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21.01.2022 Re-Shoring, Automatisierung und Homeoffice verändern Logistiksektor

Nutzer von Lager- und Logistikflächen setzen vermehrt auf die Verkürzung von Lieferketten, um wirtschaftliche Risiken zu vermeiden. Dies und weitere Trends, die in den nächsten drei Jahren die Nachfrage nach Logistikimmobilien in Europa bestimmen dürften, belegt eine Erhebung von Savills und Tritax EuroBox. Dafür wurden insgesamt 400 Nutzer, Entwickler, Investoren und Berater befragt.

Aufgrund von Lieferverzögerungen, Arbeitskräftemangel und steigende Kraftstoffkosten, die zum Teil mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zusammenhängen, erwägen 68 % der Befragten, Produktionsschritte zurück ins Inland zu verlagern (Re-Shoring). Rund 18 % planen zudem, den Anteil international bezogener Lieferungen zu verringern. Um die weiter zunehmende Zahl an Online-Bestellungen besser bedienen zu können, erwarten 54 % der Umfrageteilnehmer, dass Unternehmen zukünftig ihre Lagerbestände aufstocken werden. Zusätzlich dürfte der Boom des Online-Handels für noch mehr Warensendungen sorgen. Um die immer größeren Warenmengen zu händeln, werden Lagerautomatisierungen nach Meinung von 66 % der befragten Entwickler im kommenden Jahr einen großen Einfluss auf die Lieferketten haben. Keinem anderen Aspekt wird eine derart große Bedeutung beigemessen.

Die Veränderungen in den Lieferketten begünstigen die steigende Nachfrage nach Logistikimmobilien, die in den kommenden Monaten noch weiter zunehmen dürfte. So gab nahezu die Hälfte der Nutzer (47 %) an, in den nächsten drei Jahren mehr Lagerfläche zu benötigen, während 48 % von einem gleichbleibenden Bedarf ausgehen. Bei den Third Party Logistics Providern (3PL) planen 58 % eine Flächenvergrößerung. Bei Nutzern aus den Bereichen Einzelhandel und Produktion sind es 46 % bzw. 41 %.
„Seit Beginn der COVID-19-Pandemie ist die Nachfrage nach Lagerflächen deutlich gestiegen, während das verfügbare Angebot weiter zurückgegangen ist. Das hat wiederum das Interesse von Kapitalanlegern an diesem Sektor weiter verstärkt. Das Transaktionsvolumen erreicht Marken von 35 Mrd. Euro pro Jahr und die Spitzenrenditen fallen in einigen Märkten auf unter 3 %“, erklärt Marcus de Minckwitz, Head von EMEA Industrial and Logistics.

Frankreich (44 %), Deutschland (43 %) und Spanien (39 %) sind bei den Nutzern am gefragtesten hinsichtlich der Flächenexpansion. In den kommenden Jahren ist hier – auch aufgrund des mangelnden Angebots – mit steigenden Mieten zu rechnen. Bei den Immobilieninvestoren stehen neben Frankreich und Deutschland vor allem Investitionen im Vereinigten Königreich im Fokus. Dies unterstreicht die zuletzt beobachtbare Verschiebung von Kapital in die europäischen Kernmärkte.

„Der Wettbewerb um Logistikimmobilien in Europa – insbesondere an erstklassigen Standorten und mit hoher Qualität – verschärft sich weiter. In Deutschland wird das Angebot zusätzlich durch baurechtliche Restriktionen und ein Mangel geeigneter Grundstücke begrenzt. Gleichzeitig ist die Nachfrage ungebrochen hoch“, bekräftigt Bertrand Ehm, Director Industrial Investment bei Savills.

Die in der Folge steigenden Preise stellen auch für Entwickler eine Herausforderung dar: So geht mehr als die Hälfte von ihnen (57 %) davon aus, dass neben den Bau- auch die Grundstückskosten für Logistikimmobilien in Europa in den nächsten fünf Jahren um mehr als 5 % jährlich steigen könnten.

Die Umfrage zeigt zudem deutliche Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung von ESG: Demnach berücksichtigen 71 % der befragten Investoren und Asset Manager bereits ESG-Kriterien in ihren Ankaufsprüfungen, 28 % planen dies in den nächsten drei Jahren. Bei den Nutzern hat das Thema noch einen deutlich geringeren Stellenwert und wird von der alles bestimmenden Angebotsknappheit überstrahlt.






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