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26.02.2018 Die Welt- und die Immobilienwirtschaft – Chancen und Risiken

Die verbesserten Konjunkturdaten und -aussichten haben zu einer verbesserten Stimmung auf den globalen Immobilien-Märkten geführt. Große Hoffnungen genährt wurden auch in der Vergangenheit. Doch seit 2012 haben sich diese aufgrund unterschiedlichster Herausforderungen immer wieder schnell zerschlagen. Derzeit überwiegt das Vertrauen, dass die lange Stagnation in den großen Volkswirtschaften zehn Jahre nach der globalen Finanzkrise ein Ende gefunden hat. Dies geht synchron einher mit den Verbesserungen in fast allen Regionen weltweit.

Zinsnormalisierung in Sicht?

Die großen Zentralbanken sind weiterhin auf Kurs hin zu einer allmählichen Zinsnormalisierung. Die wichtigsten Veränderungen im 4. Quartal 2017 waren klare Signale. Der Anstieg der britischen Leitzinsen um 25 Basispunkte im November und ein wiederholter Anstieg in den USA im darauffolgenden Monat waren von den Finanzmärkten erwartet worden. In den USA dürften die Maßnahmen in diesem Jahr voraussichtlich fortgeführt werden, drei weitere Anhebungen sind derzeit vorgesehen. In Euroland bewegt sich die EZB mit ihrer Nullzins-Politik zwar immer noch im Krisenmodus. Aber sie hatte Oktober 2017 zumindest den Einstieg in den Ausstieg angekündigt – durch die Halbierung der Ankaufsvolumina von Staats- und Unternehmensanleihen seit Anfang des Jahres von bislang 60 auf 30 Mrd. Euro. Bis mindestens Ende September 2018 sollen die Ankäufe fortgesetzt werden. Offen ist, welche der Optionen die EZB dann wählt. Und wann die Bank of England im laufenden Jahr Zinsanpassungen vornehmen wird, ist noch nicht klar.

Produktivitätsproblematik

Die wichtigste Herausforderung für die Politik besteht weiterhin darin, die Weltwirtschaft zu einem Wachstum in einer Größenordnung wie vor dem Crash zurückzuführen. Mit nachhaltigen geldpolitischen Anreizen und zahlreichen Steuerpaketen ist dies nicht gelungen. Ob sich das jüngste US-Paket dem Trend widersetzen wird, bleibt abzuwarten. Das eigentliche Problem liegt in den zerstörerischen Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf die Produktivität und (implizit) auf das Ertragswachstum. Bei effektiv nicht reagierenden Reallöhnen gerät das Wachstum ins Stocken, sobald direkte Anreize ausgesetzt werden.

Leider gibt es nur wenig Instrumente, um dieses Produktivitätsproblem zu lösen. Das zeigt das Beispiel Japan, das eine Generation nach seiner Finanzkrise in den 1980er Jahren noch keine Lösung gefunden hat. Die Wiederherstellung eines Wachstums der Reallöhne bleibt wichtig für eine Rückkehr zu früheren zyklischen Normen, auch wenn es hierfür bislang nur wenige Anhaltspunkte gibt. Bis es wieder soweit ist, wird das Konjunkturwachstum in der entwickelten Welt wahrscheinlich hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Das Weltwirtschaftswachstum legt zu, hebt aber nicht ab

In Anbetracht des in den letzten fünf Jahren hinter den Erwartungen zurückbleibenden globalen Wachstums überrascht es wahrscheinlich nicht, dass die Kommentatoren in Bezug auf die Aussichten jenseits des laufenden Jahres immer noch verhalten sind. Die Daten und die Stimmung deuten darauf hin, dass die Aufwärts-Risiken überwiegen. Die jüngste Prognose von Oxford Economics geht davon aus, dass das globale Wachstum sein aktuelles Tempo von über 3,5% p.a. beibehalten dürfte. Dies liegt deutlich über den schwachen Wachstumsraten von 2012-2016 (durchschnittlich1,5% p.a.)

Restunsicherheiten in USA

Eine Restunsicherheit bleibt die Dauerhaftigkeit des Aufschwungs in den USA: Wie bereits notiert, dürften die Steueranreize in den USA das Wachstum kurzfristig ankurbeln. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass der Weltkonjunkturzyklus in diesem Jahr seinen Höhepunkt erreicht. Wachstumsziele von 3% werden voraussichtlich aber nicht zu erreichen sein. Dazu bedürfte es einer Nachhaltigkeit in der Nachfrage und der Produktivität.

Schwellenmärkte gefordert

Eine weitere Herausforderung für ein stärkeres globales Wachstum werden die Schwellenmärkte sein. Hier sind die Wachstumsraten mit annähernd 5% p.a. weiterhin recht eindrucksvoll. Faktoren wie schwächere Rohstoffpreise, der Anstieg der US-Zinsen und des Dollars und eine geopolitische Volatilität haben diese dynamischen Volkswirtschaften jedoch daran gehindert, die Dynamik wiederzuerlangen, die in der jüngeren Vergangenheit so typisch für sie war. Dieser Gegenwind wird voraussichtlich nicht nachlassen. Die Aussichten für die Entwicklungsländer sind aber relativ stabil bei einem leicht hinter den Erwartungen zurückbleibenden Wachstum.

Asiatische Dynamiken

Asien verfügt über die wichtigsten Schwellenmärkte der Welt und ist nach wie vor die am schnellsten wachsende Region. Eine aktive staatliche Politik hat die befürchtete Konjunkturverlangsamung in China in den letzten 12 Monaten abgewendet, wobei das BIP-Wachstum in den nächsten zwei Jahren auf ca. 6% absinken dürfte, entsprechend den langfristigen Zielen, die Wirtschaftstätigkeit wieder ins Lot zu bringen. Die Verschuldung bleibt ein Verlust-Risiko, aber im Wesentlichen wird von einem verträglichen Übergang ausgegangen.

Konjunkturerholung in Europa

Die Konjunkturerholung in Europa erreichte 2017 einen neuen Höchststand nach der Finanzkrise. Eine stimulierende Geldpolitik, eine solide Binnennachfrage und die Schaffung von Arbeitsplätzen stützen die Entwicklung. Das Wachstum in Deutschland dürfte sich in diesem Jahr mit knapp 2,5% stabilisieren, Frankreich könnte dem in 2018 folgen, kontinuierlich werden Verbesserungen notiert. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit haben 2017 in Großbritannien zum schwächsten Wirtschaftswachstum von nur noch 1,7% der letzten Jahre geführt. Wenngleich die Konjunkturabschwächung in Großbritannien geringer ist als befürchtet, dürfte die erwartete BIP-Entwicklung von durchschnittlich 1,8% bis 2020 auf einem Fünfjahrestief (2,2% p.a. 2013-2017) verharren oder sogar noch weiter abnehmen.

Geopolitische Risiken

„Jenseits aller wirtschaftlichen Sektoren nicht unterschätzt werden dürfen die politischen Risiken. So hat die 54. Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2018 zahlreiche Konfliktherde weltweit offengelegt, die allesamt die Gefahr von geopolitischen Flächenbränden in sich bergen. Darunter der Syrienkonflikt unmittelbar vor unserer europäischen Haustür“, so Hela Hinrichs, JLL EMEA Research. „Insofern wird es vor allem in Deutschland dringend erforderlich, im laufenden Jahr schon bald zu einer geordneten Politik mit einer stabilen neuen Regierung zurückzukehren.“
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