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06.11.2017 Kommentar: Bank of England erhöht Basiszins erstmals nach 10 Jahren

Die Bank of England hat erstmals nach 10 Jahren den Basiszins erhöht. Nachstehend lesen sie drei Statements von Experten des internationalen Immobilienberatungsunternehmens Knight Frank, die auf die Auswirkungen für die Bereiche Gewerbeimmobilien, Finanzierung und Wohnimmobilien eingehen.

James Roberts, Chief Economist, Knight Frank: “Eine Erhöhung des Basiszinses wird oft von der Immobilienwirtschaft mit Bangen verfolgt, aber dieser lang erwartete Schritt dürfte keine negativen Auswirkungen haben. Ich gehe davon aus, dass die Bank of England dieselbe Strategie wie die US Fed verfolgt und jetzt ganz vorsichtig auf die Bremse tritt und dieses auch rechtzeitig ankündigt, um die Normalisierung des Zinssatzes bei gleichzeitig weiterem Wirtschaftswachstum unter einen Hut zu bringen.

In der Folge erwarte ich eine sukzessive Anhebung, teilweise um für zukünftige Leitzinssenkungen gerüstet zu sein, falls das Monetary Policy Committee zu einem späteren Zeitpunkt einem wirtschaftlichen Abschwung entgegenwirken muss. Zudem zeigt die Bank of England jungen Hausbesitzern, dass die Zinsen tatsächlich steigen, vor allem weil es lange her ist, dass das Land einen Anstieg erlebt hat – der letzte Zinsschritt in Großbritannien erfolgt 2007, kurz nachdem die ersten iPhones verkauft wurden.

Bei Gewerbeimmobilien sollte daran erinnert werden, dass in den letzten Jahren Verbindlichkeiten eine viel geringere Rolle im Markt gespielt haben, als dieses vor der Finanzkrise der Fall war. Renditen von Gewerbeimmobilien sind weniger stark an Zinssätze gebunden, so dass ich davon ausgehe, dass eine kleine Erhöhung keinen großen Effekt haben wird. Im Gegenteil, in einigen Märkten sollte die Rückkehr von Mietwachstum – wie z.B. für Büros in Vierteln, die bei Technologieunternehmen beliebt sind– dafür sorgen, dass Investoren aktiv bleiben.”

Simon Gammon, Managing Partner, Knight Frank Finance: “Wir erleben gerade, dass die Bank of England zum ersten Mal seit einer Dekade ihren Basiszins anhebt. Zehn ganze Jahre hat es gedauert, dass die letzte Erhöhung erfolgte, so dass heute viele Kreditnehmer in UK zum ersten Mal bei der Tilgung ihrer Hypotheken einen Anstieg erleben. Die Erhöhung um 0,25% wird voraussichtlich an Kreditnehmer mit Verträgen mit variablen Kreditzinsen weitergegeben werden – und das mit materiellen Auswirkungen. Obwohl der Basiszins nur bei 0,5% liegt, bedeutet dieser Viertelpunkt einen Mehraufwand von 250 Pfund pro 100.000 geliehene Pfund. Jemand, der also eine Hypothek von 500.000 Pfund abbezahlt, muss jeden Monat 100 Pfund extra an Zinsen zahlen. Nur diejenigen, die einen Vertrag mit Festzins abgeschlossen haben, sind nicht betroffen.“

Die Frage ist, ob dieser Zinsanstieg eine Serie von zukünftigen Zinsanstiegen ankündigt? Ist das jetzt der Startschuss für das Land, sich von einen ultra-niedrigen Niveau in Richtung Normalisierung des Basiszinses zu bewegen? Libor und Swap – die Finanzmarktzinsen, die die festen Raten des Interbankengeschäfts festlegen – sind im Vorfeld des Basiszins-Anstieges gestiegen, und dieses mag sich fortsetzen, wenn zukünftige Anstiege erwartet werden.

Während sich Immobilienfinanzierer auf diese neuen Gegebenheiten einstellen, werden voraussichtlich Hypothekendarlehensverträge in sehr schneller Folge in den Markt gebracht und auch wieder zurückgenommen. Wir gehen davon aus, dass in einer Zeit von steigenden Zinsen der Hypothekenmarkt eine Zeitlang volatiler wird. Immobilienfinanzierer, die ihre Finanzierungsziele erreichen wollen, werden weiterhin mit Zinsraten spielen, um sicherzustellen, dass sie zu den führenden Anbietern zählen, was zu einem „Gedrängel“ im Markt führen kann. Wenn Zinssätze kurzfristig veröffentlicht und wieder zurück genommen werden, wollen Kreditnehmer sicher sein, dass sie Zugang zu den aktuellsten Informationen haben, um ihre Chance auf den besten Deal zu erhöhen. Damit wird ein Festzins immer interessanter. Kreditnehmer, die in den kommenden Monaten einen Kredit zu guten Konditionen abschließen können, sollten diesen abschließen.

Grainne Gilmore, Partner, Head of UK Residential Research at Knight Frank: “Der erste Anstieg der Basiszinsen nach zehn Jahren ist ein herausragender Moment, vor allem, weil es ein Gefühl gibt, dass dieses der erste Schritt einer Serie von Erhöhungen sein könnte. Isoliert betrachtet, macht dieser Viertelpunkt jedoch nur die Zinssenkung des letzten Jahres wieder wett, und der Basiszins ist weiterhin auf einem historischen Tiefstand. Auch wenn jetzt noch zwei weitere Erhöhungen im Umfeld des nächsten Jahr erfolgen, wäre der Basiszins immer noch deutlich niedriger liegen als in irgendeinem anderen Zeitraum in der Geschichte seit dem Start der Aufzeichnungen der Bank im Jahr 1690.

Manche Kreditnehmer werden erleben, dass ihre Rückzahlungen durch die Zinsveränderungen betroffen sein werden und Hypothekenzinsen für neue Wohnimmobilienkredite steigen werden. Allerdings werden die Veränderungen keine Auswirkungen auf die allgemeine Preisgestaltung von Wohnimmobilien haben. Vielleicht werden einige Mieten anziehen, wenn Eigentümer von Vermietungsobjekten, die von der Veränderung betroffen sind, ihre gestiegenen Kosten an die Mieter weitergeben.

Sollte es jedoch einen weiteren Zinsanstieg in den kommenden Monaten geben, der bestätigen würde, dass sich das Land in ein Umfeld des Zinsanstieges hineinbewegt, könnte es zu weitreichenderen Auswirkungen im Markt kommen.“





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