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10.11.2022 Green-Premiums und Brown-Discounts erwartet

93 Prozent der Immobilienmarktteilnehmer erwarten Green-Premiums, also Preisaufschläge für taxonomiekonforme Produkte. Spiegelbildlich erwarten 89 Prozent Brown-Discounts, also Preisabschläge für unter energetischen Gesichtspunkten mangelhafte Objekte. Das sind Ergebnisse des dritten „ESG-Snapshot“, für den EY Real Estate insgesamt rund 170 Personen befragt hat, die in verschiedensten Bereichen der Immobilienwirtschaft tätig sind.

„Dass Nachhaltigkeitsaspekte direkte Auswirkungen auf Preise haben, wird am Immobilienmarkt kaum mehr bestritten. Allerdings liegt für die Ermittlung der Wertveränderung noch keine ausreichende Datengrundlage vor. Gerade jetzt, wo sich der Markt aufgrund des gewandelten Zinsumfelds sowie der geopolitischen Lage in einer Phase der Neuordnung befindet, spielen diese Erwartungen eine große Rolle und beeinflussen die künftige Preisstruktur“, sagt Dirk Rathlev, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. Nach Ansicht der Befragten bleibe in diesem Spannungsfeld die Kommunikation mit den Investoren in Bezug etwa auf die Renditeentwicklung, bis hin zu einem Verzicht, aktuell weiter eine wesentliche Herausforderung.

Artikel-9-Fonds und Impact-Strategien gehört die Zukunft

87 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten, dass Artikel-9-Fonds und Impact-Strategien zu neuen Marktstandards erhoben werden. Fast ebenso viele (85 Prozent) erwarten einen Trend zur Leistungsbemessung anhand von Nachhaltigkeitskriterien wie etwa den Taxonomiequoten.

Passende und umsetzbare Regulatorik bleibt gefragt

Seit Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung im März 2021 und dem Start der EU-Taxonomie im Januar 2022 haben sich bereits 76 Prozent der Befragten entsprechende Langfristziele bis 2045 oder 2050 gesetzt. 65 Prozent gaben an, dass sich die Bewirtschaftung ihrer Immobilien seither wesentlich verändert hat. Wobei sich weniger als ein Drittel der Befragten durch die aktuell geltenden regulatorischen Anreize und Pflichten unterstützt sehen und diese für ausreichend halten, um die Ziele für den Gebäudesektor zu erreichen. Bemängelt wird darüber hinaus die fehlende Sicherheit hinsichtlich finanzieller Förderungen.

„Es ist bemerkenswert, dass sich gerade einmal bei rund der Hälfte der Befragten die Bewirtschaftung und im Übrigen auch das Ankaufsverhalten wesentlich verändert haben“, sagt Rathlev. Diese Diskrepanz zwischen tatsächlichem und erforderlichem Handeln gelte es aufzulösen. Die Quantifizierung der Risiken wie auch der Transformationsmaßnahmen komme dabei eine große Bedeutung zu.

Mehrheitlich werden sogar Ergänzungen der EU-Regulatorik gewünscht: 79 Prozent der Befragten sehen die Notwendigkeit für ein Klassifikationssystem sozialer Faktoren („social taxonomy“) und 69 Prozent melden Bedarf für ein Klassifikationssystem, um „grüne“, „neutrale“ und „braune“ Investitionen zu unterscheiden. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer erwarten, dass die nicht-finanzielle Berichterstattung (CSRD) die Markttransparenz sinnvoll erhöhen werde.

Ambivalenter Blick auf Eigentümerbeteiligung an CO2-Kosten

Mit dem sogenannten „10-Stufenplan“ der Bundesregierung sollen Wohnungsvermieter künftig finanziell auf Basis der CO2-Äquivalent-Werte ihrer Gebäude an der CO2-Abgabe beteiligt werden. 68 Prozent der Befragten halten das für einen wirkungsvollen Anreiz zur energetischen Sanierung. Während knapp die Hälfte die zu erwartenden Kosten für vernachlässigbar hält, gaben 61 Prozent an, diese ab dem Jahr 2025 noch gar nicht berechnet zu haben. Eine deutliche Mehrheit (78 Prozent) erwartet, dass eine analoge Regelung auch für das Gewerbesegment kommen wird.





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