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22.07.2016 Kleine Geschäfte gefragt: Einzelhandel kleckert statt zu klotzen

Der deutsche Retail Leasing Markt ist im ersten Halbjahr 2016 von der Nachfrage nach kleineren Flächen dominiert worden. 236.500 m² wurden bundesweit umgesetzt – rund 5 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Markt war somit im zweiten Quartal etwas verhaltener als noch zu Jahresbeginn. Zugleich stieg aber die Zahl der Abschlüsse auf Jahressicht von 484 auf 509. Die logische Konsequenz: Die Vermietungen werden kleiner.

Bei den Größenklassen hatten 56 Deals beziehungsweise 11 % des gesamten Flächenvolumens jeweils mehr als 1.000 m². Den Löwenanteil machten indes mit 56 % die Flächen mit weniger als 250 m² aus. Dominant waren dabei die internationalen Handelsunternehmen, die für mehr als zwei Drittel des Flächenumsatzes und 53 % aller Abschlüsse sorgten. Eine Reihe internationaler Marken setzte erstmals einen Fuß in den deutschen Markt – darunter die französische Modemarke Ba&sh und das niederländische Taschen- und Schuhlabel Royal Republiq, die beide in der Hauptstadt Berlin eröffneten. Auch die lettischen Gastronomen Kirsons feierten auf dem deutschen Markt Premiere und die dänischen Wohndesigner Normann Copenhagen bauten ihr Filialnetz weiter aus.

Dirk Wichner, bei JLL Head of Retail Leasing Germany: „Nicht nur medial wird derzeit über die Probleme des Textileinzelhandels diskutiert. Gerade abseits der zehn größten Städte ist die Verunsicherung groß. Deshalb wägen sowohl Vermieter als auch Mieter derzeit länger ab, ob und zu welchen Konditionen sie Mietverträge über in der Regel 10 Jahre Laufzeit abschließen. Die logische Folge sind sinkende Vermietungszahlen wie sie aktuell gemessen werden. Deshalb ist erfreulich und gesamtwirtschaftlich wichtig, dass die sich so ergebenden Freiräume von Gastronomen und kleinen lokalen Konzepten genutzt werden. Ein Trend, der großes Potenzial hat und sich sicherlich weiter fortsetzen wird.”

Die Big 10 haben konnten Anteil im zweiten Quartal wieder steigern und haben so zum Halbjahr 81.500 m², was 34,5 % entspricht. Allerdings konnten nur zwei Städte ihre Bilanz im Vergleich zum Vorjahr verbessern: Primus der bisherigen Jahres ist Frankfurt am Main mit 21.100 m². Das sind 118 % mehr als im Vorjahr und liegt wieder auf dem 5-Jahres-Schnitt. Noch besser entwickelte sich Stuttgart, das 125 % zulegte und nach sechs Monaten auf 15.500 m² kommt. Das liegt aber noch unter dem 5-Jahresschnitt von 16.900 m².

Berliner Vermietungsmarkt kann die eigenen Standards derzeit nicht erreichen
Deutlich verlor hingegen Berlin mit 9.500 m², denn im vergangenen Jahr waren es noch 23.500 m² gewesen. Der 5-Jahres-Schnitt liegt sogar bei 56.800 m². Für die Hauptstadt ist es das niedrigste Ergebnis binnen sechs Jahren. Hamburg (8.900 m²) und München (7.900 m²) verlieren im Jahresvergleich jeweils mehr als 40 %. Dahinter folgen Köln (6.200 m²), Leipzig mit 5.500 m², Düsseldorf mit 4.300 m² sowie Nürnberg (2.100 m²). Mit 500 m² hat Hannover abgeschlagen die rote Laterne. Das sind 92 % weniger als im Sommer 2015.

Stärkster Flächenumsatzbringer war erneut die Textilbranche mit rund 31 %. Innerhalb der Branche lagen die Textildiscounter und Young Fashion mit 29 % gleich auf. Vor einem Jahr hatten die Discounter noch klar vorne gelegen. Besonders aktiv waren die Ketten Tk Maxx sowie H&M, die vor allem in den deutschen B- und C-Städten expandierten.

Den zweiten Platz unter den Branchen gefestigt hat die Gastronomie mit 20 %. die erneut zulegen konnte und den Abstand zum Textilhandel deutlich verringerte. Die drittgrößte Branche „Gesundheit/Beauty“ vereint 13 % auf sich. Vor allem die Drogeriekette Rossmann war mit allein 13 Anmietungen besonders aktiv.
Spitzenmieten: Berlins Tauentzienstraße lauert im Windschatten der Kaufingerstraße in München

Die Spitzenmieten auf den Haupteinkaufsstraßen der Big 10 zeigen sich derweil stabil auf hohem Niveau. Die Führungsgruppe mit mehr als 300 Euro/m²/Monat führt unangefochten München mit konstant 360 Euro an, die auf der Kaufingerstraße gezahlt werden. Dahinter unterbrach die Berliner Tauentzienstraße ihre Aufholjagd und liegt konstant bei 350 Euro. Auf Jahressicht hat die Konsumstraße in der Hauptstadt allerdings 17 % zugelegt. Der Abstand zur Frankfurter Zeil mit 310 Euro dadurch ist bereits deutlich.

Nur minimale Veränderungen gab es in der Gruppe der Verfolger: Dort behaupten Düsseldorfs Königsallee

(290 Euro) und Hamburgs Spitalerstraße (280 Euro) ihre Positionen. Das Hauptfeld führt Kölns Schildergasse schließlich mit 255 Euro an, während Stuttgarts Königstraße bei 250 Euro liegt. Dahinter folgen Hannovers Georgstraße (200 Euro), Nürnbergs Ludwigsplatz (160 Euro) und die Petersstraße und die Grimmaische Straße in Leipzig mit 120 Euro. Auch hier gab es keine Veränderung. Allein die Spitalerstraße hat auf Jahressicht zugelegt – minimal um 2 %.

Der Rückgang der Renditen hat sich derweil in fast allen Städten fortgesetzt. Nur in Düsseldorf war die Nettoanfangsrendite mit 3,75 % stabil. In allen anderen Städten gab der Spitzensatz um fünf oder zehn Basispunkte nach. Den niedrigsten Wert erreichte München mit 3,50 %, wo es um zehn Basispunkte nach unten ging. Hannover (4,15 %) und Nürnberg (4,05 %) rückten derweil näher an die 4-Prozent-Marke heran.





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