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22.08.2022 Pandemie beschleunigt Strukturwandel im Bankensektor

Seit dem Jahr 2010 wurden von damals circa 38.000 Bankfilialen bereits mehr als 14.000 geschlossen. Die Gründe dafür sind die jahrelange Nullzinspolitik der EZB, hohe Miet- und Personalkosten sowie die Konkurrenz aus der digitalen Welt in Form von FinTechs und Direktbanken. Trotz der Zinswende dürfte sich das Filialsterben der Banken weiter fortsetzen. Denn seit der Pandemie ist ein Besuchsrückgang der Bankfilialen von über 30 Prozent zu verzeichnen. Während 2019 noch 26.667 Zweigstellen von Banken in Deutschland existierten, sank deren Zahl im Coronajahr 2020 deutlich auf 24.100. Dies entspricht einem Rückgang von mehr als 2.500 Bankfilialen beziehungsweise zehn Prozent. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des traditionellen Filialbankgeschäfts durch den globalen Immobiliendienstleister CBRE.

„Sowohl gegenwärtige Krisen als auch die steigenden Kundenanforderungen an einen umfangreichen digitalen Bankenauftritt beschleunigen den seit Jahren zu beobachtenden Umstrukturierungsprozess der Filialnetze“, sagt Dr. Jan Linsin, Head of Research bei CBRE in Deutschland.

Die Entwicklung der abnehmenden Filialdichte bei einem gleichzeitigen Zuwachs beim Onlinebanking lässt sich europaweit beobachten. Besonders in den nordischen Ländern ist der Wandel deutlich fortgeschritten. Die Dichte des Filialnetzes ist dort bereits sehr viel geringer als in Deutschland. In nordeuropäischen Staaten wie Dänemark, Finnland und Schweden stehen mittlerweile weniger als zwei Filialen pro 10.000 Einwohner zur Verfügung, während es in Deutschland aktuell noch fast drei Filialen sind. „Das lässt erwarten, dass sich der Filialrückgang auch in Deutschland weiter fortsetzen wird, zumal verschiedene Bankinstitute aktuell entsprechende Programme umsetzen. Denn um die Kosten einer durchschnittlichen Bankfiliale zu erwirtschaften, werden mehr als 10.000 Kunden benötigt“, erklärt Linsin.

Zukunft der Bankfilialen

Während die Zahl der Bankfilialen auch zukünftig weiter zurückgehen wird, bis 2030 vermutlich auf gut 15.000 Filialen, stellt sich auf der einen Seite die Frage nach der Gestaltung der verbleibenden Niederlassungen. Sowohl räumlich als auch funktionell dürfte es künftig stärkere Unterschiede zwischen den Filialen geben. „Ziel wird es sein, die physischen Filialen in ein digital getriebenes Outbound-Vertriebsmodell mit solitären Kompetenzzentren einzubetten, um Kosten zu senken bei gleichzeitig steigender Beratungsqualität“, sagt Linsin. „Größere und stärker frequentierte Filialen versuchen gleichzeitig den Wohlfühlfaktor zu steigern. So soll der Filialbesuch für Kunden als ‚Erlebnis‘ inszeniert werden.“

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage nach der Nachnutzung der aufgegebenen Filialen, die dem Immobilienmarkt wieder zur Verfügung stehen. Dafür existieren bereits zahlreiche kreative und innovative Nachnutzungsmöglichkeiten. Denn es handelt sich um Immobilien, die sich überwiegend im Zentrum einer Stadt befinden, unabhängig von der Einwohnerzahl. Die Gebäudeart und -größe ist dabei nicht einheitlich, sondern reicht von Teilflächen eines Gebäudes über hochwertig modernisierte Prachtbauten bis hin zu einfach gehaltenen ländlichen Bankfilialen im Achtziger-Jahre-Chic.

„Aufgrund der unterschiedlichen Immobilienarten kommen diverse Nachnutzungsmöglichkeiten in Frage. Während zunächst klassische Nachnutzungen wie Büro, Einzelhandel oder wenn möglich Wohnraum nahe liegen, bieten sich auch innovative Lösungen an“, sagt Linsin. Dazu gehören Schließfächer, Self-Storage, Pop-up-Stores, Co-Working/Flex Office, Dark Kitchen oder Dark Stores, Gesundheitseinrichtungen, aber auch Kitas oder Indoor Farming.







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