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09.03.2022 ULI – Das sind die Klima-Themen 2022

Vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise werden Themen wie nachhaltige Energiekonzepte immer wichtiger. Aber welche Nachhaltigkeitsthemen genau gewinnen gerade an Bedeutung, warum sind sie wichtig, und was sollte die Branche tun?

Das waren die zentralen Fragen des aktuellen Sustainability Outlook 2022 des Urban Land Institute (ULI). Für diesen führte im September 2021 das ULI Greenprint Center for Building Performance eine Befragung der Mitglieder des ULI Americas Sustainable Development Council, des ULI Asia Pacific Resilient Cities Council und des ULI Europe Sustainability Council durch, die als Grundlage für den Ausblick dient. Die Befragung fand im Rahmen von virtuellen runden Tischen statt. 27 ULI-Mitglieder, die führend in dem Bereich Nachhaltigkeit sind, nahmen teil. Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Expertenbefragung wurden fünf Themen identifiziert, die in den kommenden Monaten und darüber hinaus die Entscheidungsfindung im Immobilienbereich beeinflussen werden:

1. Vorantreiben der Netto-Null-Agenda
2. Orientierung schaffen im Bereich Reporting und Messwerte
3. Minderung von Klimarisiken
4. Priorisierung von Bestandsgebäuden
5. Fokus auf Baumaterialien

Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI Deutschland/Österreich/Schweiz: „Klimaneutralität im Immobiliensektor ist längst kein frommer Wunsch mehr. Ab 2022 wird die Branche auf einen pragmatischen, konsequenten und handlungsorientierten Ansatz setzen. Aufgrund des breiten gesellschaftlichen Interesses am Klimaschutz muss die gesamte Branche daher von einem zunehmenden Druck der Marktakteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausgehen, d.h. von Investoren, Nutzern, Regierungen und Kommunen.“

Eines der wichtigsten Themen des Jahres 2022 wird die Frage sein, wie eine transparente und exakte Berichterstattung und Messung der ESG-Performance auf Portfolio- oder Unternehmensebene erreicht werden kann. Für Immobilienunternehmen ist es wichtig, „Greenwashing”-Vorwürfe zu vermeiden.

Dabei zeiget sich die Herausforderung, dass nicht für alle Gebäude in allen Regionen Daten erhoben oder auf dieselbe Art und Weise analysiert werden. „Deswegen ist ein integrierter Ansatz mit standardisierten Berichterstattungsmethoden wichtig – so schwierig die Umsetzung eines solchen Vorhabens aktuell auch erscheinen mag. Welche ESG-Standards sich letztlich durchsetzen werden, hängt von der zunehmenden Ausdifferenzierung des Immobiliensektors in diesem Bereich und der Berücksichtigung einzelner Reporting-Ansätze ab“, erläutert Georgi.

Angesichts der weltweiten Klimakrise wird die Branche der Steuerung von Klimarisiken in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit widmen, denn diese Risiken stehen im Mittelpunkt nachhaltiger und resilienter Investitionen. Dabei sind Übergangs- und physische Risiken zu unterscheiden. Übergangsrisiken beziehen sich auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Klimapolitik und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Ökonomie, während physische Risiken auf Immobilien aus den Folgen von Katastrophen wie Waldbränden, Überschwemmungen oder Stürmen erwachsen.

Etwa 80 Prozent der Gebäude, die im Jahr 2050 den Immobilienbestand weltweit ausmachen werden, wurden bereits gebaut. Georgi: „Die Reduzierung der CO2-Emissionen des aktuellen Bestands zählt daher zu den vorrangigen Zielen. Neubauten bieten ideale Bedingungen für die Umsetzung von Best-Practices. Die höhere Herausforderung mit dem größeren Wirkungspotenzial ab diesem Jahr stellt jedoch die kosteneffiziente und zeitnahe Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden dar.“ Um die Herausforderungen für den gesamten Immobiliensektor zu bewältigen, sind Innovationen und Investitionen erforderlich. „Diese Priorisierung erfolgt aktuell viel zu langsam, da u.a. Lieferprobleme, Nutzerpräferenzen und Renditeerwartungen von Investoren einen bremsenden Effekt haben“, so Georgi.

Rasche Investitionen und Fortschritte in der Gebäudetechnologie, insbesondere im Bereich der Klimatechnologie, ermöglichen tiefgreifende energetische Sanierungen, die zuvor als zu kostspielig oder mit der verfügbaren Technologie als nicht machbar galten.

Auch Baumaterialien spielen eine wesentliche Rolle für den Lebenszyklus eines Gebäudes. Sie werden in diesem Jahr in zweierlei Hinsicht im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdiskussion stehen: Gesundheit und Nachhaltigkeit. Die Senkung der grauen CO2-Emissionen von Baumaterialien wird für die Erreichung der Klimaneutralität von entscheidender Bedeutung sein, sei es durch die optimale Nutzung vorhandener Materialien vor Ort oder durch die Verringerung der CO2-Emissionen in den Produktions- und Lieferketten. Georgi ist sich sicher: „Aufgrund der weltweit wachsenden Bedeutung von Gesundheitsaspekten, werden sich gesündere Baumaterialien in Zukunft zu einem Schwerpunktbereich im Immobiliensektor entwickeln.“

Seit den ersten ESG-Initiativen hat die Immobilienwirtschaft bereits einen weiten Weg zurückgelegt. Zu Beginn des Jahres 2022 drängt die Branche nun auf Effizienzsteigerungen durch Konsistenz und Standardisierung. Dieser Trend zeigt sich in der frühzeitigen und freiwilligen Entwicklung von Messwerten und Rahmenwerken, die zunächst das Bewusstsein schärften und das Reporting unterstützten. Diese müssen nun vereinheitlicht und strukturiert werden, um nicht nur die Datenmenge, sondern auch die Datenqualität sicherzustellen. Auch in anderen Bereichen, u.a. bei Baumaterialien, ermöglicht die rasche Einführung globaler Normen ein höheres Tempo bei der branchenweiten Umsetzung von Best-Practices. Dies trägt wiederum zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zur Förderung des Wohlbefindens in Gebäuden bei.

Die Standardisierungsbemühungen gehen mit einer wachsenden Komplexität der zu lösenden Probleme in diesem Jahr einher. „Um ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, muss sich die Branche auf das Erreichen des Netto-Null-Ziels sowie die Steuerung der physischen und Übergangsrisiken des Klimawandels konzentrieren. Diese Neuausrichtung verändert die globale Immobilienwirtschaft grundlegend. Für die Branche wird die Herausforderung darin bestehen, auf Grundlage der bisherigen Maßnahmen effektive ESG-Strategien mit langfristiger Perspektive zu entwickeln“, so Georgi abschließend.






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