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07.07.2022 Auf dem Wohnungsmarkt droht eine neue Eskalationsstufe

Der HousingAnywhere International Rent Index Report für das zweite Quartal 2022 zeigt, dass die Mietpreise in Europa im vergangenen Jahr um außergewöhnliche 19,3 Prozent gestiegen sind. Im Durchschnitt betrug der Preisanstieg für Wohnungen 20,8 Prozent, für Studio-Apartments 22,9 Prozent und für Einzelzimmer 14,2 Prozent. Dabei lagen alle betrachteten Städte in Deutschland in nahezu jedem Segment über dem Durchschnitt. In Stuttgart stiegen die Preise für Studio-Apartments sogar um 79,5 Prozent. Diese drastische Zunahme lässt sich auf die steigende Nachfrage zurückführen, die bereits jetzt die Hochsaison des letzten Jahres übertrifft. Diese findet normalerweise erst im aktuell laufenden dritten Quartal statt.

„Der Wunsch nach einem flexiblen und grenzenlosen Lebensstil ist mit der Aufhebung der Mobilitätsbeschränkungen explodiert“, sagt Djordy Seelmann, CEO von HousingAnywhere. „Wir beobachten einen Anstieg der Nachfrage aufgrund der Erholung der internationalen Mobilität. Zum Arbeiten, zum Studieren oder einfach, um die Lebensqualität zu verbessern. Die Zahl der Bewerbungen internationaler Studenten steigt sprunghaft an, ebenso wie das Bestreben der Menschen, sich eine Karriere jenseits der Grenzen ihres Herkunftslandes aufzubauen. Es geht nicht mehr nur um den Ort, an dem die Menschen sein müssen. Es geht um den Ort, an dem sie sein wollen.“

Der Unterschied zu Städten mit Spitzenpreisen sinkt

In den europäischen Spitzenstädten wie Amsterdam, Lissabon, Paris und Mailand sind die Mietpreise bereits auf einem Rekordniveau und werden weiter steigen. Deutsche Städte mit bereits hohen Mietpreisen wie Berlin, München und Hamburg liegen im europäischen Vergleich noch in einem moderateren Bereich, aber der Anstieg im Quartalsvergleich und überdurchschnittliche Anstieg im europäischen Jahresvergleich deutet darauf hin, dass die dortigen Mietpreise die Spitzenstädte einholen werden.

Amsterdam führt bei der Zunahme der Mietpreise für Studio-Apartments im Vergleich zum vorherigen Quartal mit 24,5 Prozent, womit der Anstieg im Jahresvergleich 51,1 Prozent beträgt. Beim Anstieg der Mietpreise für Studio-Apartments im letzten Quartal führt Köln mit 18,9 Prozent vor Hamburg mit 17,7 Prozent und Stuttgart mit 11,4 Prozent. Daneben erscheint die Preissteigerung in Berlin mit 7,6 Prozent und in München mit 6,9 Prozent gering. Jedoch liegen im Jahresvergleich Stuttgart mit 79,5 Prozent, Berlin mit 43,8 Prozent und München mit 42,1 Prozent vorne. Dabei sind die absoluten Unterschiede der Durchschnittspreise im zweiten Quartal gering. Mit 1.350 Euro Miete liegt der Spitzenreiter München lediglich 255 Euro vor Stuttgart als zweitgünstigste Stadt. Mit 899 Euro Miete stach Frankfurt als günstige Stadt für Studio-Apartments hervor.

Bei den Mietpreisen für Wohnungen holte München im zweiten Quartal Berlin ein. In beiden Städten liegt der Durchschnittspreis für Wohnungen jetzt bei 1.650 Euro. Damit liegen sie nur knapp vor Hamburg (1.600 Euro). Auch in diesem Segment sind die Unterschiede zu den günstigsten Durchschnittspreisen gering, die in Köln und Frankfurt bei 1.300 Euro liegen. Ein ähnliches Bild zeichnen die Einzelzimmer. In diesem Segment sticht Stuttgart mit durchschnittlich 498 Euro Monatsmiete im zweiten Quartal und dem einzigen im Europavergleich unterdurchschnittlichen Jahreswachstum von 7,6 Prozent hervor. Die restlichen Städte liegen zwischen 600 Euro in Berlin und 785 Euro in Köln.

Eine weitere Verschärfung durch die Inflation und den Tourismus

Durch den Krieg in der Ukraine steigen die Inflation und die Energiepreise noch immer an. Diese tragen nicht unwesentlich zu den steigenden Kosten für die Mieter bei. Da sich aktuell keine Besserung der Lage andeutet, ist kurzfristig auch keine Entlastung der Mieter zu erwarten. Dazu kommt die Aufhebung der Reisebeschränkungen, mit der sich eine zunehmende Nachfrage nach Unterkünften für die kurzfristige Miete beobachten lässt.

Aufgrund der hohen Nachfrage und der potenziell höheren Rendite für eine kurzfristige Vermietung von Wohnungen haben Immobilieneigentümer immer weniger Anreize, ihre Räumlichkeiten für mittel- bis langfristige Aufenthalte anzubieten. Mit der Aussicht, dass noch mehr mittel- bis langfristige Mietobjekte zur kurzfristigen Miete angeboten werden, werden die Menschen in den Städten einem zunehmend härteren Wettbewerb um den Wohnraum ausgesetzt.

„Wir appellieren an alle Akteure auf dem Mietmarkt, den Teufelskreis zu durchbrechen. In der Erwartung, dass die Nachfrage im dritten Quartal noch weiter steigen wird, wird der bereits schlecht funktionierende Mietmarkt mit einer noch größeren Wohnungskrise konfrontiert sein, die erneut kurzfristige Einzelmaßnahmen fördert. Die Durchsetzung dieser kurzfristigen und restriktiven Maßnahmen führt jedoch nicht zu einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage“, stellt Seelmann fest. „Internationale Mobilität wird zu einer Frage des Lebensstils. Ob auf lokaler oder internationaler Ebene, Wohnraum ist die grundlegende Ausgangsbasis für alle, um sich ein Umfeld aufzubauen, das man ein Zuhause nennen kann.“






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