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06.02.2023 Aufwärtstrend des PropTech-Sektors vorerst gestoppt

Die auf Transformation und Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche spezialisierte blackprintpartners GmbH (blackprint) mit Sitz in Frankfurt am Main veröffentlicht den „blackprint PropTech Report 2022“. Dieser dokumentiert die Entwicklungen des deutschen PropTech-Sektors als Treiber und Indikator für den Innovationsreifegrad der Bau- und Immobilienwelt. Da diese Branchenzweige gesamtwirtschaftlich wie gesamtgesellschaftlich und durch ihren großen Anteil an CO2-Verbräuchen sowie Abfallaufkommens auch ökologisch entscheidenden Impact besitzen, liefert die laufende Beobachtung des PropTech Start-up und -Wagniskapital-Sektors wertvolle Erkenntnisse zur aktuellen Marktlage.

Zum Stichtag 31.12.2022 sind 784 wirtschaftsaktive PropTech Start-ups in Deutschland bekannt, deutlich mehr als je zuvor. Gleichzeitig weist die Neugründungsquote einen Einbruch um 43,4 Prozent im Verhältnis zu 2021 auf. Insgesamt 41 PropTechs sind 2022 wirtschaftlich in Schieflage geraten (in Liquidation oder Insolvenzverfahren) bzw. liquidiert worden. Das entspricht einer Verdoppelung und damit einer deutlichen Zunahme.

Geographische Lageverteilung zeigt Ballungstrends

73,0 Prozent aller PropTech Start-ups stammen aus den Bundesländern Berlin, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. 82,4 Prozent aller PropTech Start-ups haben ihren Sitz in einer der deutschen Metropolregionen, die offensichtlich auch als Entwicklungsmotor für PropTech fungieren. Die Analyse der geographischen Lageverteilung weist neben diesen deutlichen Ballungstrends eine andere spannende Korrelation zur Branche auf: Interessanterweise sind die Top 7 Immobilienstädte auch die Top 7 PropTech-Städte, angeführt von Berlin mit 204, München mit 92 und Hamburg mit 62 der insgesamt 784 PropTech Start-ups. Insgesamt 58,0 Prozent aller PropTech Start-ups sitzen in den Top 7.

Frauenquote fatal niedrig

Nur 9,1 Prozent aller PropTech-Geschäftsführungspositionen sind mit Frauen besetzt. Sarah Schlesinger, Managing Partner bei blackprint, erklärt: „Die einzig erfreuliche Tendenz ist die marginal höhere Quote von Geschäftsführerinnen bei Neugründungen im Jahr 2022, die bei 10,5 Prozent liegt.“ Erstmals betrachtet der Report parallel den Gründerinnen-Anteil der im Jahr 2022 neugegründeten PropTech Start-ups. „Die männliche Dominanz unter PropTech-Gründern wird angesichts von nur 17,8 Prozent Frauenanteil deutlich und ist nochmals schlechter als die gesamte Start-up-Gründerinnenquote in Deutschland, die gemäß aktuellem KfW Gründungsmonitor 2022 bei 20,3 Prozent liegt. Angesichts des faktischen Wissens um deutlich gesteigerte Erfolgs- sowie Renditeaussichten von Unternehmen mit starken Frauenquoten in Führungspositionen, ist dieses niedrige Niveau fatal für die Innovationskraft der so wichtigen Bau- und Immobilienwirtschaft. Da viele Gründungswillige uns offen von ihrer Suche nach weiblichen Co-Gründerinnen berichten, ist das Problem zwar offenbar erkannt. Eine Verbesserung scheint aber nicht in Sicht“, so Schlesinger.

Krisenstarre bei Wagniskapitalgebern trotz Rekord beim Investitionsvolumen

2022 ist für den deutschen PropTech-Markt ein Rekordjahr, über 767 Millionen Euro wurden insgesamt investiert. Da Wagniskapital als wichtiger Wachstumstreiber für einen Tech-Sektor gilt, sind die Betrachtung der geflossenen Volumina, der Investments sowie der aktiven Investoren relevante Betrachtungsindikatoren. Die Krisenstarre von Wagniskapitalgebern zeigt sich deutlich anhand des im Jahresverlauf stark gesunkenen Finanzierungsvolumens, dem Rückgang der Finanzierungsrunden oder den 30 Prozent weniger aktiven Investoren als im Jahr 2021. Lukas Linn, Autor des Reports und Experte für den PropTech-VC-Bereich: „2022 lässt sich für deutsche PropTechs symbolisch in zwei Extreme teilen: Rekorde und Euphorie vor Ausbruch der Krisen, Starre und Ungewissheit danach. Einerseits ist noch nie so viel Venture Capital in PropTechs investiert worden. Allein fünf deutsche Immobilien-Start-ups haben mehr Geld eingesammelt als alle PropTechs 2021 zusammen. Andererseits lässt sich die starke Unsicherheit der Investoren im Jahresverlauf gut abbilden: Weniger als 20 Prozent des gesamten Finanzierungsvolumens wurde in der zweiten Jahreshälfte investiert. Auch der deutliche Rückgang der Finanzierungsrunden-Anzahl zeigt die Folgen, die der Ukraine-Krieg, die Inflation und steigende Zinsen, die Lieferengpässe sowie die steigenden Gas- und Energiepreise in der Immobilien- bzw. Investmentwelt hinterlassen.“

blackprint: Ausblick trotzdem vorsichtig optimistisch

Trotz Rekordanzahl von PropTech Start-ups und Rekordfinanzierungsvolumen hat die schwierige Gesamtmarktlage den Aufwärtstrend des PropTech-Sektors ab dem 2. Quartal 2022 vorerst zum Stoppen gebracht. Sarah Schlesinger: „Anhand anderer Tech-Sektoren ließen sich früher PropTech-Entwicklungen prognostizieren. Dies ist in aktueller multipler Krisenlage schwieriger als zuvor. Absehbar ist, dass sich die Konsolidierung im PropTech-Sektor fortsetzen wird, vorerst verstärkt durch die Krisen-Schockstarre bei Auftraggebern und Investoren. Jedoch, die Wagniskapitaltöpfe sind noch voll, andere werden gerade über großzügiges Fundraising neu befüllt. Die Krise wird nochmals deutlicher aufzeigen, wo besondere Rendite- und Disruptionspotentiale liegen. Weder die Wohnungsbaufrage noch die nach energetischer Sanierung, mehr Energieeffizienz oder Klima-Resilienz der gebauten Welt können ohne Innovationen gelöst werden. PropTechs werden ein großer Teil der Lösung sein."





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