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15.09.2016 AENGEVELT-RESEARCH bekräftigt Wohnraumbedarf für Zuwanderer

Vor einem Jahr, noch vor dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015, hatte AENGEVELT-RESEARCH für die Jahre 2015-2017 einen kurzfristigen Gesamt-Bedarf von etwa 450.000 Wohnungen aus Bestand und Neubau für Zuwanderer prognostiziert. Ungeachtet Schließung der Balkanroute und unter Voraussetzung eines „funktionierenden“ Abkommens mit der Türkei kann hier keine Entwarnung gegeben werden: Aktive Sanierung und ausreichend preisgünstiger Wohnungsneubau bleiben notwendig.

2015 wanderten per Saldo über 1,2 Mio. Menschen zu, nur wenige abgelehnte Asylantragsteller wurden rückgeführt. Angesichts der politischen Maßnahmen hat AENGEVELT-RESEARCH seine Prognosen angepasst: Für 2016 erwarten wir jetzt per Saldo nur noch ca. 750.000 EU- und non-EU-Zuwanderer, 2017 knapp 900.000 Personen. Vor allem 2017 resultiert ein erheblicher Teil aus Familiennachzug der 2014/2015er Fluchtwelle sowie in Deutschland geborenen Kindern auch von Zuwanderern der Vorjahre. Nach 2017 rechnet AENGEVELT-RESEARCH - in Übereinstimmung mit den Verlautbarungen der Bundesregierung vom Februar 2016 - derzeit mit etwa 500.000 Zuwanderern (netto) pro Jahr.

Wohnungsbedarfs-Prognose von AENGEVELT unverändert

Für EU-Bürger (ca. 300.000 Personen p.a.) besteht Freizügigkeit mit eigenständiger Suche auf dem Wohnungsmarkt und für anerkannte Asylbewerber – schätzungsweise die Hälfte der als Flüchtlinge Angekommenen – ein Rechtsanspruch auf Wohnraum. Da kaum jemand rückgeführt wird, nehmen auch viele Geduldete am Wohnungsmarkt teil.

Für die Bedarfsberechnung beim Wohnraum ging und geht AENGEVELT daher unverändert von folgendem Prognose-Modell aus:

• 1 Mio. Zuwanderer in 2015, je 700.000 in 2016 und 2017.
• Selbst bei dem von AENGEVELT im Modell zugrunde gelegten minimalen pro-Kopf-Flächenbedarf von 15 m² - was der Fläche in Gemeinschafts¬unterkünften entspricht, der tatsächliche Wohnflächendurchschnitt in Deutschland liegt bei über 40 m² pro Person - benötigten die tatsächlichen bzw. erwarteten Zuwanderer ein Mindest-Wohnflächenangebot von rd. 36 Mio. m².
• Dies entspricht - bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 80 m² - einem Bedarf von knapp 190.000 Wohnungen in 2015 bzw. zusätzlich je 130.000 Wohnungen in 2016 und 2017. In Summe sind dies 450.000 Wohneinheiten, bei kleinteiligerer Struktur entsprechend mehr.

Der demografische Schrumpfungsprozess bei einem Sterbeüberschuss von derzeit 250.000 Personen p.a. fängt aktuell nur ein Viertel bis ein Drittel, im Jahrzehnt danach maximal die Hälfte der Zuwanderung ab: Stirbt beispielsweise in einem Zweipersonen-Haushalt einer der Partner, verbleibt der andere in der Regel in der Wohnung, so dass der theoretisch freiwerdende Wohnraum dem Markt nicht zur Verfügung steht.

Zusatzwohnbau hinkt hinterher – weiterhin hoher Investitionsbedarf

Bei einem mittleren Aufwand von EUR 1.200 /m² aus gut erhaltenem Bestand, Sanierung und Neubau (letzterer derzeit mit Kosten von rd. EUR 2.500 /m²) wird für diesen „Dreijahresbedarf“ (2015- 2017) also ein Investment von rd. EUR 43 Mrd. benötigt, danach mittelfristig rd. EUR 9 Mrd. pro Jahr.
• In 2015 erfolgte noch kein markanter Zusatzwohnbau, die Kommunen griffen für Flüchtlinge auf Leerstand (soweit vorhanden) sowie Behelfs- und Zwischenlösungen zurück.
• Auch 2016 und 2017 werden trotz verbesserter Fördermaßnahmen und serieller Bauten aufgrund von Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten von zwei bis vier Jahren bei weitem nicht ausreichend viele Wohnungen fertiggestellt werden: Die relevanten Baugenehmigungen steigen gegenwärtig jährlich um etwa 10%, so dass für 2016 mit etwa 25.000 und 2017 mit rd. 50.000 Wohnungen mehr gerechnet werden kann als 2015 (Fertigstellungsvolumen: rd. 250.000 WE). Das entspricht gerade einmal einem Sechstel des Zusatzbedarfs aus Neubau.
• Fünf Sechstel müssen entsprechend aus dem Bestand kommen. Hierbei soll die Wohnsitzauflage für Asylbewerber sicherstellen, dass dazu weiterhin vordringlich regionaler Wohnungs-Leerstand genutzt wird.

Fazit:

Insbesondere in den Wachstumskernen und wirtschaftsstarken Groß- und Mittelstädten mit breitem Arbeitsplatzangebot fehlt es massiv an günstigem, einkommensgerechtem Wohnraum. Dies gilt nicht nur für verbleibende Flüchtlinge, sondern für breite, finanziell schwächer gestellte Bevölkerungsschichten.
Entsprechend bedarf es sofort einer deutlichen Ankurbelung des mietgünstigen Wohnungsneubaus. Denn erschwingliches Wohnen für breite Mieterkreise wird allein durch konsequent nachhaltige Erhöhung des räumlich bedarfs- und vor allem einkommensgerechten Angebotes möglich.





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