News RSS-Feed

23.08.2021 Post-Covid-Aufschwung UK: Städte außerhalb Londons sind Gewinner

Der wirtschaftliche Aufschwung im Vereinigten Königreich verlagert sich nach der Pandemie in Richtung der Städte in verschiedenen Regionen. Denn die langfristigen strukturellen Trends des demografischen Wandels als auch die Brexitauswirkungen haben einen tiefgreifenden Wandel auf das Wirtschaftswachstum in den Städten des Vereinigten Königreichs.

Zunächst sollte der Aufschwung die Aktivität und die Arbeitsplätze in den Branchen wiederbeleben, die am stärksten von dem Virus und den dadurch bedingten Schließungen betroffen waren. Zu diesen Wirtschaftszweigen gehören Bars und Restaurants, Unterhaltungslokale, Hotels, reisebezogene Aktivitäten und der stationäre Einzelhandel. Längerfristig wird das Wachstum allerdings den Höhepunkt des Brexit und seine Auswirkungen auf regionale und lokale Merkmale zu spüren sein, einschließlich der Aufteilung von Industrien, Arbeitskräften und Infrastruktur sowie der Art der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, die aktuell produziert werden können.

Neuordnung nach der Krise bietet attraktive Investitionsmöglichkeiten
Der Brexit und die neue Ausrichtung der Wachstumsaussichten in den Städten werden eine der großen Änderungen sein, die sich aus aktuellen Belastungen ergeben. Diese Neuordnung ist ein Silberstreif am Horizont, der sich aus dem Brexit/Covid-19-Sog ergibt. Sie bietet potenziell attraktive Investitionsmöglichkeiten. Denn Großbritannien profitiert von einer starken, relativen, demographischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die den Aufschwung antreibt, während London durch den Brexit benachteiligt wird.

Die besseren Wachstumsaussichten beruhen auf den langfristigen strukturellen Vorteilen des Landes, einschließlich des relativ starken Bevölkerungswachstums und des Anstiegs der Zahl an Arbeitskräften im Vergleich zum Durchschnitt der Eurozone sowie zu Deutschland und Frankreich. Die einfache Arithmetik zeigt, dass das Wachstum der Erwerbstätigen und die Produktivität der Arbeitnehmerr einen Deckel auf den Wachstumspfad einer Wirtschaft setzen. Das vergleichsweise stärkere Bevölkerungswachstum im Vereinigten Königreich erhöht die für die kommenden Jahre erwartete Wachstumsdynamik in der Nation.

London nimmt als Motor der britischen Wirtschaft ab, Städte außerhalb boomen
Ein anschaulicher Indikator für die relative Stärke der Wachstumstreiber in den verschiedenen Orten des Landes ist der Anteil der lokalen Bevölkerung mit Hochschulbildung und der Anteil der lokalen Arbeitsplätze, die diese hochqualifizierten Arbeitskräfte suchen. Letzteres wird als 'wissensintensive Unternehmensdienstleistungen' oder KIBS bezeichnet. Die KIBS-Beschäftigung in London ist im Zeitraum 2016-2019 um 0,64 % zurückgegangen. Ein Großteil dieses Rückgangs ist auf die Unsicherheit des Brexits zurückzuführen. Als finanzielles Kraftzentrum der EU hat London unter der Brexit-Unsicherheit gelitten, die durch die Verlagerung der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) von London nach Paris im Mai 2019 zum Ausdruck kommt.

Es gibt jedoch einen Silberstreif am Horizont. London spielt eine geringere Rolle als Motor der britischen Wirtschaft, während andere Städte und Orte einen Boom bei den KIBS-Aktivitäten erleben. Da London mit seiner schwindenden Rolle im globalen Finanzwesen und der damit verbundenen Unsicherheit zu kämpfen hat, ist seine Anziehungskraft auf hochqualifizierte Arbeitskräfte geschwächt. Die schwächere Attraktivität der Metropole für solche Arbeitskräfte hat jedoch implizit die relative Attraktivität von Standorten außerhalb Londons erhöht.

Da Arbeitnehmern aus dem Wissenssektor und KIBS-Aktivitäten eine Schlüsselrolle bei Unternehmensgründungen zukommt, wirkten sich diese Verschiebungen auch auf das geografische Muster der Unternehmensgründungen aus. Nach dem Brexit-Votum verringerte sich Londons Gründungsrate im Vergleich zu den zehn wichtigsten Gründungsstädten des jeweiligen Jahres. Insgesamt deuten die Verschiebungen bei den hochqualifizierten Arbeitskräften, der KIBS-Aktivität und dem relativen Tempo der Unternehmensgründungen darauf hin, dass der Brexit für die wirtschaftlich stärkeren Städte in anderen Teilen des Vereinigten Königreichs einen positiven Effekt hatte.

Mit Blick auf die Zukunft steigert die zunehmende Prävalenz hochqualifizierter Arbeitskräfte das Potenzial für wirtschaftliches Wachstum in den Städten, die davon profitieren. Indem sie sich für eine der britischen Städte entscheiden, bringen hochqualifizierte Personen ihre persönliche Einschätzung der Chancen zum Ausdruck. Wenn Städte ihre Konzentration an hochgebildeten Arbeitnehmern ausbauen, sollten Investoren diese Entwicklung unbedingt im Auge behalten.

(Kommentar von Marta Peyton, Managing Director und Head of Global Applied Research bei Aegon Asset Management)






Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!