Tagen und zu allen Zeiten und hohe Passantenfrequenzen zu sorgen.

• Baukultur, deutlich mehr Kunst im öffentlichen Raum und Grün- und Stadtgestaltung systematischer und professioneller pflegen, um die Innenstädte zu optisch ansehnlichen Orten zu erhalten oder erneut zu machen, die zum Aufenthalt und zum Flanieren einladen.

• Die Möglichkeiten zur Kombination verschiedener Aktivitäten jenseits des reinen Einkaufens erheblich ausbauen und anspruchsvoll verbessern, um die Fahrt in die Innenstadt zum Erlebnis werden zu lassen und konsequent multifunktionale Erlebnisorte zu schaffen.

• Sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten schaffen, die der Einkauf im Internet so nicht bieten kann (Erlebnis-Shopping, Entertainment, Marktatmosphäre, Gerüche, Geschmack, Fühlen, Anfassen…).

• Witterungsunabhängige Kombinationen von Freiluftangeboten und Überdachungen schaffen, um einen Ganzjahresbetrieb zu ermöglichen.

• Vom Renditedruck geschützte Räume bereitstellen, um Nutzungen zu ermöglichen, die die Attraktivität der gesamten Innenstadt steigern, aber keine Marktmieten zahlen können.

Die Umgestaltung und Restrukturierung der Innenstädte kann aus Sicht von Aengevelt Research nur gelingen, wenn neue langfristig leistungsbereite und leistungsfähige Partnerschaften aus öffentlichen und privaten Akteuren zustande kommen.
Dazu Prof. Dr. Volker Eichener von der Hochschule Düsseldorf: „Innenstädte benötigen ein konsequentes „Center-Management“, das in Shopping Centern und Einkauf- und Dienstleistungsstraßen für die optimale Mischung verschiedener Einzelhandels- und Gastronomieangebote sorgt, damit sie für breite Kundenkreise attraktiv bleiben bzw. werden. In zahlreichen Ländern sind schon seit Jahren gute Erfahrungen mit Business Improvement Districts gemacht worden, bei denen alle Grundstückseigentümer gemeinsame Maßnahmen zur Standortverbesserungen initiieren und pflegen.“

Die Mittel der Städtebauförderung könnten auch als Initialzündung wirken, weil nach vorliegenden Erkenntnissen 1 Euro an Fördermitteln 8 Euro privater Investitionen mobilisiert. Mit integrierten Stadtentwicklungskonzepten können darüber hinaus Förderprogramme aus verschiedenen Ressorts kombiniert werden.

Weitere Empfehlung: Die Mobilisierung von Ressourcen zur Bewältigung von Coronafolgen muss schnell erfolgen. Traditionelle Verfahren mit unzähligen Konferenzen, Meetings und Workshops, die im Monatsrhythmus stattfinden, sind dafür zu schwerfällig. Stattdessen sollten digitale Planungs-, Diskussions- und Beteiligungsformate eingesetzt werden, die während der Pandemie erfolgreich erprobt worden sind. Die Digitalisierung der Städtebauförderung kann ihre Leistungsfähigkeit steigern.





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