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14.10.2022 Podiumsdiskussion: Wohnungsbau Deutschland – Was nun?

Die Immobilienwirtschaft befindet sich aktuell in einem extremen Spannungsfeld zwischen Inflation, Zinswende, Baukostensteigerungen, realwirtschaftlichem Neubaubedarf, Wegfall der Wohnungsbauförderungen, klimapolitischen Zielen und Flächenmangel. Dazu kommt eine Energiekostenexplosion und eine absehbare Rezession, welche die Unternehmen und die Bevölkerung gleichermaßen hart trifft.

Zum Thema Wohnungsneubau gab es von Aengevelt eine Podiumsdiskussion auf der diesjährigen ExpoReal. Das Video gibt es unter diesem Link.

In dieser Gemengelage ist das erklärte Wohnungsbauziel der Bundesregierung von 400.000 Wohneinheiten nicht nur unrealistisch. Zumal in diesem Jahrtausend die Fertigstellungszahlen nur einmal die 300.000-Marke überschritten haben. Laut dem statistischen Bundesamt betrug der Wohnungsbestand Ende 2021 rd. 43,1 Mio. Wohnungen und die Anzahl der Haushalte rd. 40,7 Mio.

Eine Gesamtdeutsche Wohnungsnot gibt es somit nicht, sondern der Wohnungsmangel ist regional ausdifferenziert und besteht insbesondere in den Ballungsräumen. So besteht nach Berechnungen von Aengevelt Research in Berlin ein Gesamtneubedarf von rd. 26.000 Wohneinheiten per annum. Dieses konnte – trotz der günstigen Rahmenbedingungen – in den letzten 10 Jahren nicht erreicht werden. Im Gegenteil: Die Versorgungslücke, also die Differenz von Neubaubedarf und tatsächlichen Fertigstellungen, ging in den Jahren stetig auseinander. Das Resultat sind stark anwachsende Miet- und Kaufpreise, die die Wohnkostenbelastungen noch weiter ansteigen lassen. Vor diesem Hintergrund lud Aengevelt Immobilien eine Expertenrunde zur Podiumsdiskussion auf die diesjährige ExpoReal ein. Hier eine Auswahl der Statements der Diskussionsteilnehmer:

Axel Gedaschko; Präsident GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- u. Immobilienunternehmen: „Wir müssen jetzt die Krise meistern, bevor sie auch noch den Rest des Neubaus zerstört. Wir brauchen jetzt einen Gaspreisdeckel, um die verbleibende Liquidität der Wohnungsunternehmen zu schützen. Danach müssen wir für stabile, nachhaltige und transparente Baubedingungen sorgen: eine verlässliche Neubauförderung, die für bezahlbare Mieten sorgt, ein intelligenter Klimaschutz im Quartier und kein kontraproduktiver Klimaschutz an der Gebäudehülle.“

Alexander Schmitz, Geschäftsführer INTERBODEN Innovative Lebenswelten GmbH & Co. KG: „Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung bei den Baupreisen, den Energiekosten und den Zinsen, verbunden mit den ohnehin zu erwartenden Mehrkosten aufgrund der dringend gebotenen Reduktion der CO2-Emissionen im Neubau, wird das Ziel von 400.000 Neubauwohnungen nicht erreicht werden können und auf mittlere Sicht kein realistisches Szenario sein. Selbstgenutztes Wohneigentum wird immer mehr zum Luxus-Gut in den deutschen Ballungsräumen. Die Erstellung von gefördertem Wohnungsbau ist mit den aktuellen Baukosten nur stark defizitär umsetzbar und es bedarf einer immer größeren Quersubventionierung durch den freifinanzierten Wohnungsbau.“

Stefan Evers; Mitglied des Abgeordnetenhaus Berlin: „Die Politik muss ihre Möglichkeiten nutzen, Wohnungsbau schneller zu ermöglichen und Baukosten zu senken. Nur so werden wir angespannte Märkte in den großen Städten in den Griff bekommen. Die ideologischen Debatten der vergangenen Jahre haben im Ergebnis vor allem eines bewirkt: Rasant steigende Mieten.“

RA/Notar Uwe Bethge, Aufsichtsrat der BETHGE Rechtsanwalts-gesellschaft AG: „Wohnungsneubau geht nicht ohne die Immobilienwirtschaft – Investoren können nicht unter Preis bauen. Sinnvoll zu fördern sind aber nicht Wohnungen, sondern Wohnende. Viel Potential liegt im Refurbishment – Office und Retail becomes residential. Verbesserte Infrastruktur für den ländlichen Raum reduziert den „run“ auf die Metropolen.“








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