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29.10.2018 Nachhaltige Investments: Renditechance mit gutem Gewissen

Die Branche für nachhaltige Investments rechnet 2018 mit einem Wachstum um 30 Prozent. Hintergrund dürfte auch der EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzsystem sein, welcher im ersten Quartal des Jahres auf den Weg gebracht wurde. Dieser sieht vor, das wirtschaftliche Handeln noch stärker an Kriterien der Nachhaltigkeit auszurichten. Unter anderem soll die Berücksichtigung klimapolitischer Risiken dabei helfen, ein langfristiges Denken in der Finanzwirtschaft zu fördern. Doch wie relevant sind die vagen Absichten des EU-Aktionsplans für Anleger von heute?

Während die Nachhaltigkeitsziele der EU noch die Ausschüsse beschäftigen, hat sich Nachhaltigkeit bei vielen Investoren von einem populären Schlagwort zu einem handfesten Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Zwar konkurrieren noch immer verschiedene Ansätze, doch haben beispielsweise die Indexanbieter MSCI und Dow Jones mit ihren Konzepten bereits viele Anleger überzeugt: Ausgehend von einem bekannten Mutter-Index, wie beispielsweise dem MSCI World, filtern nachhaltige Ansätze kritische Branchen wie Alkohol, Kriegswaffen oder Glücksspiel aus. Die verbliebenen Unternehmen werden anhand eines Fragenkatalogs klassifiziert. Die Kriterien dabei: Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Führung (Governance). Diese sogenannten ESG-Kriterien erlauben es, die Unternehmen anhand ihrer Nachhaltigkeitsnote zu klassifizieren. Bei den SRI-Indizes von MSCI verbleiben nur die gemessen an ihrer ESG-Note besten 25 Prozent im Index. Der MSCI World SRI besteht also aus dem nachhaltigsten Viertel im MSCI-World-Index.

ESG-Kriterien können Risiken senken

Für Anleger sind Nachhaltigkeitsstrategien mehr als nur eine weitere Produktkategorie. Neben ethischen Argumenten überzeugen viele dieser Ansätze mit attraktiven Renditen und einem soliden Risikoprofil. Insbesondere zu Aktien liegen inzwischen bereits langfristige Untersuchungen vor. Unterteilt man die Unternehmen des europäischen STOXX 600 in ESG-Quintile und vergleicht deren Rendite zwischen 2007 und 2018, schneiden die nachhaltigsten 20 Prozent am besten ab. Auch bei der Volatilität und dem maximalen monatlichen Drawdown können ESG-orientierte Aktienindizes mithalten und ihre Mutter-Indizes teilweise sogar ausstechen.

Und noch mehr spricht für nachhaltige Investments: ESG-Kriterien wird nachgesagt, unvorhergesehene Risiken minimieren zu können. Wie das funktioniert? Indem ESG-Kriterien Unternehmen herausfiltern, welche einen schlechten Einfluss auf die Umwelt haben, an sozialen Konflikten beteiligt sind oder den Kriterien guter Governance nicht umfänglich genügen, entsteht eine Positiv-Auswahl. In der Vergangenheit zahlte sich dies für Anleger aus – beispielsweise bei der Katastrophe um die havarierte Öl-Plattform Deepwater Horizon von BP oder den Diesel-Skandal rund um Volkswagen. Anleger, die nachhaltig denken, haben also mit höherer Wahrscheinlichkeit keine Unternehmen im Depot, die anfällig für Skandale sind.

Nachhaltige Instrumente wollen clever allokiert sein

Doch trotz positiver Performancekennzahlen und einem guten Gewissen stehen nachhaltige Investmentprodukte noch immer am Anfang. Die Vielzahl von Ansätzen lässt unerfahrene Anleger oftmals ratlos zurück. Auch gibt es immer noch Anbieter, bei denen Nachhaltigkeit kaum mehr ist, als ein Schlagwort aus der Marketing-Abteilung. Investoren tun gut daran, bei nachhaltigen Investments genau hinzusehen und diese in einem breit diversifizierten Portfolio beizumischen, denn mit nachhaltigen Produkten allein ist es nicht getan.

(Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ)










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