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09.11.2021 Immobiliensektor bietet großes Potenzial, um Klimaziele zu erreichen

Am Donnerstag widmet sich der Weltklimagipfel in Glasgow einen ganzen Tag lang dem Thema Städte, Regionen und bebaute Umwelt. Es ist folgerichtig, dass das Thema Immobilien damit am vorletzten Tag des Gipfels prominent auf der Agenda steht. Schließlich sind Gebäude für fast 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und für rund 50 Prozent aller geförderten Rohstoffe verantwortlich.

Sollte der Immobilien- und Bausektor keine umfassenden Maßnahmen für eine Reduktion dieser Emissionen und des Rohstoffverbrauchs ergreifen, wird die Kurve weiter steil nach oben zeigen: Nach Schätzungen dürfte sich der weltweite Bestand an Gebäuden bis 2050 verdoppeln. Dann werden fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben.

Somit ist klar: Das Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf "deutlich unter" zwei Grad Celsius zu begrenzen, kann nur erreicht werden, indem Immobilien zu einer Priorität des weltweiten Handelns werden.

Was es braucht: Bessere Zusammenarbeit und den richtigen politischen Rahmen
Als Erstes ist eine bessere Zusammenarbeit unumgänglich. Der Gebäudesektor sollte – besser: muss – seine Emissionen bis 2030 halbieren. Für alle neuen Immobilien sollten Netto-Null-Emissionen nicht nur während ihres Betriebs, sondern auch während des gesamten Lebenszyklus angepeilt werden. Das erfordert eine verstärkte Kooperation aller Beteiligter. Unternehmen, Städte und Regierungen müssen zusammenarbeiten, um die notwendige Emissionsreduzierung zu erreichen. Trotz aller bisheriger Kritik: Der Donnerstag auf dem Weltklimagipfel ist dafür ein wichtiger Schritt.

Ein zweiter Aspekt ist der richtige politische Rahmen. Die Unternehmen brauchen die Unterstützung der Regierungen bei der Entwicklung der richtigen Strategien. Denn es liegt in der Verantwortung der Regierungen, die Leitlinien für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus vorzugeben.

Frankreich geht hier voran: Dort gibt es entsprechende Vorgaben zur Bekämpfung der Emissionen von Nichtwohngebäuden – also z.B. Büros, Industrie- oder Handelsimmobilien – sowie Maßnahmen zur Einführung von Schwellenwerten für CO2-Emissionen und einen wirkungsvollen Ansatz zur Lebenszyklusanalyse.

Auch Großbritannien hat sinnvolle Maßnahmen ergriffen: Die kürzlich veröffentlichte Wärme- und Gebäudestrategie sowie eine Verschärfung der Energiestandards für den gesamten britischen Gebäudebestand könnten die CO2-Emissionen im Sektor erheblich reduzieren.

Will Europa eine Führungsrolle für einen nachhaltigen Immobilien- und Bau-Sektor einnehmen, braucht es entsprechende Regelungen auf EU-Ebene. Eine gemeinsame Definition von Netto-Null-Gebäuden oder eine Verschärfung der Anforderungen für neue Gebäude in der gesamten EU im Rahmen der anstehenden Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Energy Performance of Buildings Directive) wäre daher zu begrüßen.

Der Immobilien- und Bausektor bietet ein erhebliches Potenzial, um die Klimaziele zu erreichen. Mit der richtigen Zusammenarbeit aller Beteiligter und dem richtigen politischen Rahmen könnte es gelingen, dieses Potenzial zu heben.

(by: Julian Marwitz, Leiter des Deutschlandgeschäfts bei Longevity Partners)






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