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20.10.2025 Portfolios setzen auf US-Tech, kurze Laufzeiten und weniger Euro

Die Vermögensverwalter in Deutschland haben im Jahr 2024 auf ein renditeorientiertes, aber kontrolliert risikobewusstes Portfolio gesetzt. Die Allokation zeigt eine klare Linie: kurze Laufzeiten im Rentenbereich, Schwerpunkte bei US-Aktien und geringere Cash-Quoten. Das sind nur einige Erkenntnisse des neuen Trendmonitor Vermögensverwaltung 2025, den das Institut für Vermögensaufbau (IVA) gemeinsam mit der WealthTech-Plattform QPLIX erstellt hat. Die Analyse basiert auf über 61.000 realen Kundenportfolios von 118 unabhängigen Vermögensverwaltern und beansprucht, die empirisch fundierteste Untersuchung dieser Art in Deutschland zu sein.

Aktienanteil erreicht neuen Höchstwert

Trotz geopolitischer Spannungen, Inflationssorgen und unklarer Zinspolitik zeigten sich die Portfolios 2024 robust und mit starkem Fokus auf Wertpapiere. Der Aktienanteil erreichte mit rund 63 % den höchsten Wert seit 2018, während Renten auf 21,2 % zulegten und Liquidität auf knapp 10 % zurückging.

„Unsere Analyse zeigt, dass die Branche aus den Krisenjahren gelernt hat“, sagt Kai Linde, CEO und Co-Founder von QPLIX. „Vermögensverwalter haben ihre Allokationen stärker diversifiziert, Risiken aktiv gesteuert und den Fokus auf Rendite gelegt. Und das, ohne die Flexibilität zu verlieren, auf Marktschwankungen zu reagieren“.

Aktien: USA dominieren, Europa verliert an Gewicht

Ein klarer Trend ist die Verschiebung Richtung USA: Der US-Dollar erreichte in den Depots einen Rekordanteil von 36,3 %, während der Euro-Anteil auf 48,3 % sank und somit 2 % unter dem Vorjahr liegt. Nordamerika stellt fast die Hälfte der Aktienquote, während der Euroraum auf 26,5 % kommt. „Das Bild relativiert sich etwas, wenn man ganzheitlich die entwickelten Volkswirtschaften in Europa betrachtet. So entfallen rund 40 % der durchschnittlichen Aktienanlagen auf die Region. Emerging Markets hingegen liegen nur bei etwas über 6 %, ihr geringer Anteil im Portfolio wird in Relation zu ihrer wirtschaftlichen Bedeutung kaum gerecht“, kommentiert QPLIX-CEO Kai Linde.

Technologieaktien führen die Branchenverteilung mit 19,9 % an, gefolgt von Finanzwerten (15,5 %) sowie Gesundheits-, Industrie- und Konsumtiteln (je zwischen 11 % und 13 %). Rückläufig zeigen sich dagegen Basiskonsumgüter und Grundstoffe, die in den vergangenen sechs Jahren jeweils rund drei Prozentpunkte eingebüßt haben. Insgesamt bleibt die Sektorverteilung ausgewogen, auch wenn die Streuung leicht abnimmt.

„Während marktkapitalisierte Indizes wie der MSCI World stark auf den Technologiesektor konzentriert sind, verfolgen deutsche Vermögensverwalter eine ausgewogenere Strategie“, erklärt Kai Linde, CEO von QPLIX. „Sie bleiben in Technologietiteln engagiert, streuen aber bewusst breiter, um Risiken zu diversifizieren.“

Renten: Kurze Laufzeiten und Mut zu Anleihen ohne Rating

Im Anleihebereich bevorzugten Vermögensverwalter 2024 kurze Laufzeiten: Knapp zwei Drittel der Papiere haben eine Restlaufzeit unter fünf Jahren, 85 % eine Laufzeit unter zehn Jahren. Gleichzeitig verschiebt sich das Bonitätsprofil leicht von AAA-Titeln hin zu A/BBB-Papieren. Lässt man den Blick abseits des Investment Grades schweifen, erfreuen sich vor allem Anleihen ohne Rating zunehmender Beliebtheit. Kamen diese 2023 lediglich auf einen Wert von ca. 10 %, können sich die 14,2 % im Jahr 2024 durchaus sehen lassen. High Yield Anleihen sind jedoch ebenfalls weniger gefragt als bisher – insgesamt kommen diese auf einen Wert von 9,8 %.

Alternative Anlagen: Vermögensverwalter abseits klassischer Portfolios

Zwar bleiben Private-Equity-Fonds und ELTIFs in den Depots bislang eine Nische (0,13 % des Fondsvermögens), doch der ELTIF 2.0 könnte künftig den Zugang zu alternativen Anlagen erleichtern. Damit öffnet sich ein neues Feld für die langfristige Diversifikation im Wealth Management. „Das Interesse an illiquiden, renditestarken Alternativen wächst. Auch deshalb, weil klassische Märkte unter Druck stehen. Fakt ist aber auch: Nicht nur reine Rendite zählt, alternative Anlagen sind auch aus Gründen der Diversifikation, Stabilität und langfristigen Wertschöpfung gefragt. Das klassische 60/40-Portfolio gilt vielen nicht mehr als ausreichend, Vermögensverwalter könnten zukünftig daher noch stärker alternative Anlagen in ihr Portfolio aufnehmen“, so Kai Linde.

Vermögensverwaltung made in Germany: Konservative Strategien gewinnen häufiger

Zwischen 2019 und 2024 blieben konservative, ausgewogene und chancenorientierte Depots im Schnitt hinter ihren individuell konstruierten Benchmarks zurück. Besonders 2019 war ein starkes Jahr mit Zuwächsen zwischen 7 % und 23 %, während in der Zinswende 2022 fast alle Strategien deutliche Verluste verbuchten und selbst Staatsanleihen keinen Schutz boten. Insgesamt verdeutlicht der Vergleich, dass Anleger unabhängig von ihrer Risikoklasse die Marktschwankungen der letzten Jahre deutlich zu spüren bekamen.

Im Mehrjahresvergleich zeigten konservative Depots die höchste Wahrscheinlichkeit, ihre Benchmark zu übertreffen. Besonders während der Zinswende im zweiten Halbjahr 2022 konnten sie ihre Anleger vor stärkeren Verlusten bewahren. Chancenorientierte Strategien punkteten in volatileren Phasen wie 2020, während ausgewogene Depots meist leicht unter dem Durchschnitt lagen, sie waren weder ein klarer Stabilitätsanker noch Renditetreiber.

Empirische Basis und Methodik

Für den Trendmonitor wurden erneut anonymisierte Daten von fünf Depotbanken ausgewertet. Der typische Depotwert liegt bei rund 140.000 Euro der Durchschnitt von rund 462.000 Euro wird von wenigen sehr großen Depots nach oben verzerrt. Nur etwa 9 % liegen u?ber 1 Mio. Euro. „Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Vermögensaufbau zeigt, welchen Mehrwert datengetriebene Analysen für das Verständnis von Markttrends im Wealth Management bieten“, betont Kai Linde. „Die Studie verdeutlicht, wie sich Anlegerverhalten, Risikoneigung und Portfoliostrukturen in einem anspruchsvollen Marktumfeld entwickeln. Diese Einblicke sind wertvoll für Berater und Vermögensverwalter gleichermaßen“.


























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