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22.02.2022 Ende der Negativzinsen: Erst profitieren Private, dann Institutionelle

Die Zeichen stehen auf Zinserhöhung, doch bei institutionellen Investoren wird das erst mit einiger Verzögerung ankommen. „Es ist zu erwarten, dass sich die Banken zunächst bei den Privatsparern bewegen, denn hier ist der öffentliche Druck am größten“, sagt EDS-Gründer und CEO Sebastian Bergmann. „Erst danach werden eventuelle Zinssteigerungen auch an Institutionelle weitergegeben.“

Die Inflationsraten steigen, die Notenbanken reagieren. Zinserhöhungen wurden sowohl von der Fed wie von der EZB angekündigt – und könnten die lange Phase der Negativzinsen beenden. Seit 2014 müssen Banken dafür zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken, seit 2019 liegt dieser Strafzins bei -0,5 Prozent. „Und es waren die institutionellen Anleger, bei denen die Banken diese Kosten zuerst weitergegeben haben“, sagt Bergmann. So zogen sich die Negativzinsen langsam in den Markt: Erst galt es nur für große Beträge ab zehn Millionen, dann waren es fünf, später eine Million und 2019 verlangten erste Banken ab dem ersten Euro Geld.

Damit war der Negativzins im breiten Markt angekommen – fünf Jahre nach den Institutionellen mussten auch die Privaten zahlen. Der Weg aus den Negativzinsen könnte spiegelbildlich verlaufen. „Es ist davon auszugehen, dass zuerst bei den kleinen Guthaben die Negativzinsen auslaufen“, so Bergmann. „Erst dann würden auch schrittweise größere Guthaben profitieren.“ Ein Zinsschritt von -0,50 auf -0,25 Prozent würde bei den meisten Institutionellen wohl gar nicht ankommen.

„Die Banken haben fast zwei Jahre gebraucht, bis sie die Negativzinsen der EZB auch voll an die Kundschaft weitergeben konnten“, sagt Bergmann. „Die Systeme der meisten Häuser sahen gar keine negativen Zinsen vor.“ Da sei es nicht zu erwarten, dass die Banken jetzt schnell reagieren. Dagegen sei der öffentliche Druck bei den Kleinsparern viel größer und habe manches Haus ohnehin sehr lange zögern lassen, ob Negativzinsen weitergegeben werden sollten.

„Ehrlich gesagt haben sich ja viele Banken durch neue Gebühren oder Preisanpassungen davor gedrückt“, sagt Bergmann. „Der Effekt ist der gleiche, aber die Gebühren laufen auch dann noch weiter, wenn die Negativzinsen irgendwann Geschichte sein sollten.“ Zumal mittlerweile Urteile vorliegen, die Negativzinsen bei Privaten für unzulässig erklärten. Verbraucherschützer hatten hier geklagt und in mindestens einem Fall Recht bekommen.

Druck können natürlich auch große Institutionelle ausüben, indem sie Geld anders allokieren. „Doch bei vielen sind die Anlagerichtlinien so streng, dass dies kaum in Frage kommt“, sagt Bergmann. Insofern sei davon auszugehen, dass es womöglich erst dann zu wirklichen Erleichterungen auch für Institutionelle kommen werde, wenn die Notenbankzinsen tatsächlich über null liegen. „Bis dahin werden die Banken versuchen, so viel wie möglich über die sich verbessernde Zinsmarge zu verdienen.“







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