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23.02.2017 Einzelhandel: Anforderungen der Mieter ändern sich

Dass 2016 insbesondere für den Einzelhandel ein Jahr struktureller Veränderungen war, belegen die Daten zum bundesweiten Vermietungsmarkt in Innenstadtlagen: Während das Ergebnis gemessen am Flächenumsatz (746.000 m²) um über ein Fünfte, geringer ausfiel als 2015, ordnet sich das Resultat mit 1.374 registrierten Vermietungen und Eröffnungen nur knapp hinter den Abschlüssen des Vorjahres ein. Dies zeigt eine Analyse von BNP Paribas Real Estate.

„Bemerkenswert war aber weniger das Zahlenwerk, sondern vielmehr die Trends, die sich im Zuge der Anpassungsprozesse des stationären Einzelhandels an die zunehmende Digitalisierung beobachten lassen“, erläutert Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of Retail Services. „In diesem Zusammenhang sind vor allem die spezifischen Anforderungen potenzieller Mieter bezogen auf Lage- und Flächenqualität zu nennen. So entfielen 43 % aller Abschlüsse auf A-Lagen, 48 % dieser Stores waren höchstens 200 m² groß. Beachtlich ist auch die hohe Aktivität internationaler Retailer, die für 28 % der Deals in Citylagen verantwortlich zeichnen.“

Die 27 Top-Retailmärkte[1], zu denen die Big 7 sowie 20 weitere von BNP Paribas Real Estate regelmäßig analysierte Großstädte gehören, sind nach wie vor beliebte Zielmärkte von Retailern: Rund die Hälfte des Flächenumsatzes geht auf ihr Konto. Darüber hinaus wurde über ein Drittel dieser Abschlüsse von internationalen Brands unterzeichnet. In Städten außerhalb der A- und B-Standorte macht sich die große Konkurrenz durch den E-Commerce deutlicher bemerkbar: Hier fiel das Umsatzergebnis 2015 noch um gut 37 % höher aus. Allerdings gibt es auch innerhalb dieser Kategorie Städte wie etwa Oldenburg, Koblenz, Dinslaken oder Rheine, in denen dynamische Entwicklungen der innerstädtischen Einzelhandelsmärkte zu beobachten waren.

Mehr Abschlüsse, weniger Flächenumsatz

Klare Trends zeichneten sich 2016 auch für die wichtigsten Shopping-Destinationen ab: An 7 von 10 Standorten wurde ein geringerer Flächenumsatz erzielt als 2015, gleichzeitig fiel die Anzahl registrierter Abschlüsse in 8 von 10 Städten höher aus. Zurückzuführen ist dies auf die zunehmende Zahl internationaler Labels, die für ihr Brand Building und die Etablierung in der deutschen Einzelhandelslandschaft kleinere Flächen bevorzugen. Die Entwicklungen in den einzelnen Märkten: Umsatzspitzenreiter bleibt die Hauptstadt Berlin (62.000 m²), die sich deutlich vor Stuttgart setzt (27.000 m²). Das sehr gute Ergebnis der Schwabenmetropole hängt stark mit der im Frühjahr 2017 geplanten Eröffnung des Dorotheen-Quartiers sowie dem Primark-Deal zusammen. Bemerkenswert ist auch, dass Köln, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf alle ein Resultat zwischen fast 20.000 und gut 23.000 m² erreichen.

Strukturwandel schlägt sich in den Branchen nieder

Der Umbruch des stationären Einzelhandels wird in der Analyse der Vermietungen und Eröffnungen nach Branchen am deutlichlisten sichtbar. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Lifestyle-Gedankens und der Bedeutung der Innenstädte als zentraler Treffpunkt haben insbesondere die Branchen Körpflege/Gesundheit und Gastronomie spürbar zugelegt: Sie machten einen hohen Anteil von gut 27 % aus, das sind 7 Prozentpunkte mehr als 2015. In der Branche Körperpflege/Gesundheit zeigten sich neben den Drogeriemärkten vor allem internationale Beauty-Filialisten wie Rituals, Kiko Milano oder auch Benefit Cosmetics expansiv. Die Vorteile des Offline-Handels gegenüber dem Online-Geschäft sehen auch verstärkt die Retailer der Augenoptiker-Branche, die 2016 für besonders viele Abschlüsse verantwortlich zeichneten. Beispiele hierfür sind die Marken eyes + more, Mister Spex oder VIU. Zu den aktivsten System-Gastronomen zählten die Konzepte der Enchilada-Gruppe oder auch die britische Kette Turtle Bay, die ihre ersten Filialen in Deutschland eröffnet.

41 % der Modelabel haben internationale Wurzeln

Auch wenn vermehrt Branchen in die A-Lagen drängen, für die diese in der Vergangenheit nicht erschwinglich waren, ändert sich nichts an der Dominanz der Textiler in den Innenstädten. „Mit 31 % machen sie nach wie vor das Gros der Abschlüsse aus“, sagt Christoph Scharf. „Bezogen auf internationale Brands verdichten insbesondere Hunkemöller, H&M und TK Maxx weiter ihr Filialnetz und scheuen hierbei auch nicht Fußgängerzonen in Kleinstädten. Neu in Deutschland etablieren wollen sich unter anderem das britische Label White Stuff, das Konzept Saks OFF 5TH der kanadischen Kaufhofmutter Hudson‘s Bay sowie die französische DOB Modemarke ba&sh.“ So unterschiedlich wie die Konzepte dieser und anderer internationaler Fashion-Labels sind auch deren Herkunftsländer. Dementsprechend partizipieren mit Frankreich, den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Schweden und Italien gleich 6 Länder mit jeweils zwischen knapp 12 % und gut 17 % an den registrierten Vermietungen und Eröffnungen internationaler Textiler.






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