31.03.2020 Welche Rolle der Hotelsektor in der Corona-Krise einnehmen kann
Ausbleibende Gäste durch COVID-19 – der Hotelsektor wird in der aktuellen Situation mit großen Herausforderungen konfrontiert. Kann die Branche durch eine Umnutzung der Zimmer einen Beitrag zur Eindämmung des Virus leisten?
Die Hotelbranche ist einer der Wirtschaftszweige, der die Auswirkungen der Corona-Pandemie am deutlichsten zu spüren bekommt. Ausbleibende Einnahmen durch fehlende Touristen sowie das Fernbleiben der Geschäftskunden haben das Tagesgeschäft fast vollkommen zum Erliegen gebracht. Viele Hotels werden vermutlich für Wochen leer stehen müssen. Doch trotz dieser Tatsachen oder gerade deswegen kann die Hotellerie noch eine bedeutende Rolle bei den Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 spielen.
Doch wie könnten die verwaisten Hotelzimmer sinnvoll revitalisiert bzw. einer anderen Nutzung zugeführt werden? Da sich viele Unterkünfte an gut gelegenen Standorten innerhalb der Städte befinden und somit leicht zu erreichen sind, könnten sie zu Orten transformiert werden, die der isolierten Beherbergung von Covid-19-Patienten dienen. Als Isolationszentren könnten sie somit die Kapazitäten der Krankenhäuser entlasten.
Dass dies funktionieren und maßgeblich zur Verlangsamung der Infektionsfälle beitragen kann, zeigt der Fall China. Hier zwang das Virus die Menschen bereits vor einigen Wochen zum Handeln: Neben der Einrichtung von medizinischen Zentren wurden zahlreiche Isolationszentren geschaffen, darunter auch ehemalige Hotelzimmer. Eine Maßnahme, die nun auch in Deutschland bzw. in Europa hilfreich sein könnte!
In Irland sprach sich jüngst der stellvertretende Regierungschef Simon Coveney für einen solchen Vorschlag aus. Dabei bat er die Health and Safety Executive (HSE), im Zuge der Covid-19-Pandemie Tausende von Zusatzbetten zu identifizieren. In Großbritannien kam der Ruf aus der anderen Richtung – hier sind bereits erste Hotelketten an die Regierung herangetreten. So hat beispielsweise Best Western Great Britain dem National Health Service (NHS) angeboten, einige seiner 270 Hotels in provisorische Krankenhäuser umzuwandeln. Das Unternehmen bietet derzeit 15.000 Betten und mehr als 1.000 Besprechungsräume für NHS-Mitarbeiter, Pflegepersonal, Familien, Patienten mit geringem Risiko und solche über 70 Jahre an, damit Covid-19-Patienten die dringend benötigten Krankenhausbetten in Anspruch nehmen können. Weitere Unternehmen folgten diesem Beispiel.
In Irland beispielsweise gibt es 60.000 Hotelbetten und Savills schätzt, dass etwa 15.000 davon in der Nähe der wichtigsten Krankenhäuser liegen. In Deutschland gibt es über 680.000 Hotelbetten (ohne Hotels/Kleinhotels), eine ähnliche Anzahl in Großbritannien und in den Niederlanden gibt es fast 285.000 Hotelbetten – viele davon in den größten Städten des Landes wie London, Berlin, Hamburg und Amsterdam, wo die Nachfrage am höchsten sein dürfte.
Obwohl Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme weltweit hat und auch bei der Anzahl an Krankenhausbetten im globalen Vergleich gut dasteht (ca. 497.000 Betten für die Allgemein- und Akutversorgung, davon rund 28.000 Intensivbetten), könnten die Kliniken schon bald an ihre Grenzen stoßen. Spätestens dann wird die Umnutzung von Hotelimmobilien möglicherweise zur rettenden Option – eine Option, die wir jedoch schon heute ins Auge fassen sollten. Auch andere hilfsbedürftige Gruppen könnte eine temporäre Konversion von Beherbergungsflächen dienen: Da zum Beispiel die Selbstisolierung von Obdachlosen praktisch unmöglich ist, wäre hier die Unterbringung in Hotels eine offensichtliche und zeitnah verfügbare Lösung. Zudem hat sich Bundesfrauenministerin Franziska Giffey kürzlich dafür ausgesprochen, dass derzeit leerstehende Zimmer als Schutzräume für Frauen, die vor Gewalt fliehen, zugänglich gemacht werden sollen. Auch hier könnten Hotels zur Entlastung der bereits jetzt an die Kapazitätsgrenzen stoßenden Frauenhäuser beitragen.
(Kommentar von Ann-Katrin Kaiser, Associate Director EMEA Hotels, Investment bei Savills)
Die Hotelbranche ist einer der Wirtschaftszweige, der die Auswirkungen der Corona-Pandemie am deutlichsten zu spüren bekommt. Ausbleibende Einnahmen durch fehlende Touristen sowie das Fernbleiben der Geschäftskunden haben das Tagesgeschäft fast vollkommen zum Erliegen gebracht. Viele Hotels werden vermutlich für Wochen leer stehen müssen. Doch trotz dieser Tatsachen oder gerade deswegen kann die Hotellerie noch eine bedeutende Rolle bei den Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 spielen.
Doch wie könnten die verwaisten Hotelzimmer sinnvoll revitalisiert bzw. einer anderen Nutzung zugeführt werden? Da sich viele Unterkünfte an gut gelegenen Standorten innerhalb der Städte befinden und somit leicht zu erreichen sind, könnten sie zu Orten transformiert werden, die der isolierten Beherbergung von Covid-19-Patienten dienen. Als Isolationszentren könnten sie somit die Kapazitäten der Krankenhäuser entlasten.
Dass dies funktionieren und maßgeblich zur Verlangsamung der Infektionsfälle beitragen kann, zeigt der Fall China. Hier zwang das Virus die Menschen bereits vor einigen Wochen zum Handeln: Neben der Einrichtung von medizinischen Zentren wurden zahlreiche Isolationszentren geschaffen, darunter auch ehemalige Hotelzimmer. Eine Maßnahme, die nun auch in Deutschland bzw. in Europa hilfreich sein könnte!
In Irland sprach sich jüngst der stellvertretende Regierungschef Simon Coveney für einen solchen Vorschlag aus. Dabei bat er die Health and Safety Executive (HSE), im Zuge der Covid-19-Pandemie Tausende von Zusatzbetten zu identifizieren. In Großbritannien kam der Ruf aus der anderen Richtung – hier sind bereits erste Hotelketten an die Regierung herangetreten. So hat beispielsweise Best Western Great Britain dem National Health Service (NHS) angeboten, einige seiner 270 Hotels in provisorische Krankenhäuser umzuwandeln. Das Unternehmen bietet derzeit 15.000 Betten und mehr als 1.000 Besprechungsräume für NHS-Mitarbeiter, Pflegepersonal, Familien, Patienten mit geringem Risiko und solche über 70 Jahre an, damit Covid-19-Patienten die dringend benötigten Krankenhausbetten in Anspruch nehmen können. Weitere Unternehmen folgten diesem Beispiel.
In Irland beispielsweise gibt es 60.000 Hotelbetten und Savills schätzt, dass etwa 15.000 davon in der Nähe der wichtigsten Krankenhäuser liegen. In Deutschland gibt es über 680.000 Hotelbetten (ohne Hotels/Kleinhotels), eine ähnliche Anzahl in Großbritannien und in den Niederlanden gibt es fast 285.000 Hotelbetten – viele davon in den größten Städten des Landes wie London, Berlin, Hamburg und Amsterdam, wo die Nachfrage am höchsten sein dürfte.
Obwohl Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme weltweit hat und auch bei der Anzahl an Krankenhausbetten im globalen Vergleich gut dasteht (ca. 497.000 Betten für die Allgemein- und Akutversorgung, davon rund 28.000 Intensivbetten), könnten die Kliniken schon bald an ihre Grenzen stoßen. Spätestens dann wird die Umnutzung von Hotelimmobilien möglicherweise zur rettenden Option – eine Option, die wir jedoch schon heute ins Auge fassen sollten. Auch andere hilfsbedürftige Gruppen könnte eine temporäre Konversion von Beherbergungsflächen dienen: Da zum Beispiel die Selbstisolierung von Obdachlosen praktisch unmöglich ist, wäre hier die Unterbringung in Hotels eine offensichtliche und zeitnah verfügbare Lösung. Zudem hat sich Bundesfrauenministerin Franziska Giffey kürzlich dafür ausgesprochen, dass derzeit leerstehende Zimmer als Schutzräume für Frauen, die vor Gewalt fliehen, zugänglich gemacht werden sollen. Auch hier könnten Hotels zur Entlastung der bereits jetzt an die Kapazitätsgrenzen stoßenden Frauenhäuser beitragen.
(Kommentar von Ann-Katrin Kaiser, Associate Director EMEA Hotels, Investment bei Savills)