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03.09.2018 Wohnungssuche zum Semesterstart schwieriger als je zuvor

Die Wohnsituation für Studierende in Deutschland hat sich 2018 weiter verschlechtert. Vor allem in ohnehin begehrten Hochschulstädten ist es zum Start des Wintersemesters noch schwieriger geworden, eine passende und bezahlbare Unterkunft zu finden. Zu diesem Ergebnis kommt das Moses Mendelssohn Institut (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-Gesucht.de bei einer Untersuchung aller 96 Standorte mit mehr als 5000 Studierenden. Ermittelt wird für alle Standorte ein Anspannungs-Index des studentischen Wohnungsmarktes, mit maximal 100 möglichen Punkten. „Im Bundesschnitt stellten wir im sechsten Jahr der Untersuchung einen weiteren Anstieg des Index fest, von 37,7 auf 37,9 Punkte. Das ist ein neuer Höchstwert“, sagt Dr. Stefan Brauckmann, Direktor des Moses Mendelssohn Instituts: „Vor allem an Standorten, die ohnehin gefragt sind, spitzt sich die Lage zu.“ In Auftrag gegeben wurde die Analyse vom Immobilienentwickler GBI, der bereits seit einem Jahrzehnt auch führend im Bereich des studentischen Wohnens deutschlandweit aktiv ist.

In den zehn Städten mit der ohnehin angespanntesten Wohnlage stieg der Scoring-Index besonders deutlich: von 69,1 auf 70,2 Punkte. In den Top-Studienorten wurde die Wohnungssuche noch komplizierter oder sie bleibt zumindest unverändert schwierig. „Hauptursache für diese Entwicklung ist die Mischung aus einer zunehmenden Nachfrage, steigenden Preisen und mangelndem Angebot in den gefragten Hochschul-Standorten“ so Dr. Brauckmann: „In vielen Städten sind die Grundstücks- und Immobilienpreise einfach zu hoch, um im privaten Segment noch Mieten darzustellen, die ins studentische Budget passen. Und die finanzielle Förderung von Bund und Ländern ist dort bisher kaum ein ausreichender Anreiz, doch zu bauen.“

Besonders angezogen haben die WG-Mieten in München (von 570 auf 600 Euro), in Frankfurt (von 450 auf 480 Euro), in Hamburg und Stuttgart (jeweils von 420 auf 450 Euro) sowie in Köln und Berlin (jeweils von 400 auf 420 Euro). Diese Städte nehmen auch die vorderen sechs Scoring-Plätze ein. An Standorten wie Düsseldorf, Karlsruhe, Mannheim, Erlangen, Augsburg, Heilbronn, Osnabrück, Würzburg, Braunschweig, Reutlingen, Potsdam, Kassel und Flensburg ist es ebenfalls spürbar schwieriger geworden eine Wohnung zu finden. „Bemerkenswert ist die unterschiedliche Entwicklung in den Hochschulstädten“, erläutert Dr. Brauckmann: „Wir haben auf der einen Seite gefragte Standorte, in denen die Studierendenzahlen und die WG-Preise steigen, während deutlich günstigere Standorte trotz des Kostenvorteils weniger gefragt sind. Die Schere geht auseinander.“ Dort wo die Wirtschaft besonders gut läuft und viele Menschen zudem wegen der Attraktivität von Kultur- und Freizeitangebot in die Stadt ziehen, ist die Konkurrenz für die Studenten bei der Wohnungssuche besonders groß. Nicht nur Auszubildende, Trainees und Berufsanfänger suchen dort die klassische 1-2-Zimmer-Wohnung, sondern auch viele Menschen mit einem Zweit-Domizil in der Stadt. Hinzu kommt die deutlich gestiegene Attraktivität Deutschlands für internationale Gäste und Arbeitskräfte.

Wohnkosten-Pauschale beim BaföG spiegelt reale Situation nicht wider

Viele Studenten zahlen auch im kommenden Semester für ihre Unterkünfte sogar noch mehr als die über das WG-Gesucht.de-Portal ermittelten Preise für Wohngemeinschaften. „WG-Zimmer sind am preiswertesten. Wer in eine eigene Wohnung zieht, muss in allen Städten erheblich mehr zahlen. Denn bei der Suche nach 1- oder 2-Zimmer-Wohnungen wird die Konkurrenz für Studierende immer stärker, etwa durch Job-Anfänger, Singles oder Pendler“, erläutert Annegret Mülbaier von WG-Gesucht.de. Laut der Analyse kosten die Zimmer in einer Wohngemeinschaft im bundesweiten Durchschnitt 363 Euro. Dem Preis-Spitzenreiter München, der die Schallmauer von 600 Euro WG-Miete jetzt erstmals erreichte, steht mit durchschnittlich 230 Euro in diesem Jahr Chemnitz als günstigster Standort der 96-Städte-Liste gegenüber. Daneben gibt es laut MMI-Studie nur vier weitere – ebenfalls in den neuen Bundesländern liegende – Städte, in denen die durchschnittlichen WG-Mieten bei höchstens 250 Euro liegen. Dies ist die laut BAföG-Satz angesetzte offizielle Wohnkostenpauschale. „Diese amtliche Zahl spiegelt die Situation gerade in nachgefragten Hochschulstädten in keiner Weise wider“, so Dr. Brauckmann. Auch Wohnheime der lokalen Studierendenwerke können nur wenig Abhilfe schaffen. Für nicht einmal jeden zehnten Studierenden (9,6 Prozent) steht eine subventionierte Unterkunft zur Verfügung. Deutlich unterdurchschnittliche Werte gibt es sogar in Städten, in denen die Anspannung des studentischen Wohnungsmarktes mit am größten ist, in Berlin (5,6 Prozent), Frankfurt (7,1 Prozent), Hamburg (7,4 Prozent) oder Köln (7,7 Prozent). Brauckmann: „In diesen Städten leiden die Studierenden somit bei der Wohnungssuche doppelt.“

Für die Studentenstädte-Analyse hat das Moses Mendelssohn Institut wie in den Vorjahren jeweils 23 Faktoren genau untersucht. Neben der Preis-Analyse gehören dazu beispielsweise die Entwicklung der Studierenden- und Erstsemester-Zahlen, die Altersstruktur der Bewohner, die Quote geförderter Wohnheime, das sonstige Immobilienangebot sowie die Attraktivität von Universität und Stadt für in- bzw.ausländische Studierende.

Eindeutig sind die Präferenzen nicht nur bezogen auf die Wahl des Hochschul-Standorts, sondern auch bei der Entscheidung für konkrete Wohnlagen innerhalb der Stadt, wie die Detail-Analyse des MMI zeigt. „Studierende haben ganz genaue Vorstellungen von ihrem Lebensumfeld“, berichtet Dr. Brauckmann. Trotz eines gerade in den Hochschulstädten stark belasteten Budgets ziehen sie nicht automatisch in günstige Quartiere. Für eine entsprechende Lage mit gutem Angebot an Kneipen, Kultur und anderen passenden Freizeit-Angeboten sind sie bereit, bei Ausstattungsmerkmalen oder Größe der Wohnung Kompromisse einzugehen. Dr. Brauckmann erläutert: „Schon wenige hundert Meter Lage-Unterschied lassen die Studierenden zu anderen Entscheidungen kommen, hat unsere Untersuchung gezeigt.“ Entsprechend unterschiedlich entwickeln sich städteintern auch die Preise.








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