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10.09.2021 Studie: Barrierefreiheit nur in der Hälfte der Seniorenhaushalte gegeben

Deutsche Seniorenhaushalte erfüllen im Durchschnitt nur die Hälfte von elf möglichen Kriterien für Barrierefreiheit. Das ergab eine Untersuchung des Forschungs- und Beratungsinstituts empirica im Auftrag der Deutschen Teilkauf zur Barrierefreiheit deutscher Seniorenhaushalte. Der Grad der Barrierefreiheit hängt laut den Ergebnissen stark vom Einkommen und der Wohnsituation der Senioren ab. So leben weniger vermögende Senioren öfter in Wohnungen mit Barrieren und Mieter leben häufiger als Hausbesitzer in barrierearmen Haushalten.

Im Vergleich zu allen anderen deutschen Haushalten sind die Seniorenhaushalte nur geringfügig barriereärmer.

„Die Studie zeigt einen hohen Nachbesserungsbedarf in Seniorenhaushalten. Viele Wohnungen und Häuser erfüllen nicht das Bedürfnis nach Barrierefreiheit“, erklärt Marian Kirchhoff, Geschäftsführer der Deutschen Teilkauf.

Der Grad der Barrierefreiheit misst sich an insgesamt elf Kriterien wie unter anderem dem stufenlosen Zugang zum Haus sowie zu allen Räumen, ausreichend Bewegungsfläche in Küche und Bad, der erhöhten Durchgangsbreite von Türen und Fluren, einem Boden ohne Unebenheiten sowie einer bodengleichen Dusche. Sind alle Kriterien erfüllt, spricht man von einer 100-prozentigen Barrierefreiheit, beziehungsweise einem Indexwert von 100.

„Im Alter lässt die Mobilität von Senioren oft nach, einen Umzug möchten viele Senioren so lange wie möglich vermeiden Barrierefreiheit wird somit zum wesentlichen Entscheidungsfaktor, ob das Zuhause weiter bewohnt wird oder verlassen werden muss“, sagt André Dölker, Geschäftsführer der Deutschen Teilkauf.

„Unsere Untersuchung zeigt einen erheblichen Nachbesserungsbedarf bei der Barrierefreiheit von Seniorenhaushalten“, ergänzt Dr. Reiner Braun, Geschäftsführer der empirica.

Ebenerdige Duschen sind Mangelware

Den meisten Handlungsbedarf sieht das Forschungshaus im ebenerdigen Zugang zur Dusche und anderen Räumen – nur 16 Prozent der Haushalte verfügen über eine ebenerdige Dusche und nur 18 Prozent weisen keine Bodenunebenheiten auf. Weiteren Nachbesserungsbedarf sehen die Forscher bei stufenlosen Hauseingängen und generell stufenlosen Räumen. Dieses Kriterium erfüllen nur 15 beziehungsweise 33 Prozent der Haushalte.

Ein vergleichsweise geringes Problem stellen zu schmale Durchgangstüren und Flure dar, hier sind 70 beziehungsweise 65 Prozent der Haushalte barrierearm.

Eigenheime sind häufiger barrierebelastet als Mietwohnungen

Eigenheime erfüllen die Anforderungen für die Barrierefreiheit häufig nicht, da sowohl im Eingangsbereich als auch in den einzelnen Räumen oft durch Schwellen und Treppen der Zugang zu den Räumen erschwert wird, häufig sind die Bäder zudem nicht altersgerecht gestaltet. Die wenigsten Barrieren weisen Wohnungen und Gebäude der gutverdienenden Eigentümer im Geschosswohnungsbau auf, diese sind oftmals auch jüngeren Baujahres

„Gerade im eigenen Haus sehen wir einen erhöhten Bedarf an barrieresenkenden Maßnahmen. Mieter und Eigentümer im Geschosswohnungsbau hingegen haben häufig Wohnungen bezogen, die ohnehin altersgerecht konzeptioniert sind“, erklärt Dr. Braun.

Regionale Unterschiede bei der Barrierefreiheit

Die Barrierefreiheit von Seniorenwohnungen in Deutschland weist auch regionale Differenzen auf. Nicht nur im Vergleich der Bundesländer werden unterschiedliche Werte vom letzten Platz mit 38 Prozent (Hamburg) bis zu 56 Prozent (Saarland, Rheinland-Pfalz) in der Spitze verzeichnet, sondern auch innerhalb einzelner Städte und zwischen den Landkreisen schwanken die Werte zwischen 24 beziehungsweise 26 Prozent in Berlin-Reinickendorf Hamburg-Altona sowie 33 Prozent im Landkreis Aschaffenburg am unteren Ende und 61 Prozent in den Berliner Stadtteilen Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenik. Insbesondere in Großstädten sowie deren Umland sind barrierebelastete Wohnungen zu finden, ebenso treten diese vermehrt im ländlichen süddeutschen Raum auf. Die barrierefreiesten Regionen Deutschlands, mit einem Indexwert von 60 Prozent, sind dagegen im Bereich Herne/Bochum, in Bremerhaven sowie in den Landkreisen Diepholz, Nienburg/Weser und Schaumburg zu finden.

Einkommensunterschiede beeinflussen Barrierefreiheit

Auch das Einkommen beeinflusst die Barrierefreiheit der Seniorenhaushalte. Eigenheimbesitzer mit geringem monatlichem Einkommen leben häufiger in solchen Immobilien, die mehr Barrieren aufweisen als besser verdienende Senioren. Lediglich bis zu 45 Prozent der Kriterien für Barrierefreiheit zur Barrierefreiheit werden in diesen Haushalten erfüllt, 51 Prozent sind es bei den Gutverdienenden.

„Das zeigt, dass der Bedarf nach Barrierefreiheit in allen Einkommensschichten hoch ist, für vermögende Senioren ist es jedoch einfacher, das Eigenheim barrierefrei herzurichten. Viele Senioren können die damit einhergehenden Kosten allerdings nicht oder nur teilweise tragen“, erklärt Marian Kirchhoff, Geschäftsführer der Deutschen Teilkauf. „Der barrierefreie Umbau des Eigenheims schlägt häufig mit hohen Kosten zu Buche. Oft müssen Badezimmer, Treppen oder die Küche komplett umgebaut werden, um selbstbestimmt im Alter, so lange wie möglich in den eigenen Vier Wänden wohnen bleiben zu können.“

Eine im Mai 2021 veröffentlichte Studie von empirica und der Deutschen Teilkauf zeigt, dass rund 7,7 Millionen Seniorenhaushalte und damit 58 Prozent aller Senioren kein auskömmliches Einkommen erzielen.

Als auskömmliches Einkommen definiert empirica ein Einkommen, das mehr als dem vierfachen Hartz-4-Regelsatz und damit einem monatlichen Nettoeinkommen von mindestens 1.600 Euro pro Person entspricht. „Senioren, die über 1.600 Euro monatlich oder weniger verfügen, bewegen sich jedoch nicht unbedingt an der Armutsgrenze“, erklärt Dr. Braun. „Größere Anschaffungen für den privaten Konsum oder auch altersgerechte Umbaumaßnahmen des Eigenheims sind jedoch aus dem laufenden Einkommen nicht finanzierbar.“

Das Einkommen der Senioren setzt sich im Wesentlichen aus dem Geldvermögen, also Rentenansprüchen, der privaten Altersvorsorge und Einkünften aus Erwerbstätigkeiten zusammen. Die Armutsschwelle liegt bei einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von 1.000 Euro netto.

„Mit der Verrentung der eigenen Immobilie – etwa über einen Teilverkauf – lässt sich das notwendige Kapital für einen barrierefreien Umbau erlösen, ohne dass die Immobilie verlassen werden muss“, erklärt Kirchhoff.

Der Immobilien-Teilverkauf ermöglicht es Eigentümern, einen Teil ihrer Immobilie zu verkaufen und damit das darin gebundene Kapital freizusetzen. Auf Basis des Nießbrauchrechts erhält der Verkäufer lebenslanges Nutzungs- und Wohnrecht und kann uneingeschränkt in seiner Immobilie wohnen bleiben.






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