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20.10.2025 Ist der Solarboom auf deutschen Dächern vorbei?

Der private Photovoltaik-Ausbau ist 2025 massiv eingebrochen – und das ist ein gutes Zeichen. Warum der Rückgang eine überfällige Zeitenwende markiert, weiß Thomas Schoy, Mitinhaber und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut:
„Viele Jahre galt die private Photovoltaikanlagen auf dem Einfamilienhausdach als Sinnbild der Energiewende. Subventioniert, gefördert und politisch gewollt, verwandelten sich ganze Neubaugebiete in Mini-Kraftwerke.

Doch der jüngste Einbruch bei Neuinstallationen zeigt: Der Höhenflug ist vorerst vorbei. Im ersten Halbjahr sank der Zubau privater Dachanlagen laut der Bundesnetzagentur um knapp 55 Prozent zum Vorjahresszenario – ein Trend, der nicht nur absehbar war, sondern längst überfällig ist. Denn das ungebremste Wachstum von Kleinstanlagen hat sich vom Motor zur Bremse der Energiewende entwickelt. Die Idee, mit Millionen Kleinanlagen eine stabile, bezahlbare und nachhaltige Stromversorgung aufzubauen, stößt inzwischen an ihre Grenzen. Viel zu oft erzeugen diese Systeme Strom zu Zeiten, in denen ohnehin ein Überangebot besteht und belasten damit Netz, Markt und Staatshaushalt gleichermaßen.“

Wenn gute Ideen aus der Zeit fallen

„Lange Zeit erfüllte die staatliche Förderung ihren Zweck. Sie machte teure Technologien marktfähig und sorgte für einen schnellen Ausbau erneuerbarer Energien. Heute ist diese Ausgangslage Geschichte. Technisch ausgereifte, gewerblich betriebene Solarkraftwerke erreichen heute deutlich günstigere Stromgestehungskosten als konventionelle Kraftwerke und die ‚Häuslebauer-Anlagen‘ verschaffen den stromverbrauchenden Hauseigentümern über den Eigenverbrauch enorme Kostenvorteile. Dabei spielen auch die in den Strompreisen enthaltenen Netzentgelte eine wesentliche Rolle. Genau hier entsteht ein strukturelles Problem: Je mehr Haushalte ihren Strombedarf weitgehend aus eigener Erzeugung decken, desto weniger tragen sie zur Finanzierung der Netzinfrastruktur bei.

Die Folge ist eine wachsende Schieflage, denn die Kosten für Betrieb, Ausbau und Modernisierung des Stromnetzes bleiben bestehen – sie verteilen sich jedoch auf eine immer kleinere Zahl von Verbrauchern. Der Strommarkt hat sich verändert, doch die Förderlogik ist weitgehend dieselbe geblieben. Trotz gesunkener Gestehungskosten und besagter Vorteile für die ‚Häuslebauer-Anlagen‘ erhalten deren Betreiber zusätzlich weiterhin garantierte Zahlungen für eingespeisten Strom. Diese starren Vergütungsmechanismen führen dazu, dass selbst in Zeiten niedriger Nachfrage Strom ins Netz gedrückt wird. Die Folge: Überangebote treiben Börsenpreise teilweise in den Keller, der sogenannte „Marktwert Solar“ sinkt und die Differenz muss über Steuergeld ausgeglichen werden. Ein System, das einst Anschubhilfe leisten sollte, entwickelt sich damit zum milliardenschweren Dauerposten, ohne dass es dafür eine sachliche Begründung gäbe.“

Zeit für Markt statt Subventionen

„Die Realität zeigt; die Photovoltaik braucht heute keine staatliche Dauerbeatmung mehr. Sie hat sich zu einer ausgereiften Technologie entwickelt, die sich ohne ständige Zuschüsse selbst tragen kann – vorausgesetzt, der Markt darf frei funktionieren. Das bedeutet, dass die Einspeisung aus privaten Anlagen auch nachfrageorientiert erfolgen muss. Statt Millionen Mini-Einspeiser weiter künstlich am Tropf zu halten, sollte die Politik den Rahmen so setzen, dass Strom lastgangorientiert – also der Nachfragesituation folgend – eingespeist wird. Das setzt eben eine professionelle Betriebsführung unter Beachtung der Regeln für Wirtschaftlichkeit voraus. So entwickeln sich marktgerechte Preise, während Versorgungssicherheit und nachhaltige Investitionen Hand in Hand gehen.“

Schluss mit Symbolpolitik

"Der Rückgang beim privaten PV-Zubau ist somit kein Rückschritt, sondern eine notwendige Kurskorrektur. Er zeigt, dass die Energiewende in ein neues Kapitel eintritt – eines, das nicht mehr von Subventionen und Stückzahlen lebt, sondern von Effizienz, Netzstabilität und marktwirtschaftlicher Vernunft. Die Energiewende der Zukunft braucht nicht mehr Millionen Solardächer, die zur Unzeit Strom liefern, sondern ein durchdachtes Grundsystem, in dem Erzeugung, Speicherung und Verbrauch intelligent zusammenspielen. Wer jetzt konsequent auf Qualität statt Quantität setzt, sichert nicht nur Versorgung und Preise, sondern macht Solarenergie endlich zu dem, was sie längst sein könnte: einem tragenden, eigenständigen Pfeiler der Energieversorgung – ganz ohne Dauerförderung. Jetzt ist es Zeit, die nächste Stufe zu zünden, weg von kleinteiliger Subventionspolitik, hin zu einem marktwirtschaftlich organisierten, nachhaltigen und effizienten Solarsystem. Der Rückgang des privaten PV-Zubaus ist dabei kein Alarmzeichen, sondern ein überfälliges Signal für den Beginn einer neuen, reiferen Phase der Energiewende.“
























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