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06.10.2022 Energiekosten und Inflation sind Haupttreiber des Mietpreisanstiegs

Der HousingAnywhere International Rent Index Report für das dritte Quartal 2022 zeigt, dass die Mietpreise in Europa im vergangenen Jahr um außergewöhnliche 16,5 Prozent gestiegen sind. Dabei beträgt der Anstieg im dritten Quartal, der üblichen Miethochsaison, 3,5 Prozent. Während im vorangegangenen Quartal die Erholung der internationalen Mobilität als Hauptursache für die Erhöhung der Mietpreise galt, üben in diesem Quartal nun steigende Energiekosten und eine hohe jährliche Inflation von 9,1 Prozent Druck auf die Mietpreise aus.

„Die rekordverdächtigen Energiekosten, die steigenden Lebenshaltungskosten und die anhaltenden Mietpreissteigerungen stellen die Haushaltsbudgets vor eine Herausforderung“, sagt Djordy Seelmann, CEO von HousingAnywhere. „Die Regierungen ergreifen zwar Maßnahmen wie Energiepreisdeckel oder das Subventionieren von Energierechnungen. Man sollte sich jedoch die Frage stellen, ob solche kurzfristigen Maßnahmen die politischen Entscheidungsträger nur davon ablenken, den tatsächlichen strukturellen Wohnraum-Mangel anzugehen. Denn dieser beeinflusst hauptsächlich die Mietpreise an vielen europäischen Märkten. Um die aktuellen Herausforderungen nachhaltig zu lösen, müssen die Hauptakteure des Mietmarktes jedoch einen kooperativen Ansatz verfolgen und sich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten darauf konzentrieren, Wohnraum zur Verfügung zu stellen und ihn erschwinglich zu machen – auch wenn es verlockend sein mag, sich auf die kurzfristigen Lösungen, die gerade im Trend sind, zu beschränken.“

Die wichtigsten Entwicklungen

Obwohl die Preisanstiege im Vergleich zum Vorquartal auf den ersten Blick gering erscheinen (1 bis 6 Prozent), zeigt eine genauere Untersuchung – je nach Unterkunftsart und Stadt – große Unterschiede. Während die Mietpreise deutschlandweit im letzten Quartal nur moderat gestiegen sind, kam es zu überdurchschnittlichen Steigerungen der Mieten für Wohnungen und Studio-Apartments in Amsterdam (18,3 Prozent und 17,5 Prozent), Lissabon (10 Prozent und 35,8 Prozent) und Athen (14,3 Prozent und 15,8 Prozent).

In den beobachteten deutschen Städten entspannten sich die Mietpreise für Wohnungen leicht und Hamburg verzeichnet im dritten Quartal 2022 sogar einen Preisrückgang von knapp 15 Prozent. Auch die Preissteigerungen für Studio-Apartments liegen in Deutschland im Durchschnitt, obwohl sie in Berlin, Frankfurt und München an Tempo zugelegt haben.

Die Preisentwicklung für Einzelzimmer zeigt jedoch ein anderes Bild. Während im zweiten Quartal etwa die Hälfte der betrachteten Städte Preissenkungen verzeichnen, sind die Preise für Einzelzimmer in diesem Quartal in fast allen Städten stark gestiegen – in Utrecht und Mailand um mehr als 10 Prozent, in Berlin sogar um 30 Prozent. München hat sich mit einer Durchschnittsmiete von 1.700 Euro für eine Wohnung (Preisanstieg im Jahresvergleich von 41,67 Prozent), 1.492,50 Euro für Studio-Apartments (eine Zunahme von 35,68 Prozent) und 825 Euro für Einzelzimmer (eine Zunahme von 8,62 Prozent) als die teuerste Stadt Deutschlands etabliert.

Der relative Anstieg der Preise für Einzelzimmer in ganz Europa könnte darauf hindeuten, dass Einzelzimmer sich wieder einer steigenden Nachfrage erfreuen, nachdem die Preise während und unmittelbar nach der Pandemie kontinuierlich gesunken sind. Außerdem könnte der Mangel an bezahlbaren Wohnungen und Studio-Apartments die Menschen dazu veranlassen, auf Einzelzimmer auszuweichen. Die aus dieser Verlagerung resultierende Erhöhung der Nachfrage würde teilweise erklären, warum die Mietpreise für Einzelzimmer steigen.

Eine sich verdichtende Wirtschaftskrise

Die europäische Wohnungskrise ist nicht mehr nur auf Versorgungsengpässe zurückzuführen, sondern wird durch die aktuellen Ereignisse in der Welt noch verschärft. Der anhaltende Krieg zwischen der Ukraine und Russland hat zu einer schwerwiegenden Energiekrise geführt. Die kontinuierliche Inflation und die steigenden Zinssätze zeigen mittlerweile deutliche Folgen für die Wohnungspreise. Damit lösen die wirtschaftlichen Herausforderungen die internationale Mobilität als wichtige Ursache für den anhaltenden Preisdruck ab.

„Einerseits befinden sich Vermieter bei Pauschalmieten in einer heiklen Situation, da sie keinen unmittelbaren Einfluss auf den Energieverbrauch ihrer Mieter haben. Sie können entweder auf die Pauschalmieten verzichten oder die Mieten vorsorglich erhöhen. Andererseits müssen die Mieter bei Kaltmieten die steigenden Energiekosten selbst tragen, sodass ihnen weniger Geld für ihre Lebenshaltungskosten zur Verfügung steht“, erklärt CEO Seelmann.

Nicht nur Mieten wird immer teurer. Auch der Erwerb von Wohneigentum ist vor allem für die jüngere Generation unerschwinglich: Seit 2010 sind die Kosten für den Erwerb von Eigentumswohnungen europaweit um durchschnittlich 45 Prozent gestiegen. Steigende Zinsen und ein Stillstand im Wohnungsbau haben Eigentumswohnungen teurer denn je gemacht.

Die europäischen Regierungen greifen zwar ein, um die Verbraucher vor den steigenden Energiekosten zu schützen, doch bieten diese Einzelmaßnahmen keine langfristige Lösung für die Immobilienkrise. Die Bekämpfung eines aktuellen Flächenbrandes darf keine Entschuldigung dafür sein, langfristige Lösungen aus den Augen zu verlieren.

Der schwache Euro trägt zur Attraktivität der Eurozone bei

Auch der schwache Euro ist ein Grund dafür, dass die Eurozone für Bürger außerhalb der Währungsunion erschwinglicher wird. Die internationale Mobilität ist zwar nicht mehr die Hauptursache für den Anstieg der Mietpreise in diesem Quartal, aber ihre Auswirkungen sind nicht zu übersehen. Weil Europa beispielsweise als Studien- und Reiseziel immer beliebter wird, hält das Spannungsverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage an. Allerdings hat die internationale Mobilität immer noch nicht das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Das kann dazu führen, dass der Druck auf die europäischen Mietmärkte durch Umzüge über die Landesgrenzen hinaus zunimmt und zu noch höheren Spitzenwerten führt.

Ein Schritt in die richtige Richtung in den Niederlanden

Ein wichtiger Schritt zur Lösung der Wohnungskrise wurde kürzlich von der niederländischen Regierung unternommen. Diese rief einen Aktionsplan für Studentenwohnungen ins Leben – bis 2030 sollen im Rahmen dieses Plans 60.000 bezahlbare Studentenwohnungen entstehen. Die Pläne wurden in Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaften, privaten Investoren, Kommunen und Studentenorganisationen erstellt.

„Auch wenn mit diesem Plan die landesweite Wohnungskrise in den Niederlanden wahrscheinlich nicht gelöst werden kann, wird es den Universitäten und Hochschulen mehr Spielraum bei der Bewältigung des Zustroms internationaler Studenten in den kommenden Jahren geben“, erklärt CEO Seelmann. „Ich hoffe, dass dieser Plan flächendeckend aufgegriffen wird und als Beispiel für andere europäische Länder dienen kann.“





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