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26.10.2018 Italiens Verschuldung: Trotz Sorgen keine Änderung im EZB-Fahrplan

Die Finanzpolitik der italienischen Regierung bereitet der EU Sorgen. Italien ist bereits jetzt mit 2,3 Billionen Euro das am höchsten verschuldete Land Europas. Und: Die Regierung aus Movimento Cinque Stelle und Lega Nord plant, die massive Staatsverschuldung mit dem neuen Haushalt um weitere 27 Milliarden Euro zu erhöhen. Die EZB ließ sich in ihrer heutigen Sitzung allerdings weder von Italiens Plänen noch vom leicht abgeschwächten Wirtschaftswachstum in der Eurozone beeinflussen: Die europäischen Währungshüter behalten ihren geldpolitischen Fahrplan bei. Im Oktober halbierte die Zentralbank das Nettoankaufvolumen, zum Jahresende stellt sie die Anleihekäufe voraussichtlich komplett ein. Der erste Zinsschritt beim EZB-Leitzins wird weiterhin frühestens Ende 2019 erwartet.

Auch Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, sieht aktuell keinen großen Einfluss Italiens auf die Geldpolitik der EZB: „Meines Erachtens wird die hohe Neuverschuldung nicht zu einem Zerbrechen des Euro-Währungsraums führen – selbst wenn Italien nicht aufgrund des Drucks der EU noch etwas nachbessert. Die EZB wird nicht von ihrem geldpolitischen Kurs abweichen, dazu müsste sich ein massiver Einbruch der europäischen Wirtschaft ereignen, der aktuell nicht zu erwarten ist. Am wahrscheinlichsten ist ein Kompromiss im Haushaltsstreit, bei dem beide Seiten ihr Gesicht wahren. Sollte dies nicht gelingen, könnte die EU den Konflikt aussitzen wollen und auf einen Bruch der italienischen Regierung spekulieren – deren Halbwertszeiten lagen in den letzten 70 Jahren im Schnitt bei nur rund 18 Monaten.“

US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet, in Europa geht es nur langsam bergauf
Trotz guter Konjunktur und steigender Verbraucherpreise bewegt sich die europäische Kerninflationsrate, die um saisonale Preisschwankungen bereinigt ist, weiterhin unterhalb der Zwei-Prozent-Marke. In Deutschland liegt sie im September bei 1,4 Prozent, im Euroraum bei 1,1 Prozent. In den USA wachsen Wirtschaft und Inflationsrate derweil stärker als erwartet. „Die US-Konjunktur droht heiß zu laufen und die Fed versucht dies durch konsequente Zinsschritte nach oben zu verhindern“, erklärt Michael Neumann. Im September hob die Fed den US-Leitzins auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent an, für die Dezember-Sitzung wird ein erneuter Zinsschritt erwartet. Um einer Überhitzung vorzubeugen, könnte laut Fed-Chef Jerome Powell im kommenden Jahr sogar eine Erhöhung des Zinsniveaus über drei Prozent hinaus notwendig werden.

Baufinanzierungszinsen erreichen höchstes Niveau seit Mai 2018
Nachdem die Baufinanzierungszinsen in den vergangenen Monaten leicht gesunken waren, zeigte sich seit Ende September ein kurzer Aufwärtstrend. Der Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen lag am 23. Oktober 2018 bei 1,23 Prozent und ist damit so hoch wie seit Mai dieses Jahres nicht mehr. „Die Zinsen der Bundesanleihe lagen Anfang Oktober bei 0,57 Prozent und sind in den letzten Tagen auf 0,43 Prozent gefallen (Stand: 23. Oktober 2018). Ich rechne daher damit, dass die Baufinanzierungszinsen kurzfristig wieder leicht sinken werden. Mittelfristig ist weiterhin eine Seitwärtsbewegung zu erwarten und erst langfristig ein merklicher Anstieg“, so Michael Neumann.

Tendenz:

Kurzfristig: schwankend seitwärts
Langfristig: steigend









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