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10.12.2014 Studie: Jeder zweite Mieter kennt seinen Nachbarn nicht

Deutschlands Mieter sind kontaktscheu. Statt einer Plauderei im Treppenhaus oder gemeinsamen Partys im Hof ziehen sich die Bundesbürger lieber in ihre eigenen vier Wände zurück. Nur etwa ein Drittel (35 Prozent) wünscht sich einen engeren Kontakt zu den Nachbarn. Und jeder Zweite kennt den Bewohner nebenan nicht einmal. Trotzdem ist die große Mehrheit insgesamt zufrieden mit den Mitbewohnern. Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative Studie der TAG Immobilien AG gemeinsam mit der TU Darmstadt. Dazu wurden 1.000 Mieter in Deutschland befragt.

Den Wunsch nach Anonymität haben sowohl Frauen als auch Männer: Das weibliche Geschlecht kennt seine Mitbewohner nur unwesentlich besser als das männliche. Dennoch geben 63 Prozent ihrer Nachbarschaft gute oder sehr gute Noten. Lediglich sieben Prozent bezeichnen den Umgang untereinander als mangelhaft oder ungenügend. Nur 22 Prozent erleben häufiger Streit in ihrem Wohnumfeld. Und nur jeder Achte gibt an, sich nicht mit den Nachbarn zu verstehen.

„Deutschland ist gespalten, wenn es um den Wunsch nach engen Bekanntschaften in der Nachbarschaft geht“, sagt Claudia Hoyer, im Vorstand der TAG zuständig für das Immobilienmanagement. „Während sich die eine Hälfte lieber zurückzieht, ist die andere Hälfte mit ihren Nachbarn vertraut.“ Bei der TAG Wohnen in Erfurt oder Gera sorgen zum Beispiel Nachbarschaftsfeste oder Gemeinschaftsgärten für Jung und Alt dafür, die Mieter aus ihrer Anonymität zu holen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. „Das ist schon allein deshalb wichtig, weil insbesondere immer mehr ältere Menschen auf sich allein gestellt sind“, sagt Hoyer. Alarmierend: Knapp 60 Prozent der befragten Mieter glauben, dass in ihrer Nachbarschaft keiner etwas mitbekommen würde, wenn jemand Hilfe in seiner Wohnung bräuchte.

In Zusammenarbeit mit dem AWO Kreisverband Salzgitter-Wolfenbüttel e.V. hat die TAG etwa das Projekt „Erprobung neuer Lebensformen für Frauen mit Migrationshintergrund“ ins Leben gerufen. Dabei erhalten Frauen mit ausländischen Wurzeln die Möglichkeit, Deutschkurse direkt in ihrem Wohnquartier zu besuchen. Laut IHK Braunschweig trägt das Einbetten der Sprachkurse in das direkte Wohnumfeld wesentlich zum Lernerfolg der Frauen bei, weil somit Barrieren wie Immobilität umgangen werden. Folglich zeichnete die IHK Braunschweig das Projekt mit dem Sozialtransferpreis aus, bei dem jährlich besonderes gesellschaftliches Engagement von Unternehmern gewürdigt wird.

„In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist soziales Engagement, Nachbarschaftshilfe und ein Miteinander der Generationen wichtig“, sagt Prof. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt. Der Immobilienexperte empfiehlt Mietern und Wohnungsbauunternehmen gleichermaßen, sich ein Netzwerk aufzubauen. Für Mieter reicht oft schon der direkte Kontakt zum Nachbarn. Denn wie die Studie auch belegt: 81 Prozent der Befragten würden ihre Unterstützung anbieten, wenn ein benachbarter Bewohner Hilfe brauchen sollte. Dabei sind Frauen (84 Prozent) noch hilfsbereiter als Männer (78 Prozent).


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