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31.05.2019 Argumente für Co-Living – Was macht es so attraktiv?

Fotocredit: BelForm
Co-Living ist ein Trend, der aus den USA langsam aber sicher nach Europa kommt. Hinter dem Begriff steckt mehr als nur eine moderne Form der klassischen WG – denn im "Co" steckt das Herz dahinter. Manche bezeichnen es bereits als Lifestyle. Stehen Sie dem Trend noch skeptisch gegenüber? BelForm hat wichtige Argumente für Co-Living für Sie zusammengetragen.

Was es mit dem Co-Living auf sich hat, haben wir in einem früheren Beitrag („Co-Living – Die WG der Zukunft?“) bereits gezeigt. Aber welche Gründe gibt es für Menschen, ein Stück ihrer Privatsphäre aufzugeben und sich Gemeinschaftsräume – und manchmal sogar Ihren eigenen Wohnbereich – mit anderen, teilweise fremden Personen, zu teilen?

1. Co-Living als Mittel gegen Einsamkeit

Nie war es leichter, mit Menschen in Kontakt zu treten. Dank Social Media sind wir nur wenige Klicks entfernt. Doch in Wahrheit ist die gefühlte Distanz in der realen Welt groß. Das Problem dabei: Instagram und Co. befriedigen zwar kognitiv unseren sozialen Trieb, helfen aber nicht, außerhalb der sozialen Netzwerke mehr Freunde und Bekanntschaften zu knüpfen. Und je älter wir werden, desto höher wird diese Hemmschwelle. Doch auch bei jungen Menschen ist der Trend der Einsamkeit beobachtbar. Eine repräsentative Befragung von Splendid Research, die 2017 durchgeführt wurde, zeigte ein deutliches Ergebnis: Fast jeder Fünfte der 18- bis 39-Jährigen in Deutschland fühlt sich ständig bzw. häufig einsam. Als häufigster Grund werden die aktuellen Lebensumstände genannt. Jedem Vierten fällt es darüber hinaus schwer, neue Freunde zu finden. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, andere Menschen zu brauchen, um sich selbst gut zu fühlen. Dieser Trend ist nicht nur in Deutschland zu beobachten, sondern entwickelt sich zum globalen Problem.

Abgesehen von dieser gesellschaftlichen Entwicklung gibt es noch eine weitere Herausforderung: die zunehmende Mobilität. Jeder, der schon einmal in eine neue Stadt gezogen ist, kennt die Problematik, Anschluss an einem neuen Ort zu finden und einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Genau hier kommt Co-Living ins Spiel: Idealerweise wird man sofort Teil einer Gemeinschaft. Das ist das Geheimnis der großen internationalen Anbieter, die bereits Co-Living-Angebote am Markt platziert haben. Denn wer den ganzen Tag arbeitet, hat nicht unbedingt die Zeit und die Muße, nach Feierabend in einer Bar oder im Fitnessstudio um die Ecke nach neuen Freunden Ausschau zu halten. Beim Co-Living muss man lediglich aus seinem privaten Zimmer bzw. Apartment treten – und kann im gemeinsamen Wohnzimmer, Bibliothek, Cooking-Lounge oder anderen Bereichen seine „Mitbewohner“ ganz entspannt kennenlernen.

Die Wichtigkeit, Menschen zusammenzubringen, die sich aufgrund ihrer beruflichen Situation in einer neuen Stadt befinden, haben selbst Aparthotels und andere Hotelier-Konzepte für sich entdeckt. Sie nutzen die Anziehung von Gemeinschaftsflächen und kommen dem Wunsch nach Community auch bei Short- und Longstay-Gästen nach: So hat die Aparthotelmarke Adagio kürzlich ein spezielles Gemeinschafts-Konzeptfür ihre öffentlichen Bereiche entwickelt. Unter dem Namen "The Circle" stellt das Hotel morgens Frühstücksraum, nachmittags Co-Working-Space und abends einen Treffpunkt für Afterwork-Drinks in Wohnzimmer-Atmosphäre zur Verfügung.

2. Co-Living bietet flexiblen Wohnraum

Argumente für Co-Living aus Sicht des Bewohners lassen sich auch aus der aktuellen Wohnmarkt-Situation in vielen Metropolen ableiten. Die Mieten steigen stetig, gerade in Großstädten, allen voran in den USA. So beträgt der durchschnittliche Mietpreis in New York für eine "günstige" möblierte 2-Zimmer-Wohnung warm 4.270 Euro – vorausgesetzt, man ist schnell genug und setzt sich gegen die vielen anderen Kandidaten durch. Zum Vergleich: Beim Co-Living-Anbieter Common kann man sich bereits ab 1.150 Euro einmieten und das mit allen verbundenen Kosten. Oft werden deshalb Co-Living Angebote als Einstiegs-Wohnort von vielen Young Professionals und Professionals genutzt, da das Angebot sehr flexibel und "bezahlbar" ist; natürlich immer relativ zum Mietniveau des jeweiligen Markts.

In vielen deutschen Großstädten wie München oder Frankfurt sind die Preise glücklicherweise noch nicht auf dem Niveau der amerikanischen Metropole angekommen. Jedoch gibt es auch hierzulande immer weniger Zugang zu Wohnraum, der wirklich bezahlbar ist. Beim Anbieter Happy Pigeons kann man sich in Berlin mitten im Prenzlauer Berg ein Zimmer ab 620 Euro mieten – und da ist sogar eine wöchentliche Reinigung inkludiert. Das ist für Berlin nicht günstig aber für viele Menschen immer noch bezahlbar und darüber hinaus deutlich flexibler als eine ganze Wohnung anmieten zu müssen. Im Vergleich zu einem Serviced Apartment oder Boardinghouse ist es zudem deutlich günstiger. Viele schätzen darüber hinaus den Austausch zu anderen Menschen im Haus, die alle aufgrund einer ähnlichen Lebenssituation verschiedenste Interessen miteinander teilen. Viele Anbieter von Co-Living, wie z.B. Nest Copenhagen aus Dänemark, wählt deshalb die Mieter anhand von Bewerbungsfragen genau aus, um eine Community zu schaffen, die sich gut miteinander versteht und interagiert. Bei dem deutschen Anbieter Happy Pigeons wird vorab ein kurzes Bewerbungsgespräch über Skype geführt, um sicherzustellen, dass die neuen Bewohner zur bestehenden Community passen.

3. Co-Living passt perfekt zum Lebensstil der Millennials

Laut Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky werden in den nächsten Jahren in Deutschland 40 Prozent der Arbeitnehmer (von denen bis 2025 zwei Drittel Millennials sein werden) alle zwei bis drei Jahre ihren Job – und damit zwangsläufig auch häufiger die Stadt – wechseln. Für diese Menschen ist es besonders wichtig, vieles nur zeitweise benutzen zu können und sich nicht zu lang binden zu müssen – sei es an ein Auto oder eine voll möblierte Wohnung. Co-Living-Angebote sind deshalb vor allem auf die Bedürfnisse von Millennials ausgelegt. Als "Digital Natives" wird deren Lebensstil maßgeblich von der Digitalisierung und der Sharing Economy geprägt und viele von ihnen zeichnet der Wunsch nach Flexibilität aus. Im Kern geht es dieser Zielgruppe darum, Momente zu sammeln und nicht Dinge. So kann der Hashtag #collectmomentsnotthings über 300.000 Beiträge auf Instagram aufweisen. Zugang steht vor Besitz und Flexibilität vor starren Strukturen, an die man sich binden muss. Co-Living hat dieses Bedürfnis im Kern erkannt und gibt seinen Gästen / Nutzern genau das; in manchen Konzepten überraschen die Anbieter Ihre Bewohner mit weiteren Angeboten.

Neben dem Wunsch nach Flexibilität haben Millennials einen Anspruch an die Ästhetik ihres Wohnraums. Nicht umsonst weisen auch hier Instagram-Hashtags wie #interiordesign über 66 Millionen Beiträge auf. Moderne Co-Living-Konzepte werden diesen Design-Ansprüchen immer öfter gerecht und treffen damit bei ihrer Zielgruppe auch hier den Puls der Zeit. Dies ist in Zeiten der sozialen Netzwerke und den zunehmenden Angebot von möblierten Wohnformen in den Städten auch immer wichtiger. Deshalb legt BelForm in seiner Arbeit so viel Wert auf ein stimmiges Wohn-Produkt, das die späteren Nutzer begeistert (Lesen Sie hier mehr zum Thema: "Einrichtung von Mikroapartments mit Wow-Effekt"). Der Co-Living-Betreiber Common erklärt auf seiner Webseite, stetig daran zu arbeiten, Einrichtung und Ausstattung seiner Unterkünfte weiter zu verbessern und an die Vorstellungen der Bewohner anzupassen. Auch im Co-Living gilt es, ein richtiges Zuhause auf Zeit zu schaffen, wenn auch mit weniger Platz als in einem klassisch möblierten Apartment.

Was bedeutet der Co-Living Trend für Betreiber oder Projektentwickler?

Viele Mikro- und Makrotrends sprechen dafür, dass sich dieser Trend in der Zukunft im gleichen Maße etablieren wird wie heute das Co-Working. Wenn man sieht, wie stark Co-Working die Arbeitswelten verändert hat, dann bekommt man einen Eindruck davon, wie umfassend dieser Trend ausfallen könnte. In Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Rendite und Nutzungsmöglichkeiten ist man ähnlich flexibel wie beim Mikrowohnen (sowohl wohnwirtschaftlich als auch bei gewerblicher Nutzung). Unserer Ansicht nach muss sich allerdings erst noch zeigen, inwieweit bzw. über welche Dauer hinweg Menschen tatsächlich bereit sind, selbst ihre intimsten Wohnbereiche miteinander zu teilen. Aus vielen Umfragen wissen wir, wie hoch der Stellenwert des persönlichen Rückzugsorts für den Nutzer / Gast / Bewohner heute anzusetzen ist:

Die Frage ist zudem, wie stark sich das Problem der Vereinsamung weiterentwickelt und die Kompromissbereitschaft möglicherweise weiter erhöht, was das "Sharing" von Wohnbereichen betrifft. Ein Blick auf den Markt in Europa und in die verschiedenen Anbieter zeigt ein sehr fragmentiertes und wenig professionalisiertes Angebot, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Es ist spannend zu sehen, dass sich die Anbieter am Markt meistens an den Bereichen Work, Mobilität, Lifestyle, Community oder Budget orientieren und versuchen, sich über einen dieser Kernpunkte zu differenzieren. Vor allem sehen wir für Projektentwickler und Betreiber viel Potential in zwei Herangehensweisen im Co-Living:

• Erstens: Kleine vollausgestattete Apartments mit Kitchenette und viel Gemeinschaftsangebot in Kombination mit einer aktiven Community. Ein gutes Beispiel ist The Collective, der größte Co-Living-Anbieter Europas, der mit seinem ersten Objekt demnächst in Berlin starten wird.
• Zweitens: Gut durchdachte Sharing- / WG-Konzepte, bei denen das Gesamtpaket aus Zugang zur Gemeinschaft, Flexibilität und Mietpreis den Kompromiss an fehlender Privatsphäre ausgleicht, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit.

Selbst gewerbliche Nutzungen, wie z.B. Serviced Apartments oder die (Apart-) Hotellerie, können den Trend des Co-Living für sich nutzen. Hier kommt noch eine wichtige Komponente in Form der deutlich kürzeren Aufenthaltsdauer dazu, die man sehr gut für diese Wohnform nutzen kann. Der CEO von The Collective trifft den Kern des Community-Gedankens: „Die Aufenthaltsdauer beim Co-Living ist zweitrangig. Worauf es wirklich ankommt, ist das Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit.“

Insgesamt gilt: Wer von dieser wachsenden Wohnform profitieren und das Feld mitbestimmen möchte, sollte sich tiefer mit dem Thema beschäftigen. Bei der Konzeption von Co-Living verfolgen wir als BelForm stets die Regel: Produkte, die durch die Brille des Nutzers geplant und möbliert werden und die Bedürfnisse der Zielgruppe in den Mittelpunkt stellen, haben langfristig die besten Chancen, sich auf dem Markt durchsetzen.

(Gastbeitrag von: BelForm GmbH & Co. KG)







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