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17.03.2023 EZB wählt die härtere Gangart

Um die Inflation zu bekämpfen, hat die EZB heute den Leitzins noch einmal um 0,5 Prozentpunkte auf jetzt 3,00 Prozent angehoben. Und das, obwohl nach der Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank und dem Absturz zahlreicher Bankaktien auch in Europa die Stimmen laut wurden, die EZB möge wegen der Finanzstabilität jetzt auf diesen Schritt verzichten.

Aktuell wird sichtbar, welche Kollateralschäden sehr schnelle und starke Zinsanhebungen mit sich bringen können: Sie erschweren Geschäftsbanken, ihre kurzfristigen Geldanlagen in langfristige Kredite zu transferieren. Denn die Zinsen in den kurzen Laufzeiten übersteigen die Renditen in den langen Laufzeiten. So passiert in den USA, wo im Pleite-Sog der Silicon Valley Bank – die immerhin zu den größten 16 Banken des Landes gehört – bereits zwei weitere Institute zahlungsunfähig wurden. Klar ist aber auch: Die Probleme waren bekannt und es sind – wie auch im Falle der Credit Suisse – Einzelfälle, die die Bankenbranche weder in den USA noch woanders ins Wanken bringen werden.

Doch wie geht es jetzt weiter?

Europas Währungshüter haben mit dem heutigen Schritt eine härtere Gangart eingeschlagen als angenommen – und sich eben nicht auf eine Verschiebung oder Aussetzung des Zinserhöhungszyklus verständigt. Das war sehr mutig, aber auch sehr richtig. Notenbanken sind in allererster Linie der Geldwertstabilität verpflichtet. Der Hinweis, einen Baukasten zur Liquiditätsversorgung der Finanzsysteme jederzeit bereit stellen zu können, sollte den Marktturbulenzen entgegenwirken, obgleich die Finanzmärkte vom heutigen Zinsschritt negativ überrascht wurden.

(Kommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK)





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