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24.10.2022 Hamburger Klimaziele verschärft: Mehr Realitätssinn wäre angebracht

Die Hamburger Senatskommission für Klimaschutz hat als neues Ziel eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von 70 Prozent bis 2030 ausgegeben – im Vergleich zu 1990. Der Landesverband Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) glaubt nicht an die Realisierbarkeit.

„Gerade letzte Woche hat die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen eine Machbarkeitsstudie zu den Klimaschutzzielen im Gebäudesektor vorgelegt. Sie zeigt: Schon die alten Ziele waren sehr ambitioniert und nur mit sehr großem Kraftaufwand zu erreichen. Lieferengpässe, Preissteigerungen, das Streichen der Zuschussförderungen im Neubau und Bestand – Für die Wohnungswirtschaft ist es momentan ohnehin schwierig. Dass die Ziele ausgerechnet jetzt nochmals verschärft werden, zeigt den mangelnden Realitätssinn der Politik. Wir wissen nicht mehr, worauf wir uns noch verlassen können. So geht es nicht weiter“, sagt Sönke Struck, der Vorstandsvorsitzende des BFW Landesverbands Nord.

„‘Nach fest kommt ab‘, sagt man im Handwerk. So ist es auch bei den Forderungen an die Wohnungswirtschaft: Die Politik kann die Schrauben nicht beliebig weiter anziehen. Papier ist geduldig. Die Frage muss doch aber sein, was sich tatsächlich umsetzen lässt. Die Politik kann nicht einerseits die Klimaschutzziele ständig verschärfen und andererseits die notwendige Förderung systematisch herunterfahren. So verunsichert man die Eigentümer und Vermieter - notwendige Investitionen werden entfallen.“

Beispiel Wärmedämmungen: „In der Theorie schonen Energieeffizienzhäuser das Klima. In der Praxis verbrauchen voll wärmegedämmte, sanierte Gebäude aber nur 19 Prozent weniger Energie als ungedämmte Wohnblocks aus den Nachkriegsjahren. Das geht ausdrücklich aus der Machbarkeitsstudie der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen hervor. Insofern ist es viel sinnvoller, die Quartiere und deren Energieversorgung in den Blick zu nehmen anstatt die einzelnen Gebäude – insbesondere, wenn jetzt die Klimaschutzziele noch einmal verschärft werden sollen“, sagt Sönke Struck.
„Theoretisch klingt es auch gut, den Bestand zu modernisieren. In der Praxis sind die Kosten für viele Eigentümerinnen und Eigentümer aber kaum zu stemmen und die Mieten werden steigen. Die Zeche für die ehrgeizigen Klimaschutzziele zahlen also am Ende die Mieter, die durch die explodierenden Energiepreise sowieso schon jetzt über Gebühr belastet sind. Abgesehen davon fragen wir uns, woher die Fachkräfte kommen sollen, die die notwendigen Maßnahmen umsetzen.“

Der BFW Landesverband Nord fordert deshalb

• realistische Vorgaben,
• Technologieoffenheit bei der Gebäudesanierung anstatt der Fixierung auf Fassadendämmungen,
• eine effektive Fachkräfteoffensive und
• eine Förderung, die mehr ist als ein Tropfen auf den heißen Stein.

„Ansonsten werden wir die Klimaschutzziele im Gebäudesektor mit Sicherheit nicht erreichen“, sagt Sönke Struck.





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