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13.10.2022 Umfrage: Weniger Wohlstand und Zukunftsängste, besonders im Osten

Der gefühlte Wohlstand der Deutschen ist seit dem Beginn des Ukraine-Krieges deutlich gesunken. Gehörten im Dezember 2021 laut den Erhebungen zum Nationalen WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D) noch 54 Prozent aller Bundesbürger zu den Sehr-Zufriedenen, waren es im September dieses Jahres nur noch 50 Prozent der Befragten. Auffällig ist, dass das Wohlstandsempfinden bei den Menschen in Ostdeutschland einschließlich Berlin überproportional zurückgeht. Der Anteil der Sehr-Zufriedenen sinkt hier von 51 auf 45 Prozent, während gleichzeitig der Anteil der Sehr-Unzufriedenen von 13 auf 18 Prozent steigt.

Der Nationale WohlstandsIndex für Deutschland (NAWI-D) misst seit über zehn Jahren den subjektiv empfundenen Wohlstand der bundesdeutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren auf repräsentativer Basis.

Inflation treibt finanzielle Sorgen der Bürger

Die Deutschen verbinden mit ihrem persönlichen Wohlstand eine Vielzahl an Kriterien, die sich unter den vier Wohlstandssäulen ökonomischer, gesellschaftlicher, individueller und ökologischer Wohlstand zusammenfassen lassen. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf das Güterangebot und Preisniveau haben vor allem zu einer schlechteren Einstufung ökonomischer Faktoren geführt – sowohl in den westdeutschen Bundesländern, vor allem aber in Ostdeutschland.

Großes Ost-West-Gefälle bei Vorsorge und Konsum

Die aktuelle Erhebung des NAWI-D zeigt, dass die Auswirkungen des Ukraine-Krieges wieder zu deutlicheren Unterschieden in der Zufriedenheit mit der eigenen ökonomischen Situation zwischen Ost- und Westdeutschen geführt haben. Sahen Ende des letzten Jahres noch 57 Prozent der Ostdeutschen und 56 Prozent der Westdeutschen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Rente als sehr sicher an, so liegen diese Werte aktuell nur noch bei 50 bzw. 55 Prozent. Drastischer sind die Rückgänge, wenn danach gefragt wird, was mit dem Einkommen gemacht werden kann. Geht es um die Vorsorge für die eigene Zukunft, so sind derzeit nur 37 Prozent der Ostdeutschen sehr zuversichtlich, dass sie das Geld hierzu aufbringen können – ein Rückgang um 16 Prozentpunkte im Vergleich zum Dezember 2021 (53%). Im Westen ist der Rückgang von 52 auf 49 Prozent dagegen recht gering.

Neben den schlechteren Vorsorgemöglichkeiten müssen viele Bürger auch mit Einschränkungen im privaten Konsum leben. Im Osten fällt der Anteil derjenigen, die sich ihre materiellen Wünsche sehr gut erfüllen können, von 43 auf 29 Prozent, im Westen immerhin von 47 auf 38 Prozent. Aktuell bereits spürbare Einschränkungen und die Ungewissheit darüber, was in den nächsten Wochen passieren könnte, verstärken darüber hinaus die generellen finanziellen Ängste der Menschen. Im Dezember 2021 gaben noch 44 Prozent der Ostdeutschen an, völlig frei von finanziellen Sorgen zu sein, in der jüngsten Erhebung tat dies nur jeder Dritte (33%). Vergleichbar drastisch, wenn auch auf höherem Niveau, fallen die Werte im Westen von 57 auf 45 Prozent.
Die folgende Tabelle zeigt die Anteile derjenigen Befragten, die im Dezember 2021 und im September 2022 den jeweiligen Aussagen voll zugestimmt haben.

Stark gestiegene Zukunftsängste im Osten

Der Anteil der Ostdeutschen, die angeben völlig frei von Zukunftsängsten zu sein, ist seit Ende letzten Jahres von 49 auf aktuell 29 Prozent dramatisch gesunken. Einen derartigen Rückgang gab es seit 2012, dem Startjahr des NAWI-D, nicht – weder nach dem Flüchtlingszustrom 2015/16 noch nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020. Im Westen Deutschlands sinkt der Anteil derjenigen Befragten, die sehr optimistisch in die Zukunft sehen, erneut nicht ganz so stark wie im Osten von 45 auf aktuell 34 Prozent.

„Wir wissen nicht, wann und wie der Ukraine-Krieg beendet werden wird. Unklar ist auch, wie sich der Krieg in den nächsten Monaten wirklich auf Angebot und Preise auswirken wird. Maßnahmen der Politik und deren Einfluss auf die Inflation sind ebenfalls noch unbekannt. Und auch eine Ausweitung des Krieges auf andere Länder einschließlich Deutschland ist nicht völlig auszuschließen. Hinzu kommt die immer noch herrschende Corona-Pandemie. All diese Faktoren führen momentan zu einer generellen Verunsicherung bei den Bürgerinnen und Bürgern. Diese zeigt sich besonders stark in Ostdeutschland“, so Hans-Peter Drews, Entwickler und Leiter des NAWI-D bei Ipsos.





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