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21.01.2022 Coliving: Damit sich die Arbeit dem Leben anpasst und nicht umgekehrt

Der Immobilienmarkt verändert sich kontinuierlich, nicht zuletzt weil sich die Sharing Economy immer stärker in unseren Alltag etabliert. Nach Carsharing und Coworking kommt nun Coliving, eine moderne Lebensweise, die vor allem digitale Nomaden anspricht. Doch ist dies nur ein Trend oder eine nachhaltige Idee?

Die Arbeitswelt und die damit verbundene Mentalität hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Nicht nur der Wandel von der früheren körperlichen Arbeit hin zur geistigen, sondern auch von Festanstellungen hin zur freiberuflichen Arbeit haben den Stellenwert des Berufs bei den Menschen beeinflusst, sodass die Flexibilität und Freiheit eines Jobs höher als eine Gehaltserhöhung eingestuft wird. Vor allem die aktuelle pandemische Lage hat die Einstellung der Berufstätigen gegenüber Arbeitsmodellen wie Remote Work positiv verändert. Um dabei den sozialen Kontakt weiterhin zu befriedigen, bietet Coliving eine Lösung. Die Idee hat ihren Ursprung bereits in den 1960er-Jahren in Dänemark, als eine Journalistin das damalige Wohnmodell in Frage stellte. Auch heute sehen viele in diesem Konzept eine Alternative, um die Arbeit an die sich wandelnde Lebensweise der digitalen Nomaden anzupassen und Reisen, Arbeiten und Leben unter einen Hut zu bekommen.

Was bedeutet Coliving?

Immer mehr Menschen entscheiden sich aus freien Stücken für das Wohnen in einer Wohngemeinschaft. Allerdings sehnen sich digitale Nomaden nach flexiblem Wohnen außerhalb der traditionellen Wohngemeinschaften. Beim Coliving wird ein eigenes Zimmer in einem Apartment gemietet, wobei in den meisten Fällen ein Bad ebenfalls zur alleinigen Verfügung steht, während die Küche und Aufenthaltsräume mit den anderen Mieter*innen geteilt werden. In der All-Inclusive-Miete sind alle Kosten, wie Wasser, Internet oder Reinigungsdienstleistungen, enthalten. Außerdem sind die Apartments vollständig möbliert und mit den wichtigsten Geräten ausgestattet, wodurch ein schnelles Einziehen mit nur einem Koffer garantiert wird. Das, was das Konzept von Coliving allerdings ausmacht, ist nicht die hochwertige Wohnung, sondern die Gemeinschaft. Die gemeinsamen Räume laden zum kreativen und sozialen Austausch ein. Beim Coliving steht im Vordergrund, mit der erhöhten Lebensqualität das perfekte Gleichgewicht zwischen Gemeinschaft und Privatsphäre zu schaffen.

Vorteile von Coliving

Nicht für jeden ist diese Lebensform geeignet, dies wird spätestens dann klar, wenn man die aktuelle Meinung zum Homeoffice anschaut. Viele sind dem Arbeiten von zu Hause überdrüssig, während andere darin aufgehen. Deshalb zielt das Konzept besonders auf die digitalen Nomaden ab, die sich ihr Arbeitsumfeld selbst aussuchen können und lediglich eine Steckdose für ihren Laptop benötigen, auf dem sie alles finden, was sie zum Leben brauchen, außer den direkten sozialen Kontakt. Das Internet sorgt zwar für eine vollumfängliche Konnektivität, gleichzeitig aber auch für eine Isolation, da die Menschen einander nicht mehr wirklich begegnen. Genau hier greift Coliving ein und sorgt für reale Treffen von Gleichgesinnten. Somit wirkt der Trend der aktuellen Einsamkeit der jungen und junggebliebenen Menschen entgegen, die durch das Internet stark angestiegen ist.

Wer in einem Coliving-Apartment einzieht, bekommt das Komplettpaket aus Service, Ausstattung und Gemeinschaft. Dazu gehören verschiedene Luxusangebote, wie eine Dachterrasse oder ein hausinternes Fitnessstudio, oder die hochwertige und moderne Einrichtung. So hat das dänische Unternehmen lifeX alle seine Apartments im nordischen Design gehalten und HIVEGEIST sein Interior an die jeweilige Stadt angepasst, um den lokalen Flair aufzugreifen.

Da Millennials großen Wert auf das Sammeln von Erfahrungen legen, befinden sich die meisten Apartments in den Bestlagen der Großstädte. Hier herrscht reges Treiben auf den Straßen, die Cafés und Bars sind die perfekten Orte für unvergessliche Momente und die Stadt kann mit dem öffentlichen Verkehrsnetz einfach und schnell erkundet werden. HIVEGEIST schafft beispielsweise mit seinem exklusiven Hive im Herzen von Barcelona eine optimale Gelegenheit, die Stadt zu erleben. Soll es über die europäischen Grenzen hinaus gehen, schmiedet das Startup bereits Pläne für eine Expansion. Bis dahin bietet Outsite, ein Anbieter, der die Nachhaltigkeit in seinem Geschäftsmodell fest verankert hat, ein Apartment in unmittelbarer Nähe zum Empire State Building in New York City.

Das Coliving-Konzept

Der Coliving-Markt besteht bereits seit mehreren Jahren, wobei erst ab 2019 der allgemeine Trend begonnen hat. Um ein nachhaltiges Geschäftsmodell auf dem Markt zu etablieren, müssen eigene Nischen und Stärken herauskristallisiert werden. Die Flächeneffizienz, der Service-Mix und das Gemeinschaftsangebot sind die Stellschrauben des Coling-Konzepts. Beim Coliving wird die Wohnung sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten gebraucht, weshalb sich die Nutzung einer bestimmten Fläche mehrmals am Tag ändern kann. Der Service muss an die Bedürfnisse der Mieter*innen angepasst werden. Dabei besteht die größte Herausforderung für die Unternehmen in dem Erreichen eines ausgewogenen Gleichgewichts zwischen Qualität und Preis. Während die meisten Anbieter für jede Coliving-Wohnung unterschiedliche Preise festlegen, beruhen manche Konzepte auf einem Abonnement-Modell. Hierbei stehen vor allem die Mobilität und die Flexibilität im Mittelpunkt des Konzepts. HIVEGEIST bietet zwei Abonnements an, mit denen verschiedenste Städte Europas erlebt werden können. Ein einfaches Wechseln jeden Monat von Hive zu Hive ist in beiden Abos enthalten, wobei die Lebensqualität an allen Orten gleichbleibend hoch gehalten wird.

Trend oder nachhaltiges Konzept?

Doch ist Coliving nur ein Trend, der schnell wieder vorbei zieht, oder ein ernsthaftes nachhaltiges Konzept, um die Immobilienbranche zu verändern? Im Endeffekt wird das die Zeit zeigen, doch in dem Konzept steckt viel Potenzial, das bereits von einigen Unternehmen erkannt wurde. Beispielsweise kann der Umzug von jungen Talenten in günstigere Städte eingedämmt werden, indem der stetig wachsende Wettbewerb zu erschwinglichen Varianten von Coliving führt. Außerdem schafft der momentane Wandel der Arbeitswelt optimale Bedingungen für das Coliving-Modell. Hinzu kommt der Wunsch der Menschen nach sozialen Kontakten, die gleichzeitig die Arbeit vorantreiben können.

Coliving wirkt insofern nachhaltig, weil seit Jahren immer größere Mietwohnungen gebaut werden, die sich immer weniger Menschen leisten können. Lediglich knapp 20 % der Neubauwohnungen sind Ein- oder Zwei-Zimmer-Wohnungen, die die Entwicklung hin zu kleineren Haushalten auffangen können. Coliving kann diesen Defizit an geeignetem Wohnraum füllen, da für dieses Konzept größere Wohnungen von mehr Menschen bezogen werden, wodurch die Wohnfläche pro Kopf sinkt. Dies entspricht auch dem Trend des Tiny Houses, bei dem die Wohnfläche verringert werden soll, um Heizkosten zu sparen oder dem Konsum entgegen zu wirken. Zwar sind die Wohnungen im eigentlichen Sinne nicht kleiner, allerdings haben die Bewohner*innen weniger Platz zur eigenen Verfügung, was den Konsum senkt, und der CO2-Ausstoß wird auf mehrere Menschen aufgeteilt. Coliving ist ein nachhaltiges Konzept, das noch viele weiterführende Ansätze unter der Fragestellung “wie wir in Zukunft wohnen wollen” aufgreifen wird.

(Gastkommentar von Thomas Falk, Revel Partners)







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