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05.03.2019 Einsparpotenziale durch Digitalisierung werden häufig überschätzt

Intelligent vernetzte Häuser sollen für mehr Lebensqualität sorgen, Zeit sparen und den Energieverbrauch senken. Der Markt für solche Anwendungen wächst rasant. Große Hoffnungen werden vor allem in smarte Heizungssteuerungen gesetzt – rund 70 Prozent des Energieverbrauchs in privaten Wohngebäuden entfallen auf die Raumwärme. Bei einer bereits gut eingestellten Heizungsregelung ist das Einsparpotenzial durch Hausautomation und Smartphone-Apps jedoch begrenzt. Darauf weist Zukunft Altbau hin, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm rund um die energetische Sanierung. „Ist die Heizung optimal eingestellt, können smarte Technologien nur wenige Prozentpunkte rausholen“, so Frank Hettler von Zukunft Altbau. Hauseigentümer sollten daher Kosten und Nutzen genau abwägen und sich vor allem um eine reibungslos funktionierende Heizung kümmern, so Hettler weiter. Auskunft zur Heizungsoptimierung geben Gebäudeenergieberater.

Rollläden, Beleuchtung und die Heizung: Das alles, und noch viel mehr, lässt sich heute digital steuern. Das Stichwort lautet Smart Home und steht für die Verknüpfung von Haustechnik, Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik. Bedient werden die Geräte per Smartphone, Tablet oder Sprachbefehl. Als großen Vorteil führen Hersteller immer wieder den Energieeinspareffekt an. Der größte Posten auf der Energiekostenrechnung ist die Heizung, entsprechend hoch sei hier das Sparpotenzial: Smarte Heizungsthermostate beispielsweise schalten die Heizkörper automatisch aus, wenn niemand zuhause ist, und heizen energiesparend auf, sobald sich ein Bewohner dem Haus nähert. Sie unterstützen auch die Einstellung eines persönlichen Heizplans nach Raumnutzung und Wochentag.

Lohnt sich die Umrüstung?

Bis zu 25 Prozent Heizenergie können Hauseigentümer mit Smart-Home-Systemen einsparen, sagen Hersteller. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) geht von 15 Prozent aus. Die Verbraucherzentrale kommt auf maximal acht Prozent. co2online, eine vom Bundesumweltministerium unterstützte gemeinnützige Beratungsgesellschaft, hat die Daten zusammengestellt.

Wer über eine gut funktionierende und bedarfsgerecht eingestellte Heizung verfügt, reizt dieses Einsparpotenzial bereits weitgehend aus. Eine Nachtabsenkung auf einen Sollwert von zehn Grad beispielsweise fährt die Heizung kurz vor der Nachtruhe herunter und rechtzeitig vor dem Aufstehen wieder hoch. Während eines Urlaubs im Winter kann die Heizung zudem die gesamte Zeit, auch tagsüber, im nächtlichen Absenkmodus betrieben werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor, damit die Heizung energiesparend läuft, ist die richtige Einstellung der Heizkurve. Sie regelt die Temperatur des Heizungswassers in Abhängigkeit zur Außentemperatur. Ein Gebäude braucht bei plus acht Grad Celsius weniger Wärmezufuhr, um auf angenehme Temperaturen zu kommen als bei minus acht Grad. Mit einer steilen Heizkurve wird das Wasser bei kalten Außentemperaturen heißer zum Heizkörper geschickt als mit einer flacheren Heizkurve. Der Heizkessel muss bei niedrigeren Vorlauftemperaturen weniger arbeiten, die Verteilverluste sind geringer.

„Über klassische Effizienzmaßnahmen hinausgehende Einsparungen sind mit einer Gebäudeautomatisierung nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich möglich“, sagt auch Meike Militz von der Energieberatung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Es sollte zudem bedacht werden, dass Smart-Home-Systeme im Dauerbetrieb arbeiten und Tag und Nacht Strom verbrauchen. Die Technologie hat außerdem ihren Preis. Die Kosten liegen bei mehreren hundert bis über tausend Euro. Besonderes Augenmerk sollten Hauseigentümer daher zuerst auf eine durch eine Fachperson richtig eingestellte Heizung legen, so Militz. Die Ausgaben für das smarte Haus könnten dann kaum noch zur Heizenergie- und Kosteneinsparung beitragen.

Auch andere Effizienzmaßnahmen wichtig

Fazit: Klassische Effizienzmaßnahmen wie eine optimierte Heizungsregelung decken bereits den Großteil der Maßnahmen ab, die Smart-Home-Lösungen anbieten. Wer den Rest an Einsparpotenzial auch noch will, muss mehr oder weniger tief in die Tasche greifen bei überschaubaren Effekten. Hauseigentümer mit weitergehenden Effizienzwünschen sollten eher einen hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage durchführen lassen und prüfen, ob eine neue Heizungspumpe nötig ist. Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass alle Heizkörper genau die erforderliche Wassermenge erhalten. Moderne Heizungspumpen benötigen nur ein Zehntel so viel Strom wie in die Jahre gekommene Umwälzpumpen.

Bedacht werden sollte auch: Ein möglichst geringer Heizenergieverbrauch ist nur mit einer energetisch optimierten Gebäudehülle zu erreichen. Ausschließlich Wärmeschutzfenster sowie eine dicke Dämmung von Dach, Fassade und Kellerdecke können die großen Einsparpotenziale heben. Eine persönliche Beratung zur Dämmung der Gebäudehülle und einer gut eingestellten Heizung erhalten Hauseigentümer bei Gebäudeenergieberatern aus der Region. Auskunft gibt es auch bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.








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