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09.03.2016 Berliner Mieter mit Mobilitätseinschränkungen zahlen 20 Prozent mehr

Die Wohnungssuche ist eine echte Herausforderung. Vor allem für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen kann die Suche nach Wohnraum sehr frustrierend und auch teurer sein. Im Durchschnitt müssen Wohnungssuchende für stufenlos zugängliche Wohnungen ein Fünftel mehr Miete zahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von ImmobilienScout24, bei der rund 100.000 aktuelle Wohnungsangebote ausgewertet wurden.

Millionen von Menschen sitzen im Rollstuhl, nutzen eine Gehhilfe oder sind mit Kinderwagen unterwegs. Alle sehen sich täglich denselben Hindernissen gegenüber: Stufen, die es zu überwinden gilt. Vor diesem Hintergrund die passende Wohnung zu finden ist eine echte Herausforderung, denn das Angebot ist knapp und teuer. So müssen Wohnungssuchende in Berlin im Durchschnitt 22 Prozent mehr für stufenlos zugängliche Wohnungen ausgeben als für Wohnungen, die über keinen stufenlosen Zugang verfügen. Im Schnitt sind 7,5 Prozent des Wohnungsangebotes mit dem Merkmal stufenlos* gekennzeichnet.

Die Auswertung führte ImmobilienScout24 gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein Sozialhelden durch, der sich für die Belange von behinderten Menschen einsetzt. „Diese Zahlen zeigen deutlich, dass das Angebot für mobilitätseingeschränkte Wohnungssuchende in Berlin viel zu gering ist. Wir kennen viele Erfahrungsberichte von Rollstuhlfahrern, deren Wohnungssuche schon oft an der Stufe am Eingang scheiterte”, erklärt Raul Krauthausen, Vorsitzender der Sozialhelden und Erfinder von Wheelmap.org - die Onlinekarte für rollstuhlgerechte Orte. „Das Thema Barrierefreiheit müsse in der Stadtentwicklung stets mitgedacht werden, denn die Anforderungen durch eine weiter alternde Gesellschaft werden größer”, fordert Krauthausen.

Hidden Champion: Alt-Hohenschönhausen

Die besten Chancen eine preiswerte Wohnung mit stufenlosem Zugang zu finden gibt es im Osten der Stadt. Der Ortsteil Alt-Hohenschönhausen punktet mit einem hohen Anteil an stufenlosen Wohnungen. Auch die Miete ist im Vergleich zu den übrigen Top-5 Bezirken mit 8,42 €/m² noch erschwinglich. Damit ist der Ortsteil ein Hidden Champion. Auch der Preisunterschied von stufenlosen Wohnungen zu Wohnungen die nicht stufenlos sind, ist deutlich geringer als in den übrigen Top-5 Bezirken.

Auf dem zweiten Platz befindet sich der gut bürgerliche Ortsteil Dahlem. 26,6 Prozent der angebotenen Objekte sind hier stufenlos. Vor allem Neubauprojekte berücksichtigen stufenlose Zugänge und sind damit interessant für Menschen im Rollstuhl, Senioren und anderen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Allerdings müssen Wohnungssuchende in Dahlem stärker in die Tasche greifen und mit 12,23 EUR/m² einen hohen Mietzins zahlen. Spitzenreiter unter den teuersten Bezirken ist Mitte. Die zentrale Lage hat ihren Preis und ist mit 13,50 EUR/m² kaum bezahlbar.

In den Ortsteilen Lichtenberg und Waidmannslust ist jede fünfte Wohnung als stufenlos gekennzeichnet. Allerdings müssen in Waidmannslust Wohnungssuchende mehr als das doppelte (55,3 Prozent) für die Miete von stufenlos zugänglichen Wohnungen einkalkulieren. Dies liegt vor allem an Altbauwohnungen, die aufwändig modernisiert werden, um rollstuhlgerechte Zugänge gewährleisten zu können. Die Modernisierungen treiben hierdurch die Preise nach oben.

Den geringsten Anteil an stufenlosen Wohnungen gibt es in Rahnsdorf, Karow (je 0,9 Prozent), Haselhorst (0,7 Prozent) und Baumschulenweg (0,6 Prozent).

Für die Analyse hat das Immobilienportal 95.500 Wohnungen ausgewertet. Es flossen nur Bezirke ein, in denen 2015 mindestens 100 Objekte verfügbar waren.

*Stufenlos ist ein Merkmal in den Exposés auf dem Portal ImmobilienScout24, welches Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Wohnungssuche erleichtert. Das Merkmal drückt aus, dass Haus- und Wohnungseingang (und z.B. Balkon, falls vorhanden) ohne Stufen erreichbar sind.




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