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14.03.2018 Weiterer Zinsanstieg seit Mitte Februar – kehrt jetzt mehr Ruhe ein?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Ausblick in der jüngsten Ratssitzung leicht angepasst. Experten werten diesen Schritt als Einstieg in den Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik. Die Bestzinsen für 10-jährige Baufinanzierungsdarlehen haben erwartete geldpolitische Entscheidungen wie diese bereits vorweg genommen und sind seit Mitte Februar von 1,20 auf 1,36 Prozent gestiegen.

Die EZB wagt sich einen kleinen Schritt in Richtung Ausstieg: Die Notenbank verzichtete in ihrer „Forward Guidance“ zum ersten Mal seit 2016 auf die Formulierung, dass sie Umfang bzw. Dauer ihres Anleihenkaufprogramms notfalls ausweiten würde. Sie trägt damit dem anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung Rechnung und erhöhte analog dazu die Wachstumsprognose für 2018 von 2,3 auf 2,4 Prozent.

Von einer Zinserhöhung ist die Eurozone allerdings noch weit entfernt. Der Leitzins wird laut EZB-Präsident Mario Draghi für längere Zeit ? weit über die Anleihenkäufe hinaus ? auf dem aktuellen Niveau belassen. Die jüngsten Inflationsdaten sind aufgrund rückläufiger Energiepreise schwächer ausgefallen. Deutschland erzielte im Februar nur eine Teuerungsrate von 1,4 Prozent, die Eurozone 1,2 Prozent ? ein deutliches Indiz gegen eine rasche Zinserhöhung. Als nächstes erwartet der Markt die Bekanntgabe, dass das Anleihenkaufprogamm im September ersatzlos ausläuft. Für die Sitzung des EZB-Rats am 26.04. könnte dieser Schritt noch zu früh kommen. Ein Teil der Ökonomen rechnet mit einer Entscheidung für das Ende des Kaufprogramms im Juni.

Mario Draghi äußerte darüber hinaus indirekte Kritik an der US-Regierung. Sie hatte vor kurzem entschieden, Strafzölle auf Stahl und Aluminium einzuführen. Ihm geben weniger die Zölle selbst als mehr der damit verbundene Vertrauensverlust zu denken. Auch die angedachte Deregulierung des Bankensektors sieht Draghi kritisch. Es könnte interessant werden, wie sich die US-Notenbank Fed bei der nächsten Sitzung am 20./21.03. zu diesen Plänen positioniert. Noch spannender wird die Antwort auf die Frage, ob die Zinsen weiter angehoben werden. Die Fed-Protokolle der letzten Sitzung enthielten Anzeichen für eine Erhöhung im März.

Bestzinsen für Baufinanzierungen setzen Aufwärtstrend fort

„Der Zinsmarkt hat die Entscheidung der EZB bereits vorweg genommen“, beschreibt Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH, die Entwicklung seit Jahresbeginn. „Seit Mitte Februar sind die Bestzinsen für 10-jährige Darlehen noch einmal von 1,20 auf 1,36 Prozent gestiegen. Bei den 15-jährigen hat sich die Lage etwas beruhigt. Sie stiegen zeitweise um sechs Basispunkte auf 1,66 Prozent, sind aber Anfang März auf 1,60 Prozent zurückgekehrt. Damit liegen sie auf der gleichen Zinshöhe wie Mitte Februar. Auch auf dem Anleihenmarkt ist seit Ende Februar wieder mehr Ruhe eingekehrt.“

Die geänderte „Forward Guidance“ der EZB sollte laut Haffner nicht überbewertet werden: „Es sind sehr kleine, wohl vorbereitete Veränderungen, welche die Notenbank durchführt. Im Vergleich zur Fed ist es natürlich ein Schneckentempo, das die Europäische Zentralbank bei der Straffung ihrer Geldpolitik vorlegt. Das ist hauptsächlich auf die schwache Inflation in der Eurozone zurückzuführen. Hier bleibt die EZB skeptisch und hat sogar die Inflationsprognose für das kommende Jahr gesenkt. Durch den Rechtsruck bei der Parlamentswahl in Italien und dessen möglichen Auswirkungen auf die Europapolitik ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzugekommen.“

Nun richtet sich die Aufmerksamkeit auf die USA: „Ein Blick auf die Entwicklung der Anleihen in den kommenden Tagen könnte sich auszahlen“, meint Haffner. „Es fällt schwer zu sagen, wie stark der Zinsmarkt die erwartete Zinserhöhung der Fed schon eingepreist hat. Aktuell spricht die Ruhe auf dem Anleihenmarkt dafür, dass die geplante Erhöhung bereits berücksichtigt ist. Es sind aber noch ein paar Tage hin bis zum Fed-Entscheid am 21.03.“

Tendenz:
Kurzfristig: leicht steigend
Langfristig: steigend







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