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06.06.2014 Umfrage zu geschlossenen Fonds: Scope veröffentlicht erste Ergebnisse

Scope Ratings hat im Mai 2014 Anbieter und Vermittler geschlossener Fonds zu ihren Markteinschätzungen befragt. Insgesamt 31 Emissionshäuser und 56 Banken, Sparkassen und freie Vertriebe haben an der Befragung teilgenommen. Die Kerngerbnisse:

Anbieter überwiegend zuversichtlich – trotz erwartetem Platzierungsrückgang
Die eigene Lage im Jahr 2014 beurteilen 42% der Anbieter als gut – 8% sogar als sehr gut. Als befriedigend schätzen 25% der Befragten ihre Lage ein – jeweils 12,5% bewerten sie als unbefriedigend oder schlecht.

Der Optimismus bezieht sich vor allem auf die zweite Jahreshälfte. Anbieter, die nach KVG-Zulassung zügig geeignete Produkte anbieten können, agieren in einem Umfeld mit wenig Konkurrenz – und rechnen dementsprechend mit hoher Resonanz im Vertrieb.

Die positive Einschätzung der eigenen Lage korrespondiert jedoch nicht mit dem erwarteten Platzierungsvolumen für den Gesamtmarkt. Von den Anbietern rechnet für 2014 nur rund die Hälfte mit einem ähnlichem Platzierungsergebnis wie im Vorjahr (Referenz: BSI-Zahlen) – ein Drittel der Befragten erwartet geringeres Platzierungsvolumen, ein Fünftel stellt sich sogar auf ein deutlich geringeres Platzierungsvolumen ein.

Als Gründe für die pessimistische Platzierungserwartung nennen Anbieter vor allem die Unklarheiten bei der Auslegung des KAGB, die langen Bearbeitungszeiten der Bafin und den schleppenden KVG-Zulassungsprozess.

Vermittler: Mangel an Produkten und die jüngsten Skandale drücken auf die Stimmung

Die Lage ihrer Unternehmen im Geschäftsfeld geschlossene Fonds beurteilen die befragten Vermittler deutlich skeptischer als die Anbieter: nur 7% mit gut oder sehr gut, 37% mit befriedigend – mehr als 55% schätzen ihre Lage in diesem Jahr jedoch als unbefriedigend oder schlecht ein.

Die Vermittler haben im Vergleich mit den Anbietern auch noch einmal deutlich pessimistischere Erwartungen für das Platzierungsvolumen: Nur rund 22% rechnen für 2014 mit einem ähnlichen oder steigendem Platzierungsergebnis auf Gesamtmarktebene. 45% erwarten hingegen geringere Eigenkapitalplatzierungen – 34% sogar deutlich weniger als im Vorjahr.

Als Gründe für die pessimistische Einschätzung sehen Vermittler vor allem den Mangel an geeigneten Fonds. Darüber hinaus drücken die jüngsten Skandale um S&K und vor allem Wölbern auf die Stimmung der Vermittler. Auch das neue regulatorische Umfeld hemmt nach Ansicht von mehr als der Hälfte der befragten Vermittler den Vertrieb geschlossener Fondsanteile.

Die neuen gesetzlichen Regelungen werden aber nicht ausschließlich als hemmend wahrgenommen: Immerhin jeder Fünfte rechnet deswegen mit positiven Impulsen im Vertrieb. Positiv stimmen Banken und freie Vermittler dabei vor allem die Konsolidierung auf Anbieterseite und die Gleichstellung von AIF mit anderen regulierten Investmentprodukten.

Trotz einiger positiver Aspekte geht ein Drittel der Vermittler davon aus, dass die Bedeutung geschlossener Fonds für Privatanleger in den kommenden drei Jahren sinken wird, jeder Fünfte erwartet sogar einen starken Bedeutungsverlust. Immerhin: Fast 20% der Befragten erwarten in den kommenden drei Jahren einen Bedeutungsgewinn für Privatanleger, rund 28% sehen keine Veränderung. Dass die Branche in den kommenden Jahren wieder an frühere Platzierungszahlen deutlich über 5 Mrd. Euro anschließen kann, verneinen 85% der Befragten.

Anbieter setzen auf Immobilien – Vermittler auch

In diesem Jahr planen 50% der befragten Anbieter Neuemissionen mit deutschen Immobilien – immerhin knapp 40% beabsichtigen die Auflage geschlossener AIF mit ausländischen Objekten. Weitere rund 40% setzen in diesem Jahr auf die Asset-Klasse Mobilien / Flugzeuge, 22% planen Erneuerbare-Energien-Fonds.

Das klare Votum zugunsten der Asset-Klasse Immobilien beschränkt sich nicht nur auf dieses Jahr. Für mehr als 90% der Anbieter sind Immobilien die Asset-Klasse mit dem größten Potenzial für die kommenden drei Jahre.

Mit diesem Urteil sind die Anbieter nicht allein. Mehr als 90% der Vermittler erwarten in diesem Jahr Anlegerinteresse für die Asset-Klasse Immobilien Deutschland – fast 45% der Befragten rechnen auch mit Interesse an Fonds mit ausländischen Immobilien. Analog zur Einschätzung der Anbieter folgen nach Immobilien die Asset-Klassen Mobilien / Flugzeuge (52%) und Erneuerbare Energien (30%). Auch auf Sicht von drei Jahren sehen rund zwei Drittel der Vermittler bei Immobilien das größte Potenzial.

Anbieter erweitern Produktspektrum – und richten Fokus stärker auf Institutionelle

Fast 80% der Anbieter planen in den kommenden drei Jahren neben geschlossenen AIF für Privatanleger die Auflage weiterer Produkte – allen voran Spezial-AIF für Institutionelle, aber auch Projektanleihen und Genussscheine für professionelle und semi-professionelle Anleger.

Dass sich der Fokus grundsätzlich hin zu institutionellen Investoren verschiebt, zeichnete sich bereits in den Platzierungsergebnissen der vergangenen Jahre ab. Die Umfrage von Scope Ratings bestätigt diese Entwicklung: Mehr als drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass sich der Fokus auf institutionelle Investoren weiter verstärken wird.

Ausblick

Scope Ratings rechnet nach fast einjähriger Emissionspause mit einer Belebung des Marktes für geschlossene Fonds im zweiten Halbjahr 2014. Insbesondere Immobilien-AIF sind aktuell in der Planung zahlreicher Anbieter. Das Vertrauen der Privatanleger ist durch die Skandael um S&K & Co. indessen weiter geschwunden. Der durch die Regulierung erzwungene Neustart ist für die Branche die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen.

Die vollständigen Ergebnisse der Scope Marktbefragung zu geschlossenen Fonds werden zusammen mit den Ratings für offene Immobilienfonds am 11. Juni veröffentlicht.



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